Montagfrüh startete ein vom Flughafen Wien-Betriebsrat gecharterter Airbus A321 der AUA mit Ziel Brüssel. An Bord befanden sich rund 200 Angehörige des Bodenpersonals des Wiener Flughafens, ausgewählte Medienvertreter sowie EU-Abgeordnete, welche die Anliegen der Airport-Mitarbeiter unterstützen.
Nach der Landung in der belgischen Hauptstadt erfolgte der Transfer der Teilnehmer mit drei Bussen zum "Place Schumann", von wo aus um die Mittagszeit der eigentliche Demonstrationszug in Richtung EU-Parlament begann.
Auf Transparenten machten die Mitarbeiter der Boden- und Abfertigungsdienste der Flughäfen klar, dass sie entschieden gegen die von der EU geplante Liberalisierung, welche heute verabschiedet werden soll, auftreten. Geht es nach den Plänen der EU, sollen sich Flughäfen nämlich künftig von der Sparte Bodenabfertigung trennen müssen und dem freien Wettbewerb Tür und Tor öffnen. Die EU verspricht sich davon eine Senkung der Kosten für die Airlines und schlussendlich auch für den Verbraucher, der mit günstigeren Tickets rechnen könne.
Die Mitarbeiter der Bodenverkehrsdienste wiederum befürchten Lohn- und Sozialdumping sowie Arbeitsplatzverluste. Sozialdemokratische und Grüne Abgeordnete unterstützten die Anliegen der Demonstrationsteilnehmer, wie auch in der Kundgebung am "Place du Luxembourg" vor den Toren des EU-Parlaments betont wurde.
Ingo Kronsforth von der Gewerkschaft verdi sagte: "Wenn ein Chirurg einen Fehler begeht, stirbt ein Mensch. Wenn die Kolleginnen und Kollegen der Bodenverkehrsdienste fehlerhaft arbeiten und deshalb ein Flugzeug abstürzt, gibt es hunderte Tote."
Das europäische Groundhandling sei, so Kronsforth weiter, ein weltweit beachtetes Vorzeigemodell: "Ich fordere die Politik auf, diese Arbeit ernst zu nehmen und dafür zu sorgen, dass gute Arbeitsbedingungen existieren."
Die EU-Kommission dagegen stehe für "Lohndumping, Arbeitsplatzverluste und geringere Qualität" bei der Abfertigung. Zudem müssten die Arbeiter, sollte es zur geplanten Liberalisierung kommen, ständig Angst um ihre Arbeitsbedingungen haben.
"Aber selbst bei einer massiven Absenkung der Löhne würde die Preisminderung pro Ticket nur einen Euro betragen", so Kronsforth.
Die Gewerkschaft verdi fordert daher, dass es für die Flughäfen keinen Zwang zu mehr Anbietern, dafür eine Verpflichtung der Firmen zu repräsentativen Tarifverträgen und ein Verbot von Subverträgen gibt.
Ein Redner der europäischen Sozialdemokraten erklärte in seiner Ansprache in Richtung EU-Kommission zu deren vorliegendem Vorschlag wörtlich: "Wir geben ihnen den Scheiß zurück!"
Sollte die Liberalisierung heute tatsächlich beschlossen werden, so kündigten die Gewerkschaften "härtesten Widerstand" an.
"Aus Erfahrung wissen wir vielmehr, dass mit einer 'Anbieterschwemme' in der Bodenabfertigung diese beiden wichtigen Qualitätsmerkmale auf Flughäfen gefährdet werden", so der Arbeiterbetriebsratsvorsitzende am Flughafen Wien, Dieter Rozboril. "In Bezug auf das Personal fürchte ich um den Verlust vieler guter Arbeitsplätze, hart erkämpfter Arbeitsbedingungen und Beschäftigtenrechte."
"Der von der EU-Kommission geplante zusätzliche Wettbewerb gefährdet die Professionalität, Sicherheit und Stabilität der Arbeit der Kolleginnen und Kollegen auf den Flughäfen", kritisiert auch Gottfried Winkler, Vorsitzender der Sektion Verkehr in der Gewerkschaft vida: "Wir fordern den Erhalt der Arbeitsplätze und des sozialen Schutzes für das Personal. Der Wettbewerb über Entlohnung und Arbeitsbedingungen muss endlich von der europäischen Politik gestoppt werden."
(red CvD / Fotos: Ulrich Lehner)