Für die Kunden werde sich durch den sogenannten Betriebsübergang laut AUA nichts Wesentliches ändern: Die Marke "Austrian" bleibt auf allen Flugzeugen erhalten, auch die Flugnummer mit dem Airline-Code "OS" bleibt wie gewohnt bestehen. Für die Reisebüros und auf den Tickets werden allerdings auch alle Mittel- und Langstreckenflüge mit dem Zusatz "VO" oder "operated by Tyrolean" auf den Betreiber der Flugzeuge ausgewiesen. Der Markenzusatz "arrows" auf den Maschinen der Tyrolean Airways wird sukzessive bis Ende 2012 wegfallen - Austrian Wings berichtete als erstes österreichisches Luftfahrtmagazin.
Austrian Airlines CEO Jaan Albrecht dazu: "Mit 1. Juli 2012 werden wir einen gemeinsamen Flugbetrieb haben. Das bedeutet am Ende des Tages: Eine einheitliche Marke, eine Führungsmannschaft, eine Crew und eine gemeinsame Zukunft ohne Doppelgleisigkeiten.“
Was im Detail passiert:
Flugzeugflotte: 22 Flugzeuge der A320 Familie, sieben Boeing 737, sechs Boeing 767 und drei Boeing 777 werden am 1. Juli um 0:00 Uhr innerhalb des Konzerns den Betreiber wechseln. Ein Flugzeug der Boeing 777, die OE-LPB, bleibt aus verkehrsrechtlichen Gründen bei Austrian Airlines. Die Ausflottung der noch vorhandenen sieben Boeing 737 Mittelstreckenflugzeuge und die Einflottung von sieben Airbus A320 im Zuge der Flottenharmonisierung auf der Mittelstrecke sind im Gange.
Organisation
In der Tyrolean Airways wird organisatorisch der gesamte Flugbetrieb gebündelt werden. In der Austrian Airlines verbleiben wichtige Kernaufgaben wie zum Beispiel das Stationsmanagement, die Technik, der Vertrieb im In- und Ausland sowie Steuerungsabteilungen des Unternehmens wie Netzplanung, Personal, der Finanzbereich oder das Marketing. An den Eigentumsverhältnissen ändert sich nichts: Die „Tyrolean Airways Tiroler Luftfahrt GmbH“ bleibt eine 100Prozent Tochter der Austrian Airlines AG.
Die Austrian Airlines behält ihre Betriebsgenehmigung und bleibt dadurch weiterhin Nutzer der Verkehrsrechte. Die Flüge werden mit OS Flugnummern, jedoch „operated by Tyrolean“ durchgeführt. Austrian Airlines fliegt etwa 50 Länder von Wien aus an. Bei vielen Ländern mussten keine zusätzlichen Genehmigungen eingeholt werden, mitunter auch deshalb, weil insbesondere innerhalb der Europäischen Union die rechtlichen Bestimmungen dies generell erlauben. In den nicht-europäischen Ländern wurden in den vergangenen Wochen die erforderlichen Genehmigungen eingeholt .
Personal
Rund 460 Piloten und 1.500 Flugbegleiter wechseln innerhalb des Konzerns den Arbeitgeber von Austrian Airlines zu Tyrolean Airways. 110 Piloten und 214 Flugbegleiter haben letztendlich das Unternehmen verlassen. Insgesamt, mit jenen Mitarbeitern der Tyrolean, hat die Austrian 900 Piloten und 2.000 Flugbegleiter. In punkto Arbeitsumgebung und Gehalt ändert sich für die Mitarbeiter nichts. Die Tyrolean beschäftigt heute etwa 1.500 Mitarbeiter, nach dem Betriebsübergang werden es also 3.500 Mitarbeiter sein. Insgesamt beschäftigt die Austrian Airlines Group rund 6.700 Mitarbeiter.
Flugplan
Um den Abgang der Piloten zu kompensieren, wurden eine Reihe von temporären Maßnahmen für den Sommerflugplan gesetzt:
Umschulungen
Durch die Ausflottung von vier Boeing 737 Flugzeugen wurden 31 Boeing 737 Piloten verfügbar. Sie wurden bereits auf Airbus-Flugzeuge umgeschult, und durch die Auflösung der Teilzeitarbeit bei Tyrolean wurden 36 Co-Piloten der Tyrolean frei, die bereits von Fokker auf Airbus umgeschult wurden.
Anmietung von Flugzeugen
Austrian Airlines werden temporär fünf Flugzeuge von Lufthansa, Augsburg Airways, Contact Air und Welcome Air anmieten (Wet-Leases). Lufthansa wird im Juli und August die OS-Strecken zwischen Wien und Düsseldorf sowie Wien und Rom mit einer 139-sitzigen Boeing 737-300 fliegen und mit einem 241-sitzigen Airbus 340-300 im Juli Wien-Dubai-Wien übernehmen. Darüber hinaus wird die Strecke Salzburg-Frankfurt, die von Austrian im Auftrag der Lufthansa bedient wird, für die ersten beiden Wochen im Juli von Lufthansa selbst mit einer Boeing 737-300 bedient werden. Die Contact Air wird mit einer 100-sitzigen Fokker 100 zwei von vier täglichen OS-Kursen auf der Strecke Wien-Zürich-Wien sowie den Flug Wien-Varna-Wien fliegen. Diese Maschine wäre ursprünglich im Auftrag der Austrian Schwestergesellschaft SWISS im Wet-Lease geflogen. Die im Regionalverbund der Lufthansa tätige Augsburg Airways wird zwischen 15. Juli und 31. August eine von insgesamt vier Flügen auf der Strecke Wien-München-Wien und zwei von insgesamt drei Flügen auf der Strecke Wien-Stockholm-Wien vorübergehend übernehmen. Die Welcome Air wird zusätzlich zu den bestehenden vier von fünf Flügen zwischen Linz und Wien mit einer zusätzlichen 31-sitzigen Dornier 328 im Juli und August auch Flüge zwischen Wien und Klagenfurt, Salzburg sowie Prag übernehmen. Für die Passagiere wird es Austrian-Service an Bord geben. Die Austrian wird die dadurch entstehenden höheren Standzeiten für Wartungsarbeiten in der Austrian Technik nutzen.
Freelancer
Etwa 30 jener Piloten, die von der privilegierten Kündigung Gebrauch gemacht haben, werden über den Sommer und bis längstens November punktuell und temporär eingesetzt.
Die Reorganisation mittels Betriebsübergang sei ein wesentlicher Baustein des 220 Millionen Euro schweren Restrukturierungsprogramms, das im Jänner 2012 vorgestellt wurde. Ziel des Programms ist es, die Strukturen der Austrian Airlines zu modernisieren, um die größte heimische Fluggesellschaft nachhaltig in die Gewinnzone zu bringen.
CEO Jaan Albrecht dazu: "Wir befinden uns auf dem Weg zu einer gesunden Austrian.“
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(red / AUA)