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Deutsche Fluglinien fordern: "Keine weiteren Gebührenerhöhungen!"

Dem Luftverkehr in und aus Deutschland heraus drohen weitere massive Kostenbelastungen ab 1. Januar 2013. Zu diesem Zeitpunkt sollen die An- und Abfluggebühren für die staatliche Flugsicherung in Deutschland um 11,8 Prozent erhöht werden, nachdem diese 2012 bereits um 5,1 Prozent angehoben worden waren. Die Gebühren setzen sich aus Betriebs-, Personal- und Kapitalkosten des Bundesaufsichtsamtes für Flugsicherung (BAF), der Deutschen Flugsicherung (DFS) und des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zusammen. Rechnet man zudem die Streckengebühren ein, die die Airlines an die DFS zahlen müssen, lägen die deutschen Flugsicherungsgebühren damit ab nächstem Jahr 30 Prozent über dem europäischen Durchschnitt. Darauf weist das Board of Airline Representatives in Germany (BARIG e.V.) mit Sitz in Frankfurt am Main hin, das die gemeinsamen Interessen von über 100 deutschen und internationalen Fluggesellschaften vertritt.

"Mit dieser geplanten neuen massiven Erhöhung macht der Bund die großen Bemühungen der Airlines zunichte, auf allen Ebenen Kosten einzusparen. Die Kosten- und Gebührenlast, die unsere Fluggesellschaften heute tragen, erreicht ein unverantwortliches Maß. Angesichts weiterhin hoher Kerosinpreise, einem überaus harten Wettbewerb und den enormen Anforderungen, die an die Airlines als Logistikunternehmen in einer globalen Weltwirtschaft gestellt werden, sind die Gebührenerhöhungen nicht akzeptabel,“ sagt Michael Hoppe, der Generalsekretär von BARIG nach der Gebührenkonsultation mit den Behörden.

"Die staatliche Flugsicherung muss mit deutlich gesteigerter Effizienz zu den allgemeinen Anstrengungen beitragen, die Kosten für den Luftverkehr in Europa generell zu senken. Mit ihren Plänen zu einer zweistelligen Gebührenerhöhung handelt sie eindeutig gegen die vereinbarten Ziele der Europäischen Kommission, die Kosten für den Flugverkehr einzudämmen, zum Beispiel durch die Schaffung eines einheitlichen Luftraums über Europa. Die EU-Mitgliedstaaten müssen die Flugsicherung endlich in neun grenzübergreifenden Luftraum-Blöcken zusammenführen. Eine drastische Gebührenerhöhung, wie sie Deutschland jetzt vorsieht, torpediert diese Kostensenkungs- und Effizienzbestrebungen in nicht zu akzeptierender Weise“, so Hoppe weiter.

Auch Brüssel kritisiert in jüngster Zeit immer schärfer die Flugüberwachung der EU-Staaten wegen unnötiger Komplikationen, drängt nach jahrelangen Verzögerungen zum Handeln und kündigt sogar Vertragsverletzungsverfahren an, so EU-Verkehrskommissar Siim Kallas vor wenigen Wochen auf einer EU-Verkehrstagung auf Zypern. Die Staaten hatten sich eigentlich verpflichtet, ab Dezember 2012 in Luftraum-Blöcken zusammenzuarbeiten. Doch nach wie vor ist noch jedes der 27 Länder für die eigene Flugsicherung zuständig und es sind keine Synergieeffekte erkennbar.

Den angestrebten "Single European Sky" sieht BARIG durch finanzielle Alleingänge einzelner nationaler Flugsicherungen zunehmend gefährdet. Aber ohne eine Reform im Luftraum – mit entsprechend niedrigeren Kosten – droht laut einhelliger Feststellung von BARIG und EU-Verkehrskommission eine Überlastung der kompletten Infrastruktur, da die Zahl der Flüge langfristig ansteigen wird. Das aktuelle System ist schlicht ineffizient und teuer.

Von einem "Single European Sky" und einer gemeinsamen Flugsicherung in Europa versprechen sich EU und Airlines viel: Mehr Sicherheit, sinkende Kosten und positive Auswirkungen auf die Umwelt durch reduzierte Umwege wären die Folgen. 50 Millionen Tonnen CO2-Emissionen könnten eingespart werden, wenn die Flugzeuge in einem einheitlichen Luftraum über Europa auf direkten Flugrouten ihre Ziele ansteuern könnten, statt wie momentan systembedingt Zickzackkurse zu fliegen. Als Vorbild zitiert BARIG die USA, wo ohne "Flickenteppich" geflogen wird: Dort bewältigt eine einzige nationale Flugsicherung die doppelte Anzahl an Flügen und verursacht im Vergleich zu Europa nur halb so hohe Kosten für die Airlines.

BARIG (Board of Airline Representatives in Germany) e.V. vertritt und fördert nach eigenen Angaben die gemeinsamen Interessen von mehr als 100 Airline-Mitgliedern. Dazu gehören nationale wie auch internationale Fluggesellschaften aus dem Bereich Linienflug, Ferienflug und Air Cargo, die im deutschen Markt tätig sind. Der Verband mit Sitz in Frankfurt am Main setzt sich seit seiner Gründung 1951 für die Verbesserungen der vertrieblichen und operativen Bedingungen des Flugverkehrs in Deutschland ein.

(red / BARIG)