Als Austrian Wings im vergangenen Spätherbst zu Besuch am neuen ÖLS-Standort nahe dem Flughafen Graz-Thalerhof war, deutete alles auf einen gelungenen Neustart hin: Das seit den 1930er-Jahren existente österreichische Traditionsunternehmen, in dem einst die Flugzeugführer der AUA ausgebildet wurden, hatte ein neues Verwaltungs- und Schulungsgebäude in Betrieb genommen, ein motiviertes Team zeigte sich voller Tatendrang.
Nur wenige Monate später, im Frühjahr 2012, dann die Wende: Austrian Wings-Redakteure fanden das kurz zuvor neu eröffnete Gebäude leer stehend vor, einzig eine Notiz informierte über einen wiederum verlegten Standort - die ÖLS sei, so der Hinweis, wie schon vor ihrem zurückliegenden Umzug nun erneut direkt am Flughafengelände in Graz ansässig. Dort fand unser Reporterteam schließlich ein schlichtes Einraum-Büro sowie einen kleinen Briefing-Raum, offenbar gemeinsam mit der "Lyoness Aviation GmbH" genutzt, vor. Die Türen waren jedoch verschlossen.
Die ÖLS habe ihren Ausbildungsbetrieb per April 2012 an die Firma AeronautX übertragen, teilte das Unternehmen im Internet mit. Doch die Turbulenzen schienen zu diesem Zeitpunkt bereits gravierend: Hieß es Anfang Mai trotz aller Umstände noch aus den Reihen der ÖLS, die neuerliche Standort-Übersiedlung sei primär aus "organisatorischen Gründen" erfolgt, da ein direkt am Flughafen angesiedelter Betrieb vorteilhafter sei, erreichte unsere Redaktion vor einigen Tagen dann die Nachricht, dass sogar eine endgültige Aufgabe des ÖLS-Schulungsbetriebes wohl unmittelbar bevorstünde. Auch verschiedene andere Quellen berichteten, dass es kaum noch Flugschüler gegeben habe.
Nun zieht Geschäftsführer Jörg Oberhofer gegenüber Austrian Wings Bilanz: "Geringe Auslastung und ungünstige Rahmenbedingungen am Standort Graz machen eine Linienpilotenausbildung auf hohem Qualitätsniveau, wie von ÖLS angeboten, derzeit leider nicht möglich. Deshalb wurden die Ausbildungsaktivitäten am Flughafen Graz bis auf Weiteres eingestellt." Brancheninsider berichten außerdem, dass es selbst für etablierte Betreiber zunehmend schwierig sei, sich mit guter Qualität gegen einzene Anbieter zu behaupten, die ihre Leistung oft zu Dumpingpreisen anbieten.
Beim Rot-Weiß-Roten Luftfahrt-Traditionsbetrieb kann also fortan nicht mehr geboardet werden - und viele ehemalige ÖLS-Schüler, die mittlerweile ihren festen Cockpitplatz bei großen Airlines haben, blicken wehmütig auf ihre Ausbildungsstätte zurück, der sie nach wie vor unisono großen Respekt für ein über all die Jahre durchgehend hochwertiges Ausbildungsniveau zollen.
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(red Aig)