Wie auch der AUA-Flug OS 9254 musste gleichermaßen der NIKI-Flug HG 2715 in der Nacht vom 4. auf den 5. August aufgrund heftiger Unwetter über Ostösterreich in der slowakischen Hauptstadt Bratislava eine Ausweichlandung durchführen. Doch die Reisenden erwartete - ähnlich wie die AUA-Passagiere - keine gute Betreuung, wie ein Passagier in einer ausführlichen Stellungnahme schildert:
"Nach der Landung verbrachten wir zwei Stunden stehend auf der Landebahn des Bratislaver Flughafens. Zweimal meldete sich der Pilot (in Abstand von einer Stunde) mit spärlichen beziehungsweise nichts aussagenden Informationen."
Anschließend seien die Fluggäste aufgefordert worden, das Flugzeug zu verlassen, nachdem ihnen seitens der Crew ein Bustransfer nach Wien versprochen worden war.
"Jedoch warteten auf uns keine Busse, sondern wir mussten weitere drei Stunden auf dem Flughafen Bratislava ausharren, ohne jegliche Betreuung. In dieser Zeit war keine einzige Ansprechperson vor Ort, die uns über weitere Schritte aufklären hätte können. Erst nach einem eigenständigen Anruf um 5 Uhr Früh bei der kostenpflichtigen deutschen Hotline von Air Berlin erfuhren wir, dass wir um circa 6 Uhr Früh wieder mit unserem Flugzeug nach Wien gebracht werden sollten."
Zwar zeigte der Reisende vollstes Verständnis für die Ausweichlandung in Bratislava, denn "Sicherheit geht vor und wir sind dankbar, dass unsere Leben nicht aufs Spiel gesetzt wurden", jedoch: "Ein volles Passagierflugzeug fast sechs Stunden nicht zu informieren wie es weiter geht, ist eine besondere Frechheit. Abgesehen davon waren am Flughafen Bratislava keine Ansprechpersonen vorhanden, von der Crew samt Piloten keine Spur mehr. Es wurden weder Hilfestellungen für Familien mit Kindern noch Versorgung angeboten. Ohne Eigeninitiative hätten wir überhaupt nicht gewusst, wie es mit uns weitergeht", ist der NIKI-Fluggast erzürnt.
Selbst bei der späteren Ankunft in Schwechat habe das dortige Bodenpersonal noch nicht einmal "von unserem Ausflug nach Bratislava gewusst."
Eine andere NIKI-Reisende schilderte die Erlebnisse ganz ähnlich:
"Schon während des Rollens in Malaga zur Startposition wurden wir darüber informiert, dass der Flug wetterbedingt wohl teilweise etwas unruhig werden würde. Inzwischen lag die verspätete, geplante Ankunftszeit in Wien bei etwa 01:30 Uhr."
Gegen 1 Uhr habe die Maschine dann mit dem Sinkflug auf Wien begonnen, doch nach einiger Zeit kündigte der Erste Offizier an, nach Bratislava auszuweichen. "Bis zu diesem Moment war jeder anwesende Passagier mit der Entscheidung des Kapitäns einverstanden, kein unnötiges Risiko einzugehen und einen Ausweichflughafen anzufliegen."
Was allerdings nach der Landung in Bratislava folgte, sei - so die Reisende - eine "absolute Frechheit" gewesen.
"Zwar versuchten die jungen Damen der Cabin-Crew uns notdürftig mit dem Rest Trinkwasser an Bord und privat mitgebrachten Bonbons bei guter Stimmung zu halten, jedoch wurde aus dem im Anflug angekündigten 'weitere Infos erhalten Sie am Boden' seitens des Ersten Offiziers eine mehr als einstündige Wartezeit ohne eine einzige vernünftige Information."
So seien "über 160 Passagiere, darunter mindestens 20 Klein- und Kleinstkinder" nach einem dreistündigen Flug im Airbus "eingepfercht" gewesen.
"Erst hieß es dann, wir könnten aufgrund des Wetters nicht wieder starten (beziehungsweise in Wien nicht landen), dann sagte man uns, der Airport Bratislava habe aufgrund des Wetters den Betrieb eingestellt und es gäbe keine Passagierbusse und Treibstoff sei auch nicht verfügbar."
Dann hätten die Reisenden jedoch bemerkt, dass "augenscheinlich alle anderen Maschinen, die sich neben uns eingereiht hatten, nach und nach 'weggepusht' wurden und gestartet sind".
