Der Brandenburger Ministerpräsident und, nach Wowereits Rückzug, künftiger Aufsichtsratschef Matthias Platzeck (Foto) nennt es ein "Desaster" - die Situation auf Berlins Flughafenbaustelle BER sei "schockierend und dramatisch", so der Politiker gegenüber der ARD. Zwar beschwichtigt er, dass vermutlich kein Abriss notwendig sei, gesteht jedoch ein, dass an manchen Stellen massiv umgebaut werden müsse.
Umbau gibt es wohl auch in personeller Hinsicht. Platzeck selbst hat bereits angekündigt, im Falle eines Scheiterns des Flughafenbaus zurückzutreten: "Entweder das Ding fliegt, oder ich fliege!" Wann es soweit sein sollte, ließ er vorerst im Raum stehen. Nach den massiven Verzögerungen, Pannen und vier Terminverschiebungen will offensichtlich niemand mehr mit Daten jonglieren.
Zudem stehen nicht nur gegen Platzeck, sondern auch gegen Berlins Bürgermeister und ehemaligen BER-Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Wowereit Rücktrittsforderungen im Raum. Dazu Platzeck: "Man kann mit so einem Fall unterschiedlich umgehen. Nach 23 Jahren im Amt überlegt man auch dieses und jenes in einer schlaflosen Stunde." Er selbst wolle sich vorerst der Vertrauensfrage im brandenburgischen Landtag stellen und sich dadurch die "größtmögliche Legitimation verschaffen", bevor er übermorgen den Aufsichtsratsvorsitz von Wowereit übernehmen soll. Wowereit selbst konnte am Samstag einen Misstrauensantrag der Opposition dank Koalitionsmehrheit mit 85 zu 62 Stimmen überstehen.
Platzeck als Wowereits Nachfolger im Aufsichtsratsvorsitz ist umstritten, da er schon bisher diesen Posten als Stellvertreter innehatte und damit für zahlreiche Pannen und Probleme mitverantwortlich gemacht wird.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird jedenfalls Flughafenchef Rainer Schwarz den Hut nehmen müssen. Er und seine Planungsfirma sollen, wie Medien zuletzt berichteten, in Bezug auf die Flughafenpannen gelogen haben. Seit 2008 habe die Flughafengesellschaft mit "Halbwahrheiten und unrealistischen Vorgaben" gearbeitet, heißt es nun aus Schriftstücken zu einem anhängigen Gerichtsverfahren. Schwarz' Ablöse gilt damit als sicher und könnte bereits in der am Mittwoch stattfindenden Aufsichtsratssitzung unter Platzecks Leitung beschlossen werden.
(red Aig / Titelbild: Matthias Platzeck - Foto: Sebastian Gabsch)