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Vor 50 Jahren: Joshua Shani startet seine Pilotenkarriere

Joshua Shani - ein Name, der den meisten Menschen außerhalb Israels vermutlich nicht viel sagen wird. Doch er war es, der im Alter von nur 31 Jahren eine der fliegerisch spektakulärsten und herausforderndsten Missionen der Luftfahrtgeschichte als Schwarmführer leiten sollte: die "Operation Thunderbolt".

Zur Vorgeschichte: Am 27. Juni 1976 entführte ein deutsch-palästinensisches Terrorkommando einen Flug der Air France und leitete ihn nach Entebbe, Uganda um. Die jüdischen Geiseln wurden separiert und verblieben mit der französischen Crew, die ihre Passagiere nicht verlasen wollte, in Uganda, während die übrigen Passagiere freigelassen wurden.

Da die Entführer mit der Exekution der Geiseln drohten, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden, entwickelte das israelische Militär innerhalb kürzester Zeit einen Befreiungsplan. Dieser sah vor, mit 4 C-130 Hercules nach Entebbe zu fliegen, die Geiseln zu befreien und über einen Zwischenstopp in Kenia nach Israel zurückzukehren. Doch dies war leichter gesagt als getan, denn keines der zu überfliegenden Länder, mit Ausnahme Kenias, war Israel freundlich gesinnt oder wollte involviert werden, da es den Zorn des unberechenbaren ugandischen Diktators Idi Amin fürchtete.

Und so starteten am 3. Juli 1976, am Shabbat, 4 Hercules unter der Führung von Joshua Shani (geboren 1945 in Sibirien), jenem jungen Mann, der 1963 seinen Militärdienst begonnen und seine fliegerische Grundausbildung 1965 abgeschlossen hatte mit Ziel Entebbe. An Bord der Maschinen befanden sich ein Spezialkommando der Sayeret Matkal zur Geiselbefreiung sowie logistische Unterstützungstruppen. "Beim Start war die Maschine so schwer, dass ich keine Ahnung hatte, was passieren würde", erinnerte sich Shani später.

"Um nicht vom Radar erfasst zu werden, flogen wir einen großen Teil der rund 4.000 Kilometer langen Strecke im absoluten Tiefflug, manchmal nur 10 Meter hoch, und das bei Nacht."

Dazu kam, dass die Besatzungen absolute Funkstille halten mussten um sich nicht zu verraten. "Ich hatte als Pilot der Führungsmaschinen keinen Sichtkontakt zu den anderen drei Maschinen, aber ihre Piloten überholten mich von Zeit und Zeit und ließen sich dann wieder zurückfallen. So wusste ich, dass sie noch da waren."

Seine größte Sorge war nicht etwa, vom Boden aus beschossen zu werden, sondern einen Pilotenfehler zu begehen und so die Mission zu gefährden. "Ich dachte nur: Vermassel das jetzt bloß nicht."

Shani landete seine Hercules sicher auf dem Flughafen Entebbe und brachte sie in der Mitte der Piste zum Stillstand: "Sofort verließen unsere Fallschirmjäger den Frachtraum und markierten die Piste durch mitgebrachte Beleuchtungseinrichtungen für den Fall, dass der Fluglotse etwas bemerkt haben sollte und die Pistenbefeuerung abdrehen würde."

So konnten auch die übrigen drei Maschinen nacheinander landen. Nach rund 50 Minuten, in denen am Boden ein heftiges Feuergefecht zwischen israelischen Truppen, den Geiselnehmern und ugandischem Militär tobte, gab Shani den Befehl zum Abflug: "Wer bereit ist, soll starten", und alle 4 Hercules verließen Entebbe mit den befreiten Geiseln an Bord. "Wir benötigten aber dringend Sprit und nahmen jetzt Kurs auf Kenia". Das Land hatte sich als einziges bereit erklärt, Israel Unterstützung zu gewähren.

Dort wurden die Transporter betankt und flogen anschließend nach Israel zurück, wo den Geiseln und ihren Rettern ein triumphaler Empfang bereitet wurde.

Nach dieser Mission, die ihn und seine Kameraden in Israel zu Nationalhelden machte, flog Shani weitere 30 Jahre in der israelischen Luftwaffe und beendete seine Karriere als Brigadegeneral mit mehr als 13.000 Flugstunden, davon rund 7.000 auf der C-130 Hercules.

Im Anschluss an seine Militärzeit war Shani für den US-Luft- und Raumfahrtkonzern Lockheed Martin tätig.

"Als ich meine Karriere bei den Streitkräften begann, interessierten mich Flugzeuge nicht - doch sie wurden schließlich mein Leben. Mein weiß nie, was das Schicksal bringt."

(red CvD / Titelbild: Joshua Shani - Foto: IDF)