Dienstag, 5. Juni 2012, 3 Uhr Früh. Gleich können die ersten Fluggäste für ihren Flug nach Karpathos einchecken. Diesmal ist alles "echt". Kein Probebetrieb, keine Testpassagiere, sondern die Premiere für das neue Terminal steht unmittelbar bevor. Eun Reporterteam von Austrian Wings steht bereit, um die allerersten Eindrücke des Regelbetriebs festzuhalten.
Freundlich und modern präsentiert sich der Check In 3 an diesem ersten "offiziellen" Betriebstag. Letzte Übersiedlungen, vor allem diverser Check In Einrichtungen, wurden in der Nacht von Montag auf Dienstag noch erledigt. Schalter 301 bis 399 befinden sich ab sofort im neu errichteten Terminalgebäude, fast alle Star Alliance-Flüge werden hier abgefertigt. Die ersten Reisenden, die über die neue Ankunftshalle im Skylink nach Österreich einreisten, waren übrigens die 130 Passagiere des EasyJet Fluges 5359 aus London Gatwick. Wegen einer Verspätung landete dieser erst um 00:45 Uhr in Wien, zu einem Zeitpunkt als die alte Ankunftshalle bereits geschlossen war. "Der Flieger wurde aber nicht angedockt, die Reisenden nutzten lediglich die Ankunftshalle des Check In 3", so Flughafensprecher Peter Kleemann gegenüber Austrian Wings.
"Sehr schön - alles hell und freundlich. Mir gefällt's seht gut", fasst eine Passagierin ihre ersten Eindrücke zusammen, während sie vor einem der Gepäckaufgabeschalter wartet. Ein Geschäftsmann hingegen kann dem neuen Gebäude gar nichts abgewinnen: "Das soll das Aushängeschild des Wiener Flughafens sein? Das schaut ja aus wie im Gefängnis", bringt er seine Ablehnung zum Ausdruck. Laut Aussage der Flughafen-Pressestelle sollen jedenfalls drei Viertel der Passagiere das neue Terminal gut gelungen finden, wie die im Zuge der Eröffnung durchgeführte Umfrage eines Meinungsforschungsinstituts zu Tage gebracht habe. Nachgebessert werden muss offensichtlich noch am Leitsystem, das mehrfach kritisiert und als nicht ausreichend übersichtlich bemängelt wurde - ein Umstand, auf den schon ein von Austrian Wings im Zuge des Testbetriebs interviewter Passagier im Jänner dieses Jahres hingewiesen hatte.
Gleich nach dem Einchecken geht es für die Fluggäste durch eine der 15 zentral angeordneten Sicherheitskontrollstellen. Erst dahinter steht das komplette Angebot an Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomiebetrieben zur Verfügung - ein Novum am Wiener Flughafen.
Doch nicht nur für den Airport und dessen Passagiere bringt die Eröffnung des 150.000 m² großen Terminals Neuerungen mit sich. Auch die Flugsicherung ist betroffen, wie Austro Control der Austrian Wings-Redaktion mitteilte - die Flugverkehrsleiter im Tower werden künftig verstärkt gefordert, erklärt Sprecher Mag. Peter Schmidt: "Die am Flughafen Wien bis jetzt übliche Führung der Luftfahrzeuge durch Einwinker im Vorfeldbereich wird auf Grund der neuen Parkpositionen am neuen Terminal verstärkt auf den Tower übergehen. Erst im unmittelbaren Parkbereich werden die Luftfahrzeuge von Einwinkern geführt." Um diesem Verfahren entsprechend Rechnung tragen zu können, wurden bereits alle nötigen Adaptierungen durchgeführt. "Wir sind bestens vorbereitet und werden in bewährter Weise für einen sicheren und effizienten Ablauf des Flugverkehrs sorgen", verspricht Schmidt.
Pünktlich um 4:33 Uhr rollte der erste Flieger an einen Check In 3-"Finger", Flug OS 9542 aus Hurghada mit 62 Passagieren an Bord. Austrian-CEO Jaan Albrecht freut sich: "Das ist ein Meilenstein für den österreichischen Flugverkehr!"
Im Laufe des Vormittags hatte der Flughafen Wien noch ein offizielles Eröffnungsprogramm in petto. So wurde beispielsweise auf der Terminal-Ankunftsebene um 9:30 Uhr ein Flashmob, organisiert von Austrian Airlines, präsentiert, und die Passagiere schwangen gemeinsam mit den Profis von eventbuehne.at sowie des Salzburger Tanzsportklubs "Team 7" das Tanzbein zu Walzerklängen von "An der schönen blauen Donau".
Bisher funktionieren die Systeme weitgehend reibungslos. Auch die Morgenspitze, die erste wirkliche Nagelprobe, wurde problemlos bewältigt, teilte der Flughafen mit.
Die Passagierwege und das Aufkommen entsprach den Simulationen, die Wartezeiten an den Sicherheitskontrollen und Behördenschaltern waren gering und alle wichtigen Terminal-Komponenten wie Gepäckssortieranlage, Türsteuerung und IT-Systeme liefen problemlos. Kleinere Störungen sind zum Beispiel bei den Anzeigen der Gepäckbänder aufgetreten, die für etwa 20 Minuten nicht sichtbar waren. Diese und weitere Erkenntnisse aus dem Echtbetrieb, wie zum Beispiel Verbesserungen im Leitsystem und bei den Transferwegen, werden sogleich in Angriff genommen.
Bis 17:00 Uhr wurden bereits rund 10.000 Passagiere abgefertigt, insgesamt werden heute 440 Flüge und rund 37.000 Reisende erwartet.
Weitere Impressionen vom ersten Check In 3-Betriebstag:
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(red CvD / MK / AWMC)