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AUA: Führte Personalmangel zu unbesetzten Gates am VIE?

Anmerkung: Die jeweils letzte Aktualisierung dieser Meldung ist in blauer Schrift und kursiv gehalten

Ein von Mitarbeitern wiederholt gegenüber Austrian Wings kolportierter, von der Unternehmensführung jedoch konsequent in Abrede gestellte "Personalmangel" beim AUA-Bodenpersonal ("Station Wien") wird offenbar besonders an Tagen wie heute deutlich, an denen außergewöhnliche Witterungsverhältnisse eine besondere Herausforderung an den Flugbetrieb stellen. So sollen Flugsteige, in der Fachsprache auch "Gates" genannt, nach Austrian Wings vorliegenden Passagierberichten nicht zeitgerecht besetzt worden sein, was mitunter empfindliche Flugverspätungen zur Folge gehabt habe.

So hätte beispielsweise der Flug OS 425 nach Nizza um 12:35 Uhr starten sollen, was jedoch nicht möglich war, wie ein Passagier berichtet: "Seit 12 Uhr blinkte 'Boarding now' auf der Anzeigetafel, doch weit und breit war kein AUA-Mitarbeiter zu sehen." Dieser sei erst um 12:30 am Gate erschienen und habe dann "alle Hände voll" zu tun gehabt.

Die Maschine rollte folglich mit gut einer halben Stunde Verspätung von der Parkposition weg, was auch laut Auskunft des Kapitäns an die Fluggäste auf das "fehlende Bodenpersonal" zurückzuführen war. Der Start erfolgte gemäß der Information der Flughafen Wien Homepage erst um 13:54 Uhr mit fast eineinhalbstündiger Verspätung.

Seitens der AUA hieß es dazu auf Anfrage unserer Redaktion: "Ein Flugbetrieb, ein Flughafen sind fein aufeinander abgestimmte Räderwerke. Außergewöhnliche Wettersituationen wie der starke Schneefall in den Morgenstunden führten aber trotz umsichtiger Planung und großartiger Zusammenarbeit aller Betroffenen immer wieder zu kurzfristig auftauchenden, unerwarteten Situationen. Die Besetzung des Abflugsgates kurz vor der geplanten Abflugszeit kann eine Auswirkung einer solchen Situation sein."

Fokker 70 der AUA im Schneechaos auf dem Flughafen Wien - Foto: Austrian Wings Media Crew
Fokker 70 der AUA im heutigen Schneechaos auf dem Flughafen Wien - Foto: LM/Austrian Wings Media Crew

Man bedauere die Verspätung und bitte die Passagiere um Entschuldigung, so der Sprecher weiter. Darauf, ob die Situation heute möglicherweise einem Personalmangel im Bereich der Bodenabfertigung geschuldet sei, ging der AUA-Sprecher zunächst gar nicht ein.

Auf wiederholte Nachfrage erklärte er dann aber: "Die heute durch das Wetter verursachte, für Passagiere und Mitarbeiter sehr fordernde Situation ist nicht geeignet, um den Personalstand beim Stationspersonal zu bewerten oder bemessen."

Es seien "heute kurzfristig freiwillige Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen - das sogenannte Special Assistance Team - aktiviert worden, um die Stationsfachkräfte zu entlasten und so einen guten Service zu ermöglichen".

Mitarbeiter der so genannten "Station Wien" der AUA erklärten allerdings gegenüber Austrian Wings, dass es viel zu wenig Bodenpersonal gebe - und das schon seit geraumer Zeit. Man arbeite selbst an normalen Tagen völlig am Limit, bei Wetterverhältnissen wie heute oder bei einer erhöhten Anzahl von Krankenständen sei dann eben "Land unter", daran führe kein Weg vorbei.

Die vom AUA-Sprecher erwähnte Aktivierung des "Special Assistance Teams" sei lediglich ein "Tropfen auf den heißen Stein" gewesen und habe umso deutlicher gezeigt, dass nach Meinung von Mitarbeitern Personalmangel herrsche. Ein Passenger Service Agent sagte dazu frustriert: "Wenn wir es nicht einmal mit Unterstützung von Kolleginnen und Kollegen aus anderen Abteilungen schaffen, einen reibungslosen Betrieb zu gewährleisten, können Sie sich vorstellen, wie viel bei uns im Argen liegt." Zudem seien nicht alle dieser Mitarbeiter mit den Abläufen auf der Station Wien oder den Computersystemen so vertraut wie das Stammpersonal, was die Effizienz des Einsatzes natürlich zusätzlich schmälere. Diese Kritik will die AUA so aber nicht gelten lassen. Die Kollegen aus den anderen Abteilungen hätten einfache Unterstützungsaufgaben, etwa das Verteilen von Getränken an Passagiere, übernommen und dadurch Passenger Service Agents für deren eigentliche Tätigkeiten "freigespielt".

"Dass heute Flugsteige spät besetzt wurden, hatte aber sicher auch den Grund, dass viele Gates aufgrund von Verspätungen länger als bis zur normalen, planmäßigen Abflugszeit besetzt bleiben mussten. Zusätzlich waren auch durch einen wesentlich erhöhten Umbuchungsbedarf weitere Mitarbeiter gebunden", schildert ein Sprecher der AUA die Situation aus Unternehmensperspektive.

Der kolportierte Personalmangel sei aber sehr wohl auch den verantwortlichen Führungskräften bekannt, werde von diesen aber "konsequent ignoriert", so der an Austrian Wings herangetragene Vorwurf.

Aktuell sucht die AUA zwar wieder Personal für die Station Wien, allerdings erhalten die Mitarbeiter nur auf zwei Jahre befristete Verträge. Dies und das verhältnismäßig niedrige Grundgehalt von lediglich rund 1.400 Euro brutto im Monat (exkl. Zulagen) für eine Vollzeittätigkeit im Schíchtdienst dürften etliche potentielle Bewerber abschrecken.

Wetterbedingt musste die AUA heute mindestens acht Flüge streichen. Dutzende weitere Maschinen (auch von anderen Airlines) hoben erst mit zum Teil mehrstündiger Verspätung zu ihren Zielen ab.

Für heute Nacht und morgen Vormittag sind erneut starke Schneefälle vorhergesagt.

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(red TM, CvD, OH, LM / Titelbild: Das Bodenpersonal der AUA klagt über Personalmangel und stand aufgrund des Schneechaos sprichwörtlich "auf verlorenem Posten", Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew