Mondänes Courchevel
Courchevel bildet zusammen mit Méribel, Les Menuires und Val Thorens das größte zusammenhängende Skigebiet der Welt: Das "Trois Vallées". Der mondänste Ort von allen ist wohl Courchevel und zieht jeden Winter die Reichen und Schönen aus aller Welt an. Besonders die Oligarchen Russen, die Milliarden schweren Araber und der Hochadel aus Europa geben sich jeden Winter ein "Stelldichein" in Courchevel; ein Hotspot des modernen Jetsets.
Mit über 600 km befahrbaren Skipisten ist der Streckenplan dieser größten Skiregion ungefähr so anspruchsvoll zu lesen wie eine Straßenkarte von Bangkok. So gehört es wohl auch zum guten Ton, dass Courchevel mit einem der spektakulärsten Airports dieser Welt aufwarten kann; und dies in mitten einer hochalpinen Ski Arena.
"Erfahrung nährt die Vorsicht!"
Gemäß diesem Zitat der österreichischen Musikerin, Elfriede Hablé, kann man wohl auch das An- und Abflug Prozedere in all seinen Facetten am Altiport-Courchevel beschreiben.
Die nur 535 Meter kurze Start- und Landebahn mit seinem Vorfeld und den Gebäuden liegt auf einer Höhe von 2007 Metern. Ein gewisses Gefälle bei Altiports ist eigentlich nichts ungewöhnliches, doch ist diese Rollbahn vertikal auch noch zweimal geknickt und weißt am steilsten und längsten Teil eine Steigung/Gefälle von über 18,66% auf.
Für jeden Piloten eine Herausforderung auf höchstem Niveau.
Gelandet wird bergauf, gestartet bergab, und zwar jeweils über einen Abgrund von etwa 300 Metern! Der An- und Abflug für Flugzeuge erfolgt meist über eines der Seitentäler des "Trois Vallées" mit Ausgangspunkt bei Albertville, gut 40 Kilometer entfernt von Courchevel.
Es bedarf sicherlich keiner weiteren Erklärungen, dass ein Startabbruch auf dem Altiport praktisch unmöglich ist, genauso wie beim Landen ein Durchstarten während des "Aufsetzens“ wohl verheerende Konsequenzen hätte. Instrumentenlandesysteme wie ILS sucht man in Courchevel vergebens.
Was hier gefordert wird, ist fliegerisches Können in Perfektion, Nerven wie Drahtseile und fundiertes Vertrauen in das eigene Wissen und die Erfahrung. Auch nur der kleinste Fehler wird hier nicht verziehen und kann in einer Katastrophe enden.
Eine solch außergewöhnliche "Location" inspiriert naturgemäss auch die Filmindustrie.
So war der Altiport-Courchevel auch Schauplatz für die Dreharbeiten des James Bond Films "Der Morgen stirbt nie“ (1997). Ob sich, wie im Film dargestellt, auch die leichten Kampfjets des Typs Aero L-39 "Albatros“ tatsächlich am Set in Courchevel tatsächlich wagen wir, in Anbetracht der kurzen Rollbahn, eher zu bezweifeln.
"Normaler“ Flugbetrieb auf 2000 Meter über Meereshöhe
Unangefochtener "Platzhirsch" ist wohl der Aéroclub de Courchevel mit einer kleinen Flotte von Robin DR400/135cdi "Ecoflyer“ die den zahlungskräftigen Gästen ein fantastisches Flugerlebnis über den Savoyer Alpen bietet. Sicherlich kein kostengünstiger Ausflug, doch einmalig. Nebenbei steht der Aéroclub de Courchevel laut Auskunft eines Sprechers gegenüber Austrian Wings auch für eine nachhaltige Schulung der einheimischen wie auch externen Piloten zur Verfügung um ihre Lizenz für Courchevel zu erneuern. Wir freuten uns natürlich über die Ausführungen der doch redseligen Dame.
Auf der Suche nach der verantwortlichen Airport-Authority Person wurden wir sehr schnell fündig, in Form einer weiteren charmanten Französin, die sich sehr über unseren Besuch in Courchevel freute. Nach kurzem "Small-talk" bekamen wir die Erlaubnis uns so nahe wie möglich am Pistenrand niederzulassen.
