Zu Beginn des Jahres verkündete Niki Lauda noch, sich ab jetzt voll und ganz auf seine neue Aufgabe - Chairman des Mercedes Formel 1 Teams - konzentrieren zu wollen. Doch so ganz scheint ihn das Luftfahrtgeschäft, zumindest gedanklich, nicht loszulassen. In einem Gespräch mit der Tageszeitung "Die Presse" zeigt er sich selbst davon überzeugt, er wäre der "bessere AUA-Chef" gewesen. Ein Komparativ, dessen Messlatte er an Rehulka, Bammer, Ötsch, Bierwirth und Malanik ausrichtet.
Immerhin habe er es, erinnert Lauda, schließlich zuwege gebracht, zwei Airlines (Lauda Air und NIKI, Anm. d. Red.) zu gründen und auch wieder zu verkaufen. Dabei stellt er fest, dass hierfür unterm Strich auch ein gewisser Wert vorhanden sein musste.
Laudas Einstieg ins Airline-Geschäft fand im April 1979 mit Gründung der Lauda Air und drei Fokker F-27 statt. Doch der Konkurrenzdruck seitens der AUA war von Anfang an immens, so dass es nicht gelang, ein profitables Streckennetz ins Leben zu rufen. Die Fokker wurden Anfang 1983 ausgemustert.
Fast drei Jahre später versuchte Lauda es mit drei BAC 1-11 erneut. Der Kooperation mit Reiseveranstalter ITAS war es wohl zu verdanken, dass es bei diesem neuerlichen Versuch nicht wieder zur sofortigen Bruchlandung kam. Es ging stetig aufwärts; 1990 hatte Lauda Air schließlich eine weltweit gültige Linienkonzession inne und der Börsegang des Unternehmens stand vor der Türe. Bei den Passagieren war das Service der Lauda Air beliebt, noch heute erinnern sich viele ehemalige Fluggäste sofort daran.
Interessanterweise mischen sich allerdings auch skeptische Ansichten in den Rückblick auf die Airline, wie etwa das Gespräch mit einer 59jährigen am Flughafen Wien-Schwechat zeigt: "Das Essen in der Lauda Air war spitze!", schwärmt sie, um jedoch im selben Atemzug hinzuzufügen: "Aber es hat ja immer geheißen, dass der Lauda die Flieger sehr billig im Ausland servicieren lässt, das war schon immer ein bisschen beunruhigend!"
Der Absturz der "Mozart" (1991) schließlich dürfte das subjektive Sicherheitsgefühl vieler Österreicher gegenüber der Lauda Air-Technik ebenfalls nicht gerade gefördert zu haben. Wenngleich offiziell ein Konstruktionsfehler für den Crash verantwortlich war, blieb angesichts eines brisanten und bis heute unter Verschluss gehaltenen Gutachtens, in dem zahlreiche Wartungsmängel aufgelistet werden, ein schaler Beigeschmack.
2002 übernahm Austrian Airlines die zwischenzeitlich finanziell dramatisch angeschlagene Lauda Air und konnte somit deren drohenden Konkurs abwenden - ein Schritt, der wohl auch auf enormen politischen Druck zurückzuführen gewesen sein dürfte.
Niki Lauda selbst schied aus dem Unternehmen aus, um lediglich ein Jahr später wiederum eine Fluglinie aus der Taufe zu heben. Da sein Nachname als Marke weiterhin durch die AUA vertrieben wurde, hielt fortan der Vorname für das neue Unternehmen her: NIKI. Hervorgegangen war dieses Luftfahrtunternehmen aus der Aero Lloyd, siehe hierzu auch unseren Artikel vom 7. Jänner 2013.
Doch auch bei diesem Versuch geriet der Überflieger offensichtlich rasch an die Grenzen seiner Reichweite. 2004 stieg Air Berlin bei ihm ein und übernahm einen 24-prozentigen Anteil an der Gesellschaft. Im Juli 2010 erhöhte sie diesen auf 49,9 Prozent. Die verbleibende Mehrheit von 50,1 Prozent hatte die zu 100 Prozent im Eigentum der Privatstiftung Lauda stehende NL Holding GmbH inne, welcher Air Berlin unmittelbar mittels eines Darlehens in Höhe von 40,5 Millionen Euro aushelfen musste.
2011 wurde NIKI durch Air Berlin zu 100 Prozent übernommen; Lauda trat als Vorstand von NIKI zurück und wechselte in den Air Berlin Verwaltungsrat, aus welchem er nun - per Anfang 2013 - ausschied.
Der Lauda-Schriftzug wird noch in diesem Jahr auch von der letzten AUA-Maschine ersatzlos verschwunden sein; die Airline rief anstatt dessen jüngst ihre neue Marke "Austrian myHoliday" ins Leben. Air Berlin versicherte kürzlich noch gegenüber Austrian Wings, auch weiterhin an der Österreich-Marke NIKI festhalten zu wollen - es bleibt jedoch abzuwarten, wie der neue Konzernchef Wolfgang Prock-Schauer dies möglicherweise in einiger Zeit beurteilen könnte.
Gegenüber der "Presse" versicherte Lauda, dass ihn dies "null" sentimental stimme.
Möglicherweise sieht dies die AUA ähnlich, wenn sie darüber nachdenkt, ob Lauda der bessere Chef gewesen wäre? Oder so mancher NIKI-Pilot, der anstatt eines festen Angestelltenverhältnisses lediglich als Leiharbeiter im Cockpit sitzt? - Aber das ist eine andere Geschichte.
(Aig / Titelbild: Niki Lauda - Foto: Gregory Moine)
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.