Österreich

Austro Control: Pünktlich, doch vor Herausforderungen

Austro Control Vorstandsdirektoren Dr. Heinz Sommerbauer und Mag. Johann Zemsky - Foto: J. Kasberger / Austrian Wings
Austro Control Vorstandsdirektoren Dr. Heinz Sommerbauer und Mag. Johann Zemsky - Foto: J. Kasberger / Austrian Wings

Der Rückblick auf das Jahr 2011 gibt Austro Control, insbesondere im Hinblick auf die Pünktlichkeit, Grund zur Freude. Auch für heuer ist man optimistisch, wenngleich besondere Herausforderungen, etwa in Bezug auf FAB-CE, im (Luft-)Raum stehen.

1.159.691 Instrumentenflugbewegungen zählte man über dem heimischen Luftraum im vergangenen Jahr, ein Zuwachs von 1,5 Prozent. Vorstandsdirektor Dr. Heinz Sommerbauer ist zufrieden: "Die vorgenommenen Ziele haben wir erreicht. Seit dem Krisenjahr 2009 verlief die Steigerung konstant." Auch die Entwicklung bei den Umsatzerlösen fällt positiv aus, da die Airlines "auf größere Röhrendurchmesser umgestiegen" seien, bilanziert Sommerbauer. Doch diese größeren Flugzeuge trüben mitunter bereits die Verkehrsentwicklung für die ersten vier Monate des Jahres 2012 - die Airlines können damit zwar deren Passagierzahlen steigern, die Anzahl einzelner Flugzeuge sinkt damit jedoch. Von den sechs österreichischen Verkehrsflughäfen verzeichnen lediglich Wien und Salzburg leichte Zuwächse, insgesamt sind die Landungen rückläufig. Graz und Klagenfurt stellen dabei die traurigen Spitzenreiter mit bis zu 7,3 % Rückgang dar. Am Kärntner Flughafen zeichnet sich für das Jahr 2012 eine noch schlechtere Prognose ab, wodurch der Hub Wien unangefochten die zentrale Rolle innerhalb der österreichischen Luftfahrt spielt.

Das Geschäftsjahr 2011 ist für die österreichische Luftraumüberwachung gut verlaufen, obwohl Austro Control ihr Betriebsergebnis nicht erreichen konnte. Während 22,3 Millionen Euro geplant waren, wurden es unterm Strich nur 20,6 Millionen. Allerdings: das EGT belief sich auf 11,8 Millionen Euro, obgleich die Planung darunter gelegen hatte (11,7 Mio.). "Da kann man von einer Punktlandung sprechen", freut sich Sommerbauer. Auch im Hinblick auf die Gebührensituation ist man zufrieden: "Wir sind jetzt an zehnter Stelle im europäischen Vergleich; die Mehrzahl unserer Nachbarn verlangt höhere Gebühren als die Austro Control", unterstrich der Vorstandsdirektor. Dennoch wolle man weitere Senkungen anstreben, 2014 tritt ohnedies eine diesbezügliche Regulierung in Kraft. Vergleiche mit anderen Ländern seien in dieser Hinsicht jedoch nur dann zulässig, wenn auch die jeweiligen technologischen und Lohn-Niveaus berücksichtigt würden, so Sommerbauer. Aber: "Wir sind in Europa wettbewerbsfähig - und die Airlines schauen schließlich auf jeden Cent!" In Österreich werden derzeit 69,86 Euro pro 100 km zurückgelegter Strecke für ein Flugzeug mit 50 Tonnen Abfluggewicht fällig, 2014 werden es 67,82 Euro sein. Während die Gebührensenkungen natürlich allen Airlines gleichermaßen zu Gute kommen, profitiert die AUA ganz besonders durch die dadurch entstehende Stärkung ihrer Heimatbasis.