Einzige Ausnahme sei der besagte AUA-Flug aus Teneriffa gewesen.
Ein anderer Mitreisender habe über Internet ausfindig machen können, dass "unser Flug nicht wie geplant um 00:55 Uhr sondern gegen 06:00 Uhr in Wien zur Ankunft aufgeführt" gewesen sei.
Zu diesem Zeitpunkt sei es "erst kurz vor 3 Uhr" gewesen, und während man in Wien von einer Ankunftszeit der NIKI-Maschine von 06:00 Uhr ausging, habe es "trotzdem noch immer keine offizielle Info seitens der mittlerweile überforderten Stewardessen oder der Piloten" gegeben, "nicht einmal, als wir sie auf die im Internet publizierte Information ansprachen."
Etwas später habe es plötzlich geheißen, es sei eine Entscheidung zum Aussteigen der Passagiere getroffen worden. Es hieß, "die Passagiere sollten nach dem Ausstieg ihr eingechecktes Reisegepäck 'entgegennehmen' und dann würden alle Flugzeuginsassen mit zwischenzeitlich organisierten Bussen zum Wiener Flughafen transportiert."
Doch erst nach weiteren 15 Minuten Wartezeit seien diese Busse beim Flugzeug eingetroffen und die Passagiere ins Terminalgebäude transferiert worden.
Dort habe es keinerlei Betreuung gegeben, so der Vorwurf: "Niemand der verantwortlichen Airline hat es bis um 05:30 Uhr für nötig gehalten uns auch nur irgendeine Information zukommen zu lassen."
Als einige Passagiere dann die Heimreise selbst organisieren wollten, sei dies nicht möglich gewesen, denn das "angeblich abzuholende Gepäck war für uns nicht erreichbar, denn es hat nie das Flugzeug verlassen."
Erst ein Anruf eines eines Passagiers mit seinem österreichischem Handy aus der Slowakei an die deutsche Air Berlin Servicenummer habe kurz vor fünf Uhr Früh dazu geführt, dass die Passagiere endlich Auskunft erhielten, nämlich die, dass sie mit ihrem Flieger gegen 05:30 Uhr in Bratislava starten sollten, planmäßige Ankunft in Wien 06:00 Uhr.
Weitere Vorwürfe erheben die Betroffenen auch gegen den Flughafen Wien:
"Und es geht ja noch weiter - am Flughafen Wien gab es bis zuletzt KEINE Information an die Abholer, die ihrerseits ja nicht zum Spaß mitten in der Nacht Stunde um Stunde auf ihre Angehörigen warten.
Mal ganz abgesehen von den Sorgen, die sich jeder Vater, jede Mutter macht - wie kann es sein, dass der Flieger zunächst mit 45 Minuten Verspätung angezeigt wird und dann einfach von der Anzeigetafel genommen wird, ohne weitere Informationen."
Nicht einmal der Handlingagent von NIKI in Wien, die Firma Austroport, habe nach übereinstimmenden Aussagen der Passagiere um 06:30 Uhr gewusst, dass es gar keine Landung am Vorabend in Wien-Schwechat gegeben hatte.
Und weiter: "Wir fühlten uns behandelt wie unmündige Schulkinder - die Crew hätte mit einem verzögerten Rückflug von Bratislava nach Wien ihre Maximalarbeitszeit überschritten, aber anstatt dass uns dies mitgeteilt wurde, wurden wir mit den fadenscheinigsten Informationen beziehungsweise Falschinformationen für dumm verkauft und vertröstet bis - welche Überraschung - eine neue Crew per Taxi von Wien herbeigekarrt war und wir uns unsererseits und auf unsere Kosten bereits Informationen eingeholt hatten. Nicht einmal einen Voucher für ein Getränk oder dergleichen gab es während der gesamten Wartezeit."
Somit dürfte sich auch für Airliner Lauda, der als Non-Executive Director beim NIKI-Mutterkonzern Air Berlin tätig ist, insbesondere nach seinem jüngsten Interview gegenüber der Tageszeitung "Kurier" ausreichend Gelegenheit bieten, die Verfahrenspläne für Vorkommnisse wie dieses nicht nur beim Mitbewerber, sondern auch innerhalb der eigenen Reihen kritisch zu evaluieren.
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Links:
"Kurier"-Artikel mit Lauda-Interview
(red)