Sonntag, 1. April, 9 Uhr, LOXN: Es ist eiskalt am Flugplatz Wiener Neustadt West, und doch herrscht bereits geschäftiges Treiben bei den Mitgliedern des Paraclubs. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass ein Mitglied, noch dazu ein ehemalige Obmann, von einer Atlantiküberquerung mit seinem eigenen einmotorigen Flugzeug zurückkehrt. Deshalb hat der Vorstand beschlossen, seinem Mitglied und aktiven Absetzpilot einen einmaligen Empfang zu bereiten und ihm mit der vereinseigenen farbenfrohen Dornier Do 28 (Reg.: D-IEDO) auf der letzten Etappe seiner Reise entgegen zu fliegen. Diese ist im Vergleich zur vorangegangenen Strecke geradezu ein Katzensprung und führt von Stockerau nach LOXN.
"Erich ist ein Urgestein unseres Vereins und war maßgeblich an der Beschaffung unserer Dornier beteiligt. Wir möchten ihm deshalb mit diesem 'Geleit' eine Freude bereiten", so Paraclub-Obmann Günter Freyer im Gespräch mit Austrian Wings.
Um 10:07 Uhr startet die Zweimot mit der Kennung D-IEDO von der Piste 32 in LOXN und fliegt Erich Häberle entgegen, der mittlerweile mit seiner Glasair Sportsman 2+2 (Reg.: N196RC) in Stockerau gestartet ist und Kurs auf seinen Heimatflugplatz genommen hat.
In rund 3.000 Fuß über der teils noch, oder besser gesagt wieder, schneebedeckten Landschaft des Wiener Neustädter Beckens, "fängt" die Dornier wenige Minuten später die Glasair von Erich Häberle ab und geleitet sie im Formationsflug nach LOXN.
Doch vor der Landung geht es für die Fotografen und Kameraleute noch einmal im Tiefflug, im so genannten Low Pass, über die Piste.
Nach dem Aufsetzen rollt Häberle mit seiner Glasair zum Hangar des Paraclubs, wo er von der Flughafenfeuerwehr bereits traditionell mit einer Wasserfontäne empfangen wird.
Als der Atlantikflieger nach fast zwei Wochen, mehr als 9.000 Kilometern und 57 Stunden im Flugzeug seine Maschine verlässt, wird er von den Mitgliedern "seines" Paraclubs jubelnd begrüßt und einem Ritual unterzogen, wie es normalerweise nur Flugschüler nach ihrem ersten Alleinflug über sich ergehen lassen müssen: dem "Einmassieren" des fliegerischen Feingefühls in das wichtigste Instrument, das "Popometer". Und das funktioniert so: Eine junge Dame nimmt auf einem Stuhl Platz. Der angehende Pilot beugt sich über sie und stützt sich auf ihr ab, während sämtliche Mitglieder des Vereins ihm den Hintern versohlen...
Erst nach dieser Prozedur kommt Erich Häberle dazu, ausführlich von seiner Reise zu erzählen. Davon, dass er auf das richtige Wetter warten musste: "Denn die Überquerung war nur mit West-, also Rückenwind sicher möglich. Bei Ostwind wäre es nicht gegangen." Davon, dass er einen 140 Liter fassenden Zusatztank in sein Flugzeug eingebaut hat, um die Strecke zu schaffen.
Oder davon, dass seine erste Landung auf dem europäischen Festland nach der Atlantiküberquerung auf jenem Flugplatz an der Algarve (Portugal) stattfand, auf dem er einst das Fliegen der Dornier Do 28 erlernt hatte. Und darüber, dass man in den einsamen Stunden über dem Atlantik durchaus zu philosophieren anfängt.
Einen ausführlichen Exklusivbericht vom Piloten selbst lesen Sie in Kürze auf Austrian Wings.
Wir danken Erich Häberle und Günter Feyer vom Paraclub Wiener Neustadt für die freundliche Unterstützung bei der Erstellung dieses Berichts.
Folgende Artikel könnten Sie auch interessieren:
Nächtliche Fallschirmsprünge auf dem Flughafen Wien-Schwechat
Fotoreportage “100 Jahre LOXN”
Links:
(red ON, CvD, Austrian Wings Media Crew, Aktueller Dienst)