Die AUA habe im ersten Halbjahr nach eigenen Angaben ein Bündel von Maßnahmen gesetzt, um ihre Sanierung voranzutreiben. Dazu gehören laut eigenen Angaben die Harmonisierung der Mittelstreckenflotte, neue Verträge mit rund 60 Lieferanten, Maßnahmen zur Reduktion der Standortkosten sowie die Modernisierung der Arbeitsverträge. Im Zuge der Reformbemühungen hat am 1.Juli 2012 der Betriebsübergang zur Tyrolean stattgefunden, wo nun der gesamte Flugbetrieb gebündelt ist. Durch den Betriebsübergang wurden automatische Gehaltssteigerungen außer Kraft gesetzt und das Pensionssystem modernisiert.
Austrian Airlines haben im ersten Halbjahr 2012 6,7 Prozent mehr Passagiere befördert. Insgesamt sind 5,4 Millionen Menschen mit Austrian geflogen. Auch die Auslastung hat sich sichtbar verbessert und gibt Anlass zur Zuversicht: Der Passagierfaktor hat sich um 3,3 Prozentpunkte auf 74 Prozent erhöht. Die Kapazität (ASK) ist um 1,6 Prozent gesunken und die Passagierkilometer (RPK) um 6,3 Prozent gestiegen.
Das stärkste Wachstum konnte Austrian im Europaverkehr mit einem Passagier-Plus von acht Prozent verzeichnen. Ausschlaggebend war hier vor allem das Osteuropageschäft. Die stärkste Auslastung kann die Airline aber bei Langstreckenflügen verzeichnen: Der Passagierfaktor liegt dort bei 76,6 Prozent. Auf Strecken wie New York betrug er im Juni sogar über 90 Prozent. Allerdings sagt die Auslastung alleine noch nichts über die Wirtschaftlichkeit einer Strecke aus.
Der Personalstand der Austrian Airlines Group inklusive ihrer vollkonsolidierten Töchter lag zum Stichtag 30. Juni 2012 bei 6.686 Mitarbeitern (30. Juni 2011: 6.898 Mitarbeiter). 110 Piloten und 214 Flugbegleiter haben nach Auskunft der Airline die Gesellschaft im Zuge des Betriebsübergangs verlassen. Zu Engpässen in den Sommermonaten soll das aber nicht führen, ist CEO Albrecht überzeugt. Im Juli flogen fünf Maschinen im Wetlease (zwei 737 sowie ein A340 von Lufthansa, ein Embraer 190 der Augsburg Airways sowie eine Fokker 100 der Contact Air), im August brauche man nur noch vier dieser zugemieteten Maschinen samt Crew. Zum Glück für die AUA, denn diese Wetleases schlagen mit einem einstelligen Millionenbetrag zu Buche. "Das ist eine ganze Menge", räumt Albrecht ein, ohne jedoch eine genaue Summe zu nennen. Der "hauseigene" Flugbetrieb gibt dem AUA-Boss keinen Grund zur Sorge: "Wir sind in der Hochsaison, unter Flugprogramm ist nicht anders als im Juli. Der Flugbetrieb läuft wie ein Schweizer Uhrwerk auf höchstem Niveau, und das wird auch im August so sein", zeigt Albrecht sich zufrieden.
Spitzenwerte erreicht die AUA laut eigenen Angaben bei Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Austrian Airlines gehören weiterhin zu den pünktlichsten Airlines Europas. In den Monaten Jänner bis Mai des laufenden Jahres (die Juni-Daten liegen noch nicht vor) war sie erneut im Spitzenfeld unter 25 AEA-Airlines (Association of European Airlines): Mit einer Abflugspünktlichkeit von 89,4 Prozent (2011: 89,3) und einer Ankunftspünktlichkeit von 88,5 Prozent (2011: 88,0) lagen die Werte von Austrian Airlines weit über dem europäischen Durchschnitt. Die Zuverlässigkeit lag bei 99,3 Prozent.
Mehr als 80 Millionen Euro Investitionen
Im zweiten Halbjahr 2012 wird Austrian Airlines massiv in die Produktqualität, insbesondere in die Umgestaltung der Langstrecken-Kabinen, investieren. Sie hat dafür eine Gesamtinvestitionssumme von über 80 Millionen Euro eingeplant - Austrian Wings berichtete. Noch im Herbst/Winter 2012/2013 werden die zehn Flugzeuge der Langstreckenflotte – sechs Boeing 767 und vier Boeing 777 – mit neuen Sitzen in der Business und Economy Class ausgestattet.
Um die Liquidität der Airline zu sichern, hat Mutterkonzern Lufthansa vergangene Woche 70 Millionen Euro als "erste Unterstützungs-Tranche" überwiesen, wie CEO Albrecht heute Vormittag in einer Telefonkonferenz gegenüber Journalisten ausführte. Weitere 70 Millionen stehen, "abhängig vom Erfolg der AUA-Sanierungsmaßnahmen", bereit - "Wenn wir sie benötigen würden", so der AUA-Geschäftsführer. Die Unterstützung der Lufthansa sieht Albrecht als "enormen Vertrauensbeweis" an; Investitionen aus komplett eigenenen Mitteln wären für Austrian derzeit undenkbar. So bleibt der Fokus also weiterhin auf der Umsetzung des Kostensenkungsprogramms. Jedenfalls aber liege die Eigenkapitalquote "über den gesetzlich bestimmten Mitteln", wie der AUA-Vorstand etwas wortkarg ausführte, ohne - wie auch schon bei vergangenen Pressekonferenzen - eine genaue Ziffer nennen zu wollen. Der Gesetzgeber schreibt mindestens 8 Prozent vor. "Aber wir sind gut unterwegs", versichert Albrecht.
Generell dürfte die Prognose für das zweite Halbjahr für die Airline-Branche aber nicht besonders rosig gezeichnet sein, doch da muss die AUA aus eigener Kraft durch, wie Albrecht betont. Ein außerordentliches, weiteres Lufthansa-Backup wird es nicht geben. So bleibt auch das Thema Ticketsteuer weiterhin aktuell, trotz geringfügiger Senkungen ist man mit dem Angebot aus dem Ministerium keinesfalls zufrieden. 2012 wird die AUA allein dadurch Mehrbelastungen in Höhe von etwa 40 Millionen Euro zu tragen haben, die man jedoch nicht zur Gänze an die Passagiere weiterverrechnen könne, wie Jaan Albrecht ausführt: "Der Kunde zählt bis zum letzten Pfennig!"
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(red CvD / red Aig)