Diese zeitsparende Option, so berichteten die BER-Planer dem Aufsichtsrat, bestehe seit einem Brief des Bauordnungsamtes vom 09. Mai an die Flughafengesellschaft nicht mehr. Darin heißt es: „Ein weiterer Antrag, der die Nutzung des Terminals mit Interimsmaßnahmen wie zum Beispiel die Mensch-Maschine-Schnittstelle beinhaltet, wird nicht zum Erfolg führen.“ Demnach ist klar, dass der Flughafen nur mit der ursprünglich geplanten vollautomatisierten Brandschutzanlage in Betrieb gehen kann. Nach Auskunft der BER-Planer dauern die nun anstehenden Arbeiten an der Brandschutzanlage und insbesondere die Inbetriebnahme von deren zentralem Teil, der sogenannten Anlage 14, bis zum Dezember 2012.
Drei Monate für Prüfungen und Probebetrieb – Flughafenumzug im Winter nicht sinnvoll
Mit der neuen Zeitplanung soll das Risiko vermieden werden, dass die veranschlagte Zeitdauer für Abnahmen und Zertifizierungen wiederum nicht ausreicht. Zudem ist ein Flughafenumzug im Winter aufgrund der Schlechtwettergefahr und damit einhergehender operationeller Einschränkungen zu risikoreich und grundsätzlich nicht empfehlenswert. Der Aufsichtsrat folgte daher der Empfehlung der Geschäftsführung, die weiteren notwendigen Schritte bis zur Inbetriebnahme des Flughafens erst nach Fertigstellung der Bauarbeiten anzugehen. Im Einzelnen sind dies die sogenannte Wirk- und Komplexprüfung durch zertifizierte Gutachter, die anschließende Prüfung durch das Bauordnungsamt, weitere Probebetriebstage, die Widmung des Flughafengeländes als Sicherheitsbereich (sogenanntes Scharfschalten der §8-Sicherheitslinie) sowie die Anlieferung von Waren in Lagerräume, Laden- und Gastronomieeinheiten.
Kritik am Risikomanagement und Konsequenzen
Im Verlauf der Aufsichtsratssitzung wurde zudem Kritik am Risikomanagement der BER-Planer geübt. Die durch die verspätete Fertigstellung der anspruchsvollen Brandschutzanlage entstandenen Risiken seien unterschätzt worden. Die Situation auf der Baustelle hatte sich zuletzt auch dadurch verschärft, dass verschiedene Gewerke mit ihren Arbeiten im Rückstand waren und Planungen, Bauarbeiten, Mitarbeiterschulungen und Probebetrieb gleichzeitig vorangetrieben werden mussten. Daher konnten im Probebetrieb viele Szenarien nicht wie geplant getestet werden. Auch kam es immer wieder zu Störungen des Probebetriebs durch Bauarbeiten (etwa Stromklau durch Bauarbeiter, infolgedessen ganze Check-In-Inseln ausfielen). Weiteres Manko des gegenwärtigen Bautenstandes am BER ist die mangelnde Stabilität einzelner Systeme, vor allem in Teilen der Datentechnik und der sicherheitstechnischen Anlagen (z.B. LAN-Netze, Brandmeldeanlage, Türsteuerung).
Im Zuge der Aussprache zu den Gründen der Verschiebung des Eröffnungstermins fiel die Entscheidung, dass der Geschäftsführer Betrieb/BBI, Dr. Manfred Körtgen, das Unternehmen verlassen wird. Körtgen kam 2004 als Bereichsleiter Planung und Bau BBI zur Flughafengesellschaft. Er übernahm die Leitung des bereits existierenden Planungsteams und baute den Baubereich für den neuen Flughafen auf. Ab September 2008 verantwortete er den Bau des Flughafens Berlin Brandenburg als Geschäftsführer Betrieb/BBI. Bis ein neuer Geschäftsführer Betrieb/BBI gefunden ist, wird Flughafenchef Prof. Dr. Rainer Schwarz das Ressort interimistisch verantworten.
Zugleich entschied der Aufsichtsrat, das Vertragsverhältnis mit der pg bbi zu beenden. Die pg bbi als Generalplaner und Verantwortlicher für die Objektüberwachung besteht aus der J.S.K. International Architekten und Ingenieure GmbH und der gmp Generalplanungsgesellschaft mbH.
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(red / Berliner Flughäfen)