Im Rahmen des Umweltengagements der Lufthansa testet jetzt Lufthansa Technik vor allem zwei neue Systeme, die den Kerosinverbrauch und die Lärmbelastung im Rollbetrieb senken sollen. Eine Variante ist das eTaxi. Zum ersten Mal wurden dabei Elektromotoren im Hauptfahrwerk eines Verkehrsflugzeugs installiert, um als Antrieb für alle Rollbewegungen am Boden zu dienen. Für die Erprobung mit dem Technologieträger haben sich die US-amerikanische Firma L-3 Communcations, die führend auf dem Gebiet von elektromagnetischen Systemen ist, Fraport sowie die Deutsche Lufthansa und Lufthansa Technik – mit Unterstützung von Airbus – zusammengeschlossen.
In der ersten Testphase konnte bewiesen werden, dass die Hightech-Elektromotoren über die nötige Power verfügen, um das Flugzeug am Boden zu bewegen. Ein Schlepper ist bei dieser Methode nicht mehr nötig, denn das eTaxi ist in der Lage, den Push Back am Gate, sowie den Rollbetrieb zu und von der Landebahn selbständig zu leisten. Gesteuert werden die Elektromotoren vom Cockpit aus. Der Pilot steuert mit einem Joystick das Flugzeug. Dabei kann er mit einem Mittelstreckenflugzeug sogar 360-Grad-Drehungen mit minimalem Wendekreis vollziehen – und das ohne Lärm und Abgase. Die einzige Turbine, die während dieses Prozesses in Betrieb ist, ist die Hilfsgasturbine (APU), die für die Energieversorgung an Bord zuständig ist. Die erste eTaxi-Testphase wurde Ende des vergangenen Jahres erfolgreich abgeschlossen.
Aber auch an einer Weiterentwicklung der klassischen Schleppermethode wird gearbeitet. Gemeinsam mit dem französischen Fahrzeugbauer TLD, Israel Aerospace Industries (IAI) und Airbus wurde von Lufthansa LEOS ein cockpitgesteuerter Flugzeugschlepper, der TaxiBot, entwickelt. Auch er hat bereits die erste Testphase erfolgreich abgeschlossen. Der größte Unterschied besteht darin, dass das Flugzeug zusammen mit dem Schlepper, quasi im Huckepack, vom Gate bis zur Startbahn rollt.
Das ist möglich, weil der Pilot im Cockpit die Lenkung des Schleppers nach dem Push Back übernimmt und das Flugzeug am Schlepper selbstständig in Startposition bringen kann. Das Bugrad des Flugzeugs ist auf einem Drehteller des 800 PS starken TaxiBots befestigt. Der Pilot lenkt das Flugzeug über die Bugradsteuerung (Tiller) genauso, als würde es aus eigenem Motor-Antrieb rollen.
Eine ausgeklügelte Sensorik erleichtert zusammen mit einer Geschwindigkeitsregelung und einer GPS-Steuerung die Navigation. Der TaxiBot zieht dabei permanent leicht vorwärts. Wenn er gestoppt werden soll, betätigt der Pilot einfach die Flugzeugbremse. Lässt der Pilot die Bremse los, wird dies von den Sensoren im TaxiBot registriert und der Schlepper beschleunigt wieder. Der Pilot behält also während der Rollphase jederzeit die Kontrolle und rollt sein Flugzeug sicher mit “Engines Off” zur Startbahn.
Deshalb werden ab Mai 2013 drei TaxiBot-Schlepper für Kurzstreckenflugzeuge am Flughafen Frankfurt weiteren Tests unterzogen. Ziel dabei ist es, das TaxiBot-System für den geplanten Serieneinsatz weiter zu verfeinern. Experten und die an den ersten Tests beteiligen Lufthansa Piloten sind zuversichtlich.
Mit der Modifizierung des klassischen Schlepper-Modells und mit der Idee der Integration eines Elektromotors in das Fahrwerk eines Flugzeugs sind Lufthansa Technik und Partner auf einem guten Weg, die Bodenprozesse auf den Flughäfen enorm zu verbessern und durch die Verminderung des CO2-Ausstoßes die Luftfahrttechnik im Sinne der Umwelt weiterzuentwickeln.
(red / Lufthansa Newslink / Titelbild: Der TaxiBot-Schlepper - Foto: Lufthansa)