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Nach Beinahe-Crash: Lufthansa will Warnsystem für kontaminierte Kabinenluft installieren

Obwohl das Problem der kontaminierten Kabinenluft den Airlines weltweit offenbar seit langem bekannt ist, will die AUA-Konzernmutter Lufthansa erst jetzt,nach dem Bekanntwerden des Beinahe-Absturzes eines A319 ihrer Billigflugtochter Germanwings vor zwei Jahren reagieren und ein Warnsystem installieren. Das Berichtet das Nachrichtenmagazin "Spiegel".

Demnach arbeite man bei Lufthansa an einem "Warnsystem für giftige Kabinenluft". Nach außen hin hatte der Lufthansa-Konzern das Problem - auch gegenüber Austrian Wings - bisher stets heruntergespielt. Noch nach Bekanntwerden des Beinahe-Absturzes von Germanwings Flug 753 Ende vergangener Woche hatte der Konzern erklärt, dass lediglich "verbranntes Enteisungsmittel über die Klimaanlage in die Kabine gelangt und den Geruch ausgelöst" habe. Dem widerspricht aber der betroffene Kapitän selbst in einem internen Bericht - Austrian Wings berichtete.

Experten gehen vielmehr davon aus, dass potentiell toxische Öldämpfe über die Klimaanlage in das Cockpit gelangt sind, was beinahe zur Bewusstlosigkeit beider Piloten führte. Diese Dämpfe enthalten das hochtoxische Nervengift TCP und gelten bei zahlreichen Medizinern als hochtoxisch und kreberregend.

Gegenüber der "Welt am Sonntag" räumte Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty dann jetzt doch generelle Probleme mit kontaminierter Kabinenluft ein. So habe man etwa bereits mehrmals Triebwerke beim A380 wechseln müssen, weil es zu Geruchsvorfällen im Cockpit oder der Kabine gekommen sei, erklärte der Lufthansa Sprecher, der aber auch einschränkte, dass dies "in der überwiegenden Mehrzahl im Rahmen der routinemäßigen Wartung" geschehen sei.

Lamberty: "Speziell auf den A380 bezogen befassen wir uns seit mehr als einem Jahr damit. Wir nehmen das Problem sehr ernst."

Wie der "Spiegel" schreibt, habe Lufthansa "unbemerkt eine ganze Reihe technischer Veränderungen an ihren Triebwerken vornehmen lassen, insbesondere beim Riesenflieger A380, bei dem es auf der Singapur-Strecke häufiger zu sogenannten Fume-Events gekommen sei".

Gemeinsam mit dem Triebwerkshersteller Rolls Royce seien in den Turbinen spezielle Ablenkbleche installiert worden, die austretendes Öl vom Ansaugstutzen der Klimaanlage ablenken sollen.

"Techniker checken in engem Abstand, ob etwa Öl zu finden ist, und entfernen geringste Mengen", erklärte Lufthansa-Sprecher Lamberty dem Magazin.

Lufthansa habe das Fraunhofer-Institut beauftragt, ein Analaysegerät zu entwickeln, um genauere Messwerte bezüglicher potentieller Schadstoffe in der Kabine zu erhalten.

Späte Reaktion, Passagiere informiert?

Unklar ist jedoch, weshalb der Konzern erst auf dieses seit vielen Jahren bekannte Problem reagiert. In der Vergangenheit war Lufthansa - wie andere betroffene Airlines auch - der Frage, ob man die Passagiere über die mögliche gesundheitsgefährdende Wirkung potentiell in die Kabine eingedrungener Öldämpfe informiert habe, stets ausgewichen.

Ein Airline-Mitarbeiter gegenüber Austrian Wings: "Ich bin gespannt, ob man im Nachhinein die betroffenen Passagiere informiert, jetzt, wo man das Problem ja nach eigenen Angaben so ernst nimmt."

(red)