Schon wenn man die großzügigen Räumlichkeiten von Viennaflight im zweiten Wiener Gemeindebezirk betritt, spürt man förmlich mit wie viel Liebe Geschäftsführer Gerhard Lück an die Sache herangegangen ist. Neben einem Empfangsschalter der an einen Ticketschalter erinnert, steht den Gästen während der Wartezeit auf ihren Flug, der wahlweise im Airbus A320 oder Bell 206 Jet Ranger (Simulator) stattfindet, auch eine geschmackvoll eingerichtete Lounge zur Verfügung. Wie kam er aber überhaupt auf diese ausgefallene Geschäftsidee?
"Ich war immer schon flugbegeistert und habe meine ersten Flugversuche noch auf dem legendären Commodore C64 unternommen", schildert Lück. Doch die Technik entwickelte sich weiter und mit den heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten keimte in ihm Anfang 2010 eine Idee. "Ich habe mir überlegt, dass es doch möglich sein müsste, einen A320 Simulator wirtschaftlich zu betreiben sowie damit günstige Flüge anzubieten, und mit den Recherchen begonnen."
Gleichzeitig wollte er - um sich wirtschaftlich abzusichern - nicht ausschließlich auf so genannte "Funflights" angewiesen sein. Aus der ersten Idee wurde schließlich ein ausgeklügelter Businessplan. Doch bis zum "Take off" sollten noch fast zwei Jahre vergehen.
Bis die passende Location gefunden war, wälzten er und seine Partnerin Barbara Strasser, die für die Buchungen zuständig ist, "mehrere hundert Inserate". Denn nicht nur die Größe des Standortes musste mindestens 160 Quadratmeter betragen, auch die Aufteilung der Räume und die Tragfähigkeit der Fußböden waren entscheidende Kriterien. Darüber hinaus sollte der zukünftige virtuelle Airport auch noch verkehrsgünstig gelegen sein.
Fündig wurden sie schließlich in der Schöngasse im zweiten Bezirk. Und auch hier half Kommissar Zufall. "Wir besichtigten eine Räumlichkeit mit 160 Quadratmetern, die eigentlich ganz gut aussah. Doch Vertreter der Firma, die unseren Simulator herstellt, maßen alles aus und kamen zu dem Schluss, dass wir die Anlage hier nicht aufbauen können. Doch glücklicherweise war just an diesem Tag ein anderes Büro im gleichen Gebäude frei geworden, das exakt unseren Anforderungen entsprach."
Im September 2011 bestellte Lück schließlich "seinen" A320 Simulator. Etwa zur gleichen Zeit kontaktierte ihn Michael Anzenberger, ein Grafiker, der an einem Bell 206 Jet Ranger Simulator baute.
Anzenberger: "Ich bin auch schon seit Jahren leidenschaftlicher Simulatorpilot, aber für Hubschrauber gab es einfach nichts brauchbares, weshalb ich mir selbst einen gebaut habe. Als ich in einer Fachzeitschrift von Gerhards Plänen las, dachte ich mir, vielleicht könnten wir zusammenarbeiten."
Lück: "Wir verstanden uns auf Anhieb, das Konzept passte, und jetzt war es auch gut, dass wir das größere Büro gemietet hatten, denn somit war Platz für den Hubschraubersimulator vorhanden."
Ende Januar 2012 waren die Aufbauarbeiten abgeschlossen, und Viennaflight öffnete seine Pforten, pardon, die Flugsteige.
"Wir bieten sowohl Spaßflüge für jedermann, als auch gezielt Vorbereitungen auf Pilotenselektionen an. Unsere Instruktoren sind allesamt selbst erfahrene Piloten, die tagtäglich in richtigen Cockpits sitzen."
Eine Flugstunde (+30 Minuten Briefing und Debriefing) ist bereits ab 160 Euro zu haben.
Möglich sind diese günstigen Tarife durch den Verzicht auf das aufwendige und wartungsintensive hydraulische Bewegungssystem, über das Full Flight Simulatoren, im Gegensatz zu Lücks unbeweglichem A320 von "Flightdeck Solutions", verfügen.
Daneben werden die Räumlichkeiten auch als Eventlocation an Firmen vermietet und "wir halten auch Flugangstseminare ab, an deren Ende die Teilnehmer selbst das Steuer übernehmen."
Austrian Wings, dessen Redakteure bereits Erfahrung auf A320, Boeing 737, Fokker 100 und A330 Full Flight Simulatoren gesammelt hatten, waren vom realitätsnahen Flugverhalten des A320 Simulators von Viennaflight jedenfalls beeindruckt, und auch auch der Jet Ranger Simulator wurde im Beisein eines aktiven Helikopterpiloten mit überraschendem Ergebnis getestet. Denn auch beim aerodynamisch äußerst anspruchsvollen Hubschrauber ist Anzenberger und Lück die Schaffung eines realitätsnahen Flugverhaltens gelungen. Dass sich weder der Bell 206 Jet Ranger noch der Airbus A320 bewegen, fällt kaum auf - aufgrund des großartigen Sicht- und Soundsystems der auf "Prepare 3D" laufenden virtuellen Fluggeräte hat man schon nach wenigen Minuten vergessen, dass man sich eigentlich (fast) auf Flughöhe null befindet ...
"Worauf wir besonders stolz sind ist, dass Viennaflight wahrscheinlich den einzigen auch problemlos für Rollstuhlfahrer zugänglichen A320 Simulator Europas anbietet. Wir können nämlich den Pilotensitz über die Schiene einfach ausbauen, sodass unser Gast seinen eigenen Rollstuhl als Kapitänssitz verwenden kann."
Die Austrian Wings Redaktion wünscht dem engagierten Viennaflight-Team eine erfolgreiche Zukunft und always happy landings.
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(red CvD, Fotos: Austrian Wings Media Crew)