Kaum angekommen, mit der Hoffnung auch die grandiose Aussicht ein wenig zu genießen, waren wir bereits wieder voll im Stress, schwebte doch eines unserer "Highlights“, eine Pilatus PC-12/47E im Final-Approach auf Courchevel ein.
"Catwalk" für Hubschrauber
Nebst all den Flugzeugen hatten wir auch einen regen Verkehr der zahlreichen Hubschrauber an diesem Tag zu verzeichnen.
Das Einschweben und Starten der Helis auf dem seitlich gelegenen Heliport glich eher einer Choreochraphie auf dem "Catwalk" der Pariser Modewochen.
Schwebte doch jeder ankommende Hubschrauber zuerst einmal von der einen Seite auf das Gelände ein; um danach mit einer eleganten Drehung wieder an uns vorbei zur Landung auf der anderen Seite anzusetzen.
Dies erlaubte uns, die farbenfrohen Helis aus allernächster Nähe, von beiden Seiten her zu fotografieren.
Weitere, interessante Besucher waren unter anderem:
D-FMCP, Socata TBM-700N, Private owned
F-GMTU, Eurocopter EC-135-T1, SAF Helicopters
F-GVGT, Eurocopter EC-155-B1 „Dauphin 2“, Heli Sécurité
LX-JFN, Pilatus PC-12/47E, Jetfly Aviation SA, Luxembourg
F-HBED, Eurocopter EC-120B „Colibri“, Private owned
Ära der Linienflüge
Ja, auch das gab es einmal in Courchevel!
Mitte der Achtziger bis Ende der Neunziger Jahre unterhielt die mittlerweile in der AUA aufgegangenen österreichische Fluglinie Tyrolean Airways in Zusammenarbeit mit der französischen TAT (Transport Aérien Transrégional) in den Wintermonaten einen regelmäßigen Flugbetrieb nach Courchevel. Dies wohl auch in Anbetracht der damals bevorstehenden Olympischen Winterspiele 1992 in Albertville.
Geflogen wurde von Innsbruck und Paris Orly nach Courchevel. Dieser Zusammenarbeit ging jedoch eine mehr als zweijährige Planungsphase voraus in der Fragen der Kooperation, Sicherheit und der Schulung der Crews, im speziellen der Cockpitcrews, bis ins Detail geplant werden mussten. Auch die Wahl des geeigneten Flugzeugtyps war bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt. Schlussendlich setze sich Tyrolean Airways mit ihren DeHavilland DHC-7-102 "DASH 7" als dem geeigneten Fluggerät durch. Auf der Homepage von Kapitän Siegfried Lenz über seine Zeit auf der Dash 7 finden sich auch faszinierende Aufnahmen aus Courchevel.
Die DHC-7-102 "DASH 7" ist bis heute das größte Flugzeug, dass Courchevel angeflogen hat.
Wie kommt man eigentlich auf solch eine verrückte Idee einen Linienverkehr zwischen Innsbruck-Paris Orly und Courchevel einzurichten?
Die wohl treibende Feder war dazumal der amtierende Bürgermeister von Courchevel, Herr Ziegler. Er wünschte sich zu dieser Zeit eine linienmässige Verbindung zwischen Paris, Innsbruck und Courchevel, für die anstehenden Olympischen Winterspiele. Gesagt; getan hielten, sich dann diese Verbindungen doch fast fünfzehn Jahre lang.
Ende der Neunziger Jahre wurden die allmählich betagten DHC-7 bei Tyrolean Airways nach und nach ausgeflottet und durch modernere Jets wie der Fokker 70/100 ersetzt. Somit war auch der Einsatz nach Courchevel mit dem größeren Fluggerät nicht mehr möglich und die Linienflüge wurden eingestellt.
Fazit unserer Spotterreise
Eine abenteuerliche Reise in eine wunderschöne Berglandschaft der französischen Alpen,
kombiniert mit tollen Fotos, freundlichen Menschen und einem der spektakulärsten Airports dieser Welt; und das bei schönstem Sonnenschein!
Jedem "Aviatik-Enthusiasten" können wir nur empfehlen diesen hochalpinen Airport im Winter einmal zu besuchen. Tolle Bilder sind garantiert.
Text: Andy Herzog
Fotos: Andy Herzog, Paul Bannwarth
Titelbild: Überblick über den Altiport-Courchevel - Foto: Andy Herzog
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur des Schweizer Magazins "Wings-Aviation".