Als am 2. Oktober 2001 das Undenkbare, das Ende der Swissair, wahr geworden war, stand die gesamte Schweiz unter Schock. Mit "ihrer" Swissair war gleichsam auch ein nationales Symbol des kleinen, aber selbstbewussten Alpenstaates, der ein Zentrum der internationalen Finanzmärkte und deshalb auf weltweite Flugverbindungen angewiesen ist, untergegangen. Diese Lücke galt es nun zu schließen, aber wie? Das war die alles entscheidende Frage. Zunächst konnte Swissair den Flugbetrieb ab 5. Oktober 2001 dank der Gewährung von Notkrediten wieder aufnehmen, während im Hintergrund fieberhaft an einer dauerhaften Lösung gearbeitet wurde.
Dies führte schließlich dazu, dass die Swissair-Regionalflugtochter Crossair im Frühjahr 2002 in Swiss International Airlines umbenannt wurde und so die Nachfolge von Swissair als nationale Schweizer Fluglinie antrat.
Unter dem Projektnamen "Phönix" übernahm die Crossair/Swiss auch 26 Lang- und Mittelstreckenflugzeuge von Swissair sowie einen großen Teil von deren Streckennetz. Firmensitz von Crossair/Swiss wurde Basel (und ist es bis heute), während der Hub Zürich – ebenfalls von der alten Swissair übernommen – das operative Zentrum der Airline ist. Dort wurden auch zahlreiche Einrichtungen, Gebäude, Trainingsanlagen, etc ... der ehemaligen Swissair weiter genutzt.
Im Herbst 2003 nahm die neue Schweizer Fluglinie Verhandlungen mit dem Luftfahrtbündnis Oneworld auf, allerdings wurden diese Gespräche im Frühjahr 2004 ergebnislos abgebrochen.
Wirtschaftlich war die junge Airline ebenfalls nicht gerade auf Erfolgskurs und flog im Jahr 2002 einen Verlust von 980 Millionen Schweizer Franken ein. 2003 wurde das Ergebnis nur leicht verbessert, das Minus betrug jedoch immer noch 687 Millionen Franken. Und auch 2004 flog man weiter in die roten Zahlen.
Im Jahr 2004 hatte dann frühere Lufthansa- und Deutsche-Bahn-Manager Christoph Franz das Steuer übernommen und ein umfangreiches Sanierungsprogramm eingeleitet - eine wichtige und richtige Entscheidung, wie sich bald zeigen sollte.
Zwei Jahre später, am 1. April 2006 trat Swiss der von Lufthansa geführten Star Alliance bei und wies in diesem Jahr erstmals seit ihrem Bestehen einen Gewinn aus. Der Überschuss betrug 263 Millionen Franken.
Mit 1. Juli 2007 übernahm Lufthansa die Schweizer Airline zu 100 Prozent, die ihrerseits wiederum im Jahr 2008 die Charterfluggesellschaft Edelweiss Air aufkaufte.
Heute gilt Swiss gemeinhin als profitabelste Airline im gesamten Lufthansa Konzern, zu dem auch die österreichische Austrian Airlines und die belgische Brussels gehören. Von der defizitären britischen BMI hat sich Lufthansa erst kürzlich getrennt.
Trotz der Zugehörigkeit zu einem deutschen Konzern treten die Airline und ihr Personal weiterhin selbstbewusst und mit dem sprichwörtlichen Schweizer Charme auf.
Die Fluglinie definiert sich dabei ausdrücklich als so genannter Premium Carrier, was nicht nur in der edlen Ausstattung der Kabine mit Ledersitzen sowie den eleganten Uniformen der Flugbegleiter und Piloten zum Ausdruck kommt, sondern auch darin, dass Swiss als eine der wenigen Fluggesellschaften weltweit noch auf all ihren Langstreckenflügen ein Dreiklassenprodukt, bestehend aus First-, Business- und Economy Class, anbietet.
Es sind etliche Kleinigkeiten, die den Passagier das "kleine bisschen Extra" spüren lassen, etwa, dass immer einer der Piloten die Gäste beim Einsteigen persönlich begrüßt und beim Aussteigen verabschiedet. Etwas, das man bei den meisten Airlines heutzutage leider vergeblich sucht.
Mit April 2012 bedient Swiss nach eigenen Angaben ab ihrem Hub Zürich und den Landesflughäfen Basel und Genf weltweit 70 Destinationen in 38 Ländern. Die Flotte besteht aus insgesamt 90 Maschinen und sechs Flugzeugtypen. Für die Langstrecke setzt die Airline auf Airbus A340-300 und A330-300, für die Kurzstrecke auf die Airbus A320 Familie (A319, A320, A321) sowie die Avro RJ 100.
Die Geburt der Swiss basierte zwar auf dem Untergang der Swissair, und die ersten Jahre waren wirtschaftlich wenig erfolgreich, doch seit diese Geburtswehen überwunden werden konnten, fliegt die rote Heckflosse mit dem weißen Schweizerkreuz scheinbar unaufhaltsam auf Erfolgskurs. Happy Birthday, Swiss!
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Text: Oliver Neubauer
Fotos: Austrian Wings Media Crew, Andy Herzog (Basel)