Österreich

"Häufung von Vorfällen": AUA übt scharfe Kritik am Flughafen Wien

Foto: Austrian Wings Media Crew

Nach der Beschädigung der Boeing 777 OE-LPD und der Boeing 767-300ER OE-LAT durch das Personal der Flughafen Wien AG sowie einigen weiteren Zwischenfällen übt die Führungsebene der AUA in einem internen Schreiben an die Mitarbeiter massive Kritik am Flughafen Wien.

In dem Schreiben, das der Austrian Wings Redaktion vollständig vorliegt, heißt es unter anderem wörtlich:

"Dabei waren immer Fahrzeuge der FWAG involviert. Sei es beim Push-Back, beim Towing, bei der Beladung des Flugzeugs oder sonst bei Fahrten rund um das Flugzeug."

Kürzlich sei zudem ein Passagierbus mit AUA-Fluggästen an Bord auf dem Weg zu einer Maschine mit einem anderen Fahrzeug des Flughafens kollidiert. Dabei seien auch Personen verletzt worden. Wie Austrian Wings Recherchen ergaben, handelte es sich bei den Verletzungen um leichte Schnittwunden infolge von gesplitterten Fensterscheiben.

"In meiner langjährigen Tätigkeit im Airline Management habe ich noch nie eine solche Kumulation von Vorfällen erlebt, für die der Flughafen Wien verantwortlich ist. Diese Dimension ist weder Industriestandard, noch wird sie einem normalen Qualitätsanspruch gerecht. Es sind Fälle passiert, bei denen das beschädigte Flugzeug tagelang nicht mehr eingesetzt werden konnte. Zu den Kosten für die rein technische Reparatur (Versicherung) kommen jeweils noch die Ertragsausfälle sowie die Kosten aus den betrieblichen Konsequenzen hinzu, die in den meisten Fällen ein Mehrfaches der eigentlichen Reparatur betragen", schreibt die AUA-Führung an ihre Mitarbeiter.

Und weiter: "Der AUA Vorstand hat diese Forderungen bei FWAG bereits eingeleitet."

Man überweise "jährlich Millionenbeträge" an den Flughafen Wien, da müsse schon "eine andere Leistung abgeliefert werden. Diese Leistung hat mit einem Schweizer Uhrwerk nichts zu tun."

Die Umstellungen und Unregelmäßigkeiten, die sich durch die vom Flughafen Wien verschuldeten Zwischenfälle ergaben, seien "enorm" gewesen. Das Aufrechterhalten des Betriebes sei oftmals nur dank des "außerordentlichen Einsatzes" der AUA-Mitarbeiter überhaupt möglich gewesen.

Airport Schwechat richtet Arbeitsgruppe ein

Flughafen Sprecher Peter Kleemann bestätigte und bedauerte gegenüber unserer Redaktion die Vorfälle, erklärte jedoch gleichzeitig, dass diese keinesfalls auf Personalmangel und Kostendruck zurrückzuführen seien. Im Gegenteil, in den betreffenden Airport-Bereichen sei das Personal sogar aufgestockt worden.

Kleemann: "Wir stehen mit Austrian Airlines bereits intensiv in Kontakt. Die an diesen Vorfällen beteiligten Mitarbeiter sind sehr gut geschult und hatten bisher keine Vorfälle dieser Art zu verzeichnen. Die jüngsten Ereignisse sind sehr unangenehm, die Anzahl derartiger Vorfälle liegt aber bisher um 60% unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres, das ist einer der niedrigsten Stände aller Zeiten. Im ersten Halbjahr waren es 15 Fälle, im Vergleichszeitraum 2011 lagen wir bei 33 Fällen. Das zeigt, dass die Qualität beträchtlich gestiegen ist. Die Häufigkeit der jüngsten Ereignisse ist zwar bedauerlich, aber insgesamt sind es beträchtlich weniger Fälle als früher. Aktuell haben wir gemeinsam mit Austrian Airlines eine Arbeitsgruppe eingesetzt und einen umfangreichen Maßnahmenkatalog verabschiedet, um die Wahrscheinlichkeit derartiger Vorfälle noch weiter zu reduzieren."

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(red CvD, ON)