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Flughafen Frankfurt saniert Rollweg "Mike"

Die Center-Bahn des Frankfurter Flughafens hat es schon hinter sich. Die Startbahn West auch. Nach rund einem Vierteljahrhundert ununterbrochenen Flugbetriebs hat Fraport seine Start- und Landebahnen als weltweit erster Flughafenbetreiber in hunderten von Nachtetappen bei laufendem Betrieb saniert. Jetzt ist mit dem Taxiweg Mike eine der wichtigsten Rollverbindungen zu den Terminals an der Reihe. Die Aufgabe, innerhalb von acht Nachtstunden einen Teilabschnitt der Rollbahn komplett abzubrechen und neu zu asphaltieren, gleicht einer logistischen Meisterleistung.

Wenn Bauleiter Oliver Kohlbacher gegen 15 Uhr grünes Licht gibt, setzt sich die Maschinerie in Gang: dann bereiten sich 60 Menschen auf eine lange Nacht vor, dann läuft wenig später die Produktion von 1.200 Tonnen Spezialasphalt an, dann positioniert sich eine Flotte von 20 Baggern, Baugeräten und mindestens ebenso vielen Lastkraftwagen. Gegen 21 Uhr setzt sich der Koloss in Bewegung. Sein Ziel ist Mike. Diesen Namen trägt eine der wichtigsten – und mittlerweile sanierungsbedürftigen – Rollbahnen des Frankfurter Flughafens. Ein 15 Meter breiter Querstreifen von ihr wird jetzt in den nächsten acht Stunden grundlegend auf Vordermann gebracht.

Surreale Szenerie auf der Rollbahn

Rund 20 Jahre lang sind über Mike jeden Tag zehntausende Tonnen Flugzeug gerollt – mit bis zu 400 Tonnen drückt dabei jede einzelne Maschine auf den Beton und verstärkt diese Belastung noch durch die Vibrationen, die von ihren Triebwerken ausgehen. Gebrochene Betonplatten, Risse, Senkungen und Neigungen sind das Ergebnis der Dauerbeanspruchung des dreieinhalb Kilometer langen Hauptrollwegs zwischen den Terminals und der südlichen der beiden parallelen Start- und Landebahnen. Wäre Mike eine Autobahn, dann würde nun eine Richtungsfahrbahn für mehrere Monate gesperrt und saniert. Aber Mike ist ein Rollweg, auf den der eng getaktete Flugbetrieb des größten deutschen Luftverkehrsdrehkreuzes nicht verzichten kann. Und so wiederholt sich Nacht für Nacht ein beeindruckendes Schauspiel.

Es ist eine beinahe surreale nächtliche Szenerie: In Reih und Glied fressen sich vier riesige Meißelbagger laut ratternd Meter für Meter durch die abgenutzte Oberfläche der Rollbahn und produzieren binnen Minuten einen Wall aus dicken Betonbrocken. Im gleißenden Schein der Lichtgiraffen heben sich ihre gewaltigen Greifarme in einem leuchtenden Orange vom schwarzen Nachthimmel ab. Über die Fläche ziehen Staubschwaden, durch die die starken Scheinwerfer diffus hindurch scheinen. Ununterbrochen rollen LKWs heran, die den Schutt – in einer Abbruchnacht kommen 2.000 Tonnen zusammen – aufnehmen und wieder im Dunkel der Nacht verschwinden. Dicht dahinter folgen so genannte Fertiger, die lagenweise einen 50 Zentimeter starken Spezialasphalt auftragen; Planierraupen und Kehrmaschinen ziehen geschäftig ihre Runden.

Mensch und Gerät auf engstem Raum

„Jede Nacht brechen wir einen 900 bis 1.000 Quadratmeter großen Querstreifen der Rollbahn ab und ersetzen ihn durch eine hochwertige Asphaltkonstruktion“, erläutert Fraport-Projektleiter Tobias Leins. „Die Arbeiten folgen dabei einem ausgeklügelten Logistik- und Zeitplan. Er definiert genau, welcher Arbeitsschritt mit welchem Gerät wann erfolgen muss, um die Bahn pünktlich um fünf Uhr wieder dem Flugbetrieb übergeben zu können.“ Damit dies gelingt, überlassen die Planer des Flughafenbetreibers nichts dem Zufall: Für alle Großgeräte stehen Ersatzfahrzeuge bereit, damit ein Ausfall nicht zu Verzögerungen führt. Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes sind jede Nacht vor Ort präsent, um bei einem Bombenfund schnell eingreifen zu können. Bei der Oberfläche setzen die Verantwortlichen darüber hinaus auