Nach wie vor zweifeln die Betriebsräte die Rechtmäßigkeit des Betriebsübergangs von AUA zu Tyrolean an. Damit einher gingen Betriebsrats-Neuwahlen, sowohl im Bord- als auch Boden-Bereich. Nun hat sich der Betriebsrat konstituiert und stellt klar, auch "Kampfmaßnahmen nicht mehr dezidiert auszuschließen". Dennoch beteuert man, nach wie vor an einer "Lösung am Verhandlungstisch" interessiert zu sein, obgleich man die eigene Arbeit durch den Vorstand stets "gezielt behindert" sah.
"Wir fordern konstruktive Gespräche, einen ernst gemeinten und ehrlichen Dialog sowie nachhaltig wirksame Sanierungsmaßnahmen um die Zukunft der AUA langfristig in Österreich zu sichern", so die Betriebsratsvorsitzenden Karl Minhard und Alfred Junghans unisono. Man sehe außerdem keinerlei Synergieeffekte durch Standort-Zusammenspiel, wie vom AUA-Vorstand versprochen.
Doch: "Trotz dieser Situation tut das Personal alles, um dem Unternehmen keinen Schaden zuzufügen", betonen die Betriebsräte.
Dass es überhaupt zu einer solch intensiven Kooperation aller Belegschaftsgruppen kam, sieht Junghans als "historisch" an. Gemeinsam wolle man gegen "Zynismus und Willkür" des AUA-Vorstandes auftreten, bekräftigte Minhard.
Konzern-Bereichsleiter erhalten Gehaltserhöhung, Belegschaft muss Kürzungen hinnehmen
"Der Vorstand ist ohne Augenmaß", ärgern sich die Belegschaftsvertreter. Sie vermissen die Vorbildwirkung der AUA-Führungskräfte. "Während die Führungsebene eine deutliche Gehaltserhöhung erhält, ohne nachhaltige Erfolge nachweisen zu können, muss die Belegschaft Kürzungen hinnehmen und wird mittels Änderungskündigungen und Entlassungen unter Druck gesetzt", so ein zentraler Kritikpunkt. Der Vorstand verspiele so sein Vertrauen, das Betriebsklima sei bereits nachhaltig beschädigt, beklagt der Betriebsrat. "Ich brauche keine raffgierigen Vorbilder", stellte Minhard fest. Dass darüber hinaus die Recherche der Innenrevision rund um dubiose geldwerte Vorteile für einzelne Bereichsleiter schließlich auf Weisung von AUA-Boss Albrecht einfach eingestellt worden sein soll, hat für den Betriebsratsvorsitzenden gar den Beigeschmack korrupt anmutender Machenschaften, so Minhard.
Zudem gebe es nach wie vor keine Verhandlungen über einen neuen Kollektivvertrag für das fliegende Personal, was die Vermutung nahelegt, "dass die AUA offenbar ohne KV weiter arbeiten will um mittels Änderungskündigungen weitere Einschnitte bei den Gehältern und Sozialleistungen zu erreichen", so die Befürchtung innerhalb der Belegschaft.
Innerhalb des Lufthansa-Konzerns rangiert die AUA mit den niedrigsten Personalkosten. Kommt es nun zu keinem Konsens mit dem Vorstand, droht der Betriebsrat mit Kampfmaßnahmen. Aus der AUA-Zentrale wurde hingegen verlautbart, dass man am eingeschlagenen Sparkurs jedenfalls festhalten werde.
Betriebsversammlung mit 1.200 Teilnehmern
Etwa 1.200 Teilnehmer verzeichnete die Betriebsversammlung in den Vormittagsstunden. Die AUA bestätigte gegenüber Austrian Wings, dass hierdurch vier Flugverbindungen (nach Kairo, Bukarest, Sofia und Prag) ausfallen mussten. Auch weitere Streichungen und Verzögerungen können laut Airline-Sprecherin Sandra Bijelic nicht ausgeschlossen werden.
(red / Titelbild: Pressekonferenz der Betriebsräte - Foto: Austrian Wings Media Crew)