Nach dem ersten Streiktag am vergangenen Freitag in Frankfurt, der auf Grund dadurch nötiger temporärer Schließungen sogar dazu geführt hatte, dass zeitweilig in ganz Europa kein Flugzeug mehr in Richtung der Mainmetropole abheben konnte, werden die Auswirkungen des jetzigen Arbeitskampfes deutlich nachhaltiger ausfallen.
"Wir bedauern es sehr, dass es zu dieser Eskalation kommen musste, jedoch sind die Verhandlungen an einem Punkt angekommen, an dem es zu einem Streik keine Alternative mehr gibt", teilte die Gewerkschaft UFO nach der Streikankündigung mit. "Jetzt bedarf es eines sehr deutlichen und spürbaren Zeichens für die Zukunft unserer Kabinenarbeitsplätze."
Gewerkschaftschef Nicoley Baublies drohte, dass dies - sollte Lufthansa weiterhin nicht einlenken und an ihrer laut UFO "arroganten Linie" festhalten - der letzte Warnschuss vor flächendeckenden Streikmaßnahmen sei. Derartiges habe man für Mittwoch aber noch nicht geplant, da Lufthansa auch Zeit zur Reaktion erhalten soll, so UFO. Zudem: "Am Mittwoch wird noch genug Chaos herrschen", ist Baublies sicher. Sollte Lufthansa jedoch ihr Angebot doch noch nachbessern, könne sich der Arbeitskampf aber auch schnell in eine andere Richtung bewegen.
Deutschlandweiter Streik am Freitag
Da Lufthansa laut Gewerkschaft nach wie vor keine Verhandlungsbereitschaft zeigt, kündigte UFO nun für Freitag deutschlandweite Streikmaßnahmen an.
Lufthansa-Sprecher Andreas Bartels bezeichnet die UFO-Streiktaktik als "sehr fluggastfeindlich", da die Gewerkschaft sich stets weigerte, Details zum Streik länger als 6 Stunden vor dessen Beginn offenzulegen. Sein Kollege Michael Lamberty ergänzt: "Uns fehlt jedes Verständnis dafür, dass man sich hier über die Nacht so austobt auf dem Rücken der Fluggäste. Das ist das alles nicht mehr lustig!"
Nicht betroffen sind jedenfalls Flüge der Lufthansa-Tochtergesellschaften bzw. Regionalcarrier Germanwings, CityLine und Eurowings.
Für die Airline bedeuten die Streikmaßnahmen Millionenverluste, und auch betroffene Passagiere schauen durch die Finger: Der deutsche Bundesgerichtshof hat erst kürzlich entschieden, dass es im Fall von Flügen, die streikbedingt verschoben werden, keine Entschädigung gibt. Auch Reisestorno-Versicherungen greifen im Regelfall nicht, da diese nur bei "nicht vorhersehbaren Ereignissen" leisten.
Im Falle von innerdeutschen Flügen sollten Reisende ersatzweise eine Bahnverbindung nutzen. Doch auch dort wird es, auf Grund des hohen Andrangs, zu Einschränkungen kommen. Insgesamt müssen etwa die Hälfte aller Kurz- und Mittelstreckenverbindungen ausfallen. Auch einige Langstrecken sind betroffen.
Situation in Wien
Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines versucht, nach Maßgabe der Möglichkeiten "gestrandete" Passagiere - zirka 300 Reisende sind betroffen - auf eigenen Maschinen unterzubringen. Eine Sprecherin erläutert gegenüber Austrian Wings: "Wir haben insgesamt 6 Flugzeuge zwischen Wien und Frankfurt, Berlin und München größer getauscht, um die auf Lufthansa gebuchten Passagiere an ihre deutsche Destination zu bringen. Nach Frankfurt haben wir mitunter 2 Langstreckenflugzeuge mit jeweils 70 Sitzplätzen mehr eingesetzt."
Grundsätzlich sei, so die AUA, die Situation am Wiener Flughafen für betroffene Lufthansa-Passagiere zwar "ärgerlich, aber überschaubar". Alle Passagiere sollen noch heute nach Berlin, Frankfurt oder München fliegen können.
Eine Übersicht aller gestrichenen Lufthansa-Flüge finden Sie >> hier .
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(red Aig)