Die Bestürzung bei den Mitarbeitern der Flying Bulls, bei Freunden, Weggefährten und seinen Lufthansa-Kollegen in München ist groß. Sein Tod scheint unfassbar.
Der 38-jährige Gehrmann galt als Flieger aus Leidenschaft, als Ausnahmetalent. Mit 17 Jahren machte er den Helikopterpilotenschein und 1998, im Alter von nur 23 Jahren, wurde er der jüngste Drachenflug-Weltmeister. Schon damals war Red Bull als Sponsor mit dabei.
Obwohl er es hauptberuflich ins Cockpit eines Lufthansa-Jets geschafft hatte (die Drop-Out Rate bei der Selektion beträgt bis zu 90 Prozent), konnte Guido auch in seiner Freizeit nicht genug von der Fliegerei bekommen. Er war süchtig. Ein im positiven Sinn Besessener.
Bei den Flying Bulls pilotierte er die historischen Flächenflugzeuge ebenso wie Hubschrauber. Red Bull Boss Dietrich Mateschitz vertraute auf Gehrmanns Können und setzte ihn als seinen Privatpiloten ein.
Eines seiner Lieblingsflugzeuge war der BD-5 Microjet, der ihm nun zum Verhängnis wurde. Dieses Flugzeug fliegen zu dürfen, bezeichnete er einmal als "Erfüllung eines Bubentraumes".
Dabei war sich der Profi der Risiken, die derart anspruchsvolle Flugzeuge mit sich brachten, durchaus bewusst - und überzeugt davon, sie beherrschen zu können.
Als auf seinem letzten Flug Triebwerksprobleme auftraten, hätte Guido die Maschine auch ganz einfach mit dem Fallschirm verlassen und sich retten können; dann jedoch hätte er keine Kontrolle mehr darüber gehabt, wo das Flugzeug abstürzen würde, was möglicherweise Menschenleben am Boden gefordert hätte.
Dieses Risiko wollte er nicht eingehen. Und so blieb er im Cockpit, versuchte eine Notlandung des de facto antriebslosen und extrem schwierig zu beherrschenden Jets. Nur wenige Meter fehlten, dann hätte er es über den verhängnisvollen Hang an dem er zerschellte, geschafft und womöglich sicher in einem Feld aufgesetzt. Doch soweit sollte es eben nicht kommen. Guido Gehrmann starb, als er das tat, was er über alles liebte: fliegen.
Die Gedanken der Austrian Wings Redaktion sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie und seinen Freunden, denen wir unser tiefstes Mitgefühl für den erlittenen Verlust aussprechen.
Der Poet und Flieger Antoine de Saint-Exupéry sagte: "Es wird aussehen als wäre ich tot. Und es wird nicht wahr sein. Sucht mich am Himmel." Ein Satz, der wohl auch auf Guido Gehrmann zutreffen könnte - einen Himmelsstürmer, der leider viel zu früh in die Ewigkeit vorausgegangen ist.
(red CvD / Titelbild: Guido Gehrmann mit dem BD5 Microjet der Flying Bulls - Foto: Flying Bulls via Facebook)
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.