In einem Protokoll der "Arbeitsgruppe Transition Handling", datiert vom 4. Mai 2012, heißt es wörtlich: "Bei angenommenen 113 Abgängen (43+ 70) besteht derzeit ein Crew-Unterbestand im Ausmaß von 5-6 Aircraftkapazitäten.“ In der Folge werden bereits detaillierte Maßnahmen gegen den erwarteten Unterbestand protokolliert. Diese reichen von der "Weiterbeschäftigung von austretenden Piloten“ über "aktiv gesteuerte Reduktion des Linienprogramms“ oder der Anmietung fremder Airlines ("Wetlease an Dritte") bis hin zum "Abkauf freier Tage“. Dieses "Abkaufen" freier Tage ist bei der AUA-Tochter Tyrolean bereits seit Jahren übliche Praxis, wie Austrian Wings erfuhr.
Für den Betriebsrat Bord ist dieses Dokument in mehrfacher Hinsicht skandalös. Betriebsratsvorsitzender Karl Minhard:
"Wir spielen in diesem Konflikt mit offenen Karten. Der Vorstand spricht öffentlich anders, als er intern denkt und handelt. Das erschwert jede Zusammenarbeit und zerstört Vertrauen. Dazu kommt, dass unsere Befürchtungen über die Folgen des zwangsweisen Betriebsübergangs von der AUA zu den Tyrolean Airways durch dieses Dokument bestätigt werden. Es kommt bereits bei maßvollen Abgängen zu massiven Problemen. Wir wollen uns gar nicht ausdenken, was passiert, wenn es zu einer größeren Abwanderungswelle kommt.“
Der Betriebsrat Bord bekräftigt erneut sein Angebot für ernsthafte
Verhandlungen auf Basis des weitreichenden Sparpaketes, hinter dem sich in einer Abstimmung überraschend 96,4 Prozent der Belegschaft des fliegenden Personals gestellt haben. Minhard: "Dieses Sparpaket, hinter dem die Belegschaft steht, ist der einzige vernünftige und rechtssichere Ausweg aus der verfahrenen Situation, in die der Crash-Kurs des Vorstandes und der Eigentümerin das Unternehmen gebracht haben.“
AUA-Sprecher Michael Braun erklärte dazu:
"Dieses Papier beweist erstens, dass wir uns mit einer Vielzahl von Maßnahmen auf jede mögliche Situation bestens vorbereiten, so wie es eine gut organisierte Fluglinie tut, und zweitens, dass es sich eben nur ein Hypothesen-Papier handelt. Wir hoffen natürlich weiterhin, dass alle Piloten an Bord bleiben und führen viele Gespräche, damit wir die Piloten von einer gemeinsamen Zukunft überzeugen können."
Heftige Kritik auch an Wortwahl der Lufthansa zur Causa
Das absolut unverständliche, einbetonierte und riskante Verhalten des AUA-Vorstandes kann nur in einem größeren Zusammenhang erklärt werden. Ganz offensichtlich will die Lufthansa am Beispiel der AUA ausprobieren, wie weit man in der Luftfahrt bei der einseitigen Aufkündigung von Kollektivverträgen und Arbeitnehmerrechten gehen kann, mutmaßt der AUA-Bordbetriebsrat. Lufthansa Finanzvorstand Stephan Gemkow hat in einem "Conference Call" mit Analysten am 7. Mai 2012 zum möglichen Abgang von Piloten der AUA die Linie vorgegeben. (Ein Mitschnitt liegt dem AUA-Bordbetriebsrat nach eigenen Angaben vor.) Wörtlich meinte Gemkow damals: "Es ist ein Spiel oder eine Spekulation, wie viele alte Piloten die AUA verlassen werden und wie viele bleiben werden.“ Und weiter zum zwangsweisen Betriebsübergang: "Wir sehen keine Notwendigkeit für Verhandlungen mit dem Betriebsrat in dieser Frage.“
Betriebsratsvorsitzender Karl Minhard dazu: "Das ist der Unterschied. Für uns ist die Zukunft der AUA kein Spiel und wir sehen die Notwendigkeit von Verhandlungen.“
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(red / AUA-BRB)