Das flächendeckend strikte Handyverbot in Flugzeugen geht unter anderem auf einen Vorfall an Bord einer Qantas Boeing 747 im Landeanflug auf London-Heathrow anno 1998 zurück. Der Jet war kurzzeitig außer Kontrolle geraten. Obwohl die offizielle Ursache niemals vollständig geklärt werden konnte, gehen Experten davon aus, dass es sich um eine Fehlfunktion im Autopilotsystem gehandelt haben musste, wahrscheinlich ausgelöst durch ein elektronisches Gerät wie etwa ein Mobiltelefon.
Auf Grund einzelner bedenklicher Vorfälle trat schon per Anfang der 1990er-Jahre sukzessive ein Verbot zur Verwendung potenziell gefährlicher elektronischer Geräte an Bord von Flugzeugen in Kraft, das heute bei allen Airlines zu finden ist.
Wie gefährlich ist der Betrieb elektronischer Geräte wirklich? - Darüber sind sich auch Fachleute nicht einig. So sagte etwa ein Pilot Freitag Früh in einem Interview mit dem Radiosender Ö3, dass er etwa ein Handy an Bord nur dann gefährlich fände, "wenn es dem Piloten an den Kopf geworfen wird". Den normalen Betrieb des Funktelefons hingegen hielte er für unbedenklich.
Die meisten Fluggesellschaften erlauben den Betrieb von elektronischen Geräten, sobald die Maschine sich auf Reiseflughöhe befindet - nicht jedoch während des Rollens, im Zuge der Start- und Landephase sowie beim Fliegen in geringen Höhen. Diese Phasen seien, so Experten, besonders sensibel.
British Airways lockert striktes Verbot
British Airways kündigte als erste europäische Fluggesellschaft an, dass Passagiere nunmehr ihre Mobilfunk- und anderen elektronischen Geräte schon unmittelbar nach der Landung, während des Rollens zur Parkposition, aktivieren dürfen. Die britische Zivilluftfahrtbehörde CAA sieht darin ebenfalls keine Sicherheitsrisiken. Dennoch, es gibt keine exakte wissenschaftliche Evaluierung, wie sicher oder unsicher der Betrieb derartiger elektronischer Geräte an Bord eines Flugzeuges tatsächlich ist.
Pilot Bill Lucas ist etwa überzeugt davon, dass "Mobiltelefone zweifellos mit den elektronischen Systemen an Bord interferieren können". Er selbst habe beispielsweise erlebt, wie sich die Klimaanlage durch ein Handy deaktivierte.
Bei ausgedehnten Tests durch Boeing hingegen konnte keine Beeinträchtigung flugrelevanter Systeme - darunter Naviation und Funk - durch Verwendung sogar mehrerer Mobiltelefone nachgewiesen werden.
Es liegt also weiterhin im Ermessen einzelner Airlines, die Interessen ihrer Fluggäste im Hinblick auf stetig zunehmenden mobilen Kommunikationsbedarf sowie die nötigen Sicherheitsaspekte abzuwägen und in Einklang zu bringen.
(red Aig / Titelbild, Symbolfoto: Emirates)