Pünktlichkeit: Top im Europa-Vergleich

Besonders stolz ist man bei Austro Control auf die Pünktlichkeitsstatistik. "Wir haben hervorragend geleistet", unterstrich Vorstandsdirektor Mag. Johann Zemsky. Lag 2011 im europäischen Schnitt die Verspätung pro Flug während der Sommermonate mit entsprechend hoher Verkehrsdichte bei 1,64 Minuten, weist Austro Control einen Wert von lediglich 0,35 Minuten auf. "Die Leistungsfähigkeit der österreichischen Fluglotsen war zu 100 Prozent gegeben, das Optimum konnte erzielt werden", lobt Zemsky. Für das Gesamtjahr 2011 weist die Überflug-Statistik eine durchschnittliche pro-Flug-Verspätung von 0,23 Minuten auf - eine deutliche Verbesserung von 83 Prozent gegenüber 2010. Dabei spielte natürlich auch der Faktor Wetter eine nicht unbedeutende Rolle. Zukünftig sollen weitere Optimierungen durch optimierte An- und Abflugverfahren erzielt werden können. Dadurch soll nicht nur Zeit, sondern auch Kerosin eingespart werden.

Das Unternehmen spart - allerdings nicht beim Personal

Innerhalb des Unternehmens Austro Control ist jedenfalls ebenfalls Kostenreduktion angesagt. 2011 betrugen die Einsparungen zwischen 6 und 7 Millionen Euro. Und der Sparplan muss weitergehen, denn der allgemeine Verkehrsrückgang soll innerhalb des Unternehmens abgefangen werden. Gebührenerhöhungen seien keinesfalls eine denkbare Alternative gewesen, ist der Vorstand sich einig.

Dass Austro Control dennoch dringend Fluglotsen benötigt, ist nicht neu. Mittlerweile habe man aber "nahezu den Soll-Zustand erreicht", so Zemsky. Endgültig soll dieses Ziel bis Ende 2013 umgesetzt sein. Dann, so versprach der Vorstand, werden auch die bestehenden Überstunden der Flugverkehrsleiter reduziert. Aktuell versehen 287 Lotsen Dienst; mit jenen, die sich noch im Ausbildungsprogramm befinden, zählt Austro Control insgesamat zirka 400.

Austro Control Bilanzpressekoferenz - Foto: J. Kasberger / Austrian Wings

FAB-CE steht vor der Türe

Enger zusammenrücken wird man schließlich auch durch die künftig relevanten "Functional Airspace Blocks" mit verbessertem Routensystem und verkürzten Flugzeiten. Österreich gehört zum sogenannten FAB-CE, zusammen mit Tschechien, der Slowakei, Ungarn, Slowenien, Kroatien und Bosnien-Herzegowina. Per 4. Dezember 2012 wird dieses System in Kraft treten. Ein zentrales Thema, das die Austro Control bereits seit Jahren begleitet. "Das Ganze gestaltet sich sehr mühsam," räumt Zemsky ein. "Die Gewinne liegen nicht auf der Straße, man muss sie suchen." Zudem seien die kulturellen und nationalen Unterschiede bei den einzelnen beteiligten Flugsicherungen nicht zu unterschätzen. "Gewachsene Strukturen verkomplizieren die Sache", sieht Zemsky noch viele Hindernisse - etwa die militärische Integration im Luftraum. Während in Österreich eine gute Kooperation mit den Streitkräften besteht, existieren in anderen Ländern explizite militärische Sperrzonen, welche den zivilen Verkehr beeinträchtigen. Dies sei ein Bereich, in dem noch einiges an Arbeit warte, jedoch: "Es ist ein Unterschied, ob man mit Kroatien oder Slowenien über militärische Integration in den Luftraum spricht, oder innerhalb Österreichs", verweist Zemsky auf offensichtlich teils festgefahrene Strukturen bei einigen unserer Nachbarn.

In technischer Hinsicht steht per 28. Februar 2013 die Inbetriebnahme einer neuen Software im Verbund mit anderen Flugsicherungen bevor. Die hierzu nötigen Vorbereitungen, welche natürlich auch die entsprechende Schulung der Mitarbeiter einschließen, sind ab September 2012 anberaumt. Durch den teilweisen Wegfall der Mitarbeiter während dieser Einschlungsphase werden natürlich gelegentliche Verspätungen im Luftverkehr nicht auszuschließen sein, diese sollen aber laut Austro Control so gering als möglich gehalten werden. Denn das ehrgeizige Ziel, zu den pünktlichsten Flugsicherungen Europas zu zählen, habe man erreicht, und so gilt es, diesbezüglich auch konstant an weiterer Optimierung zu arbeiten.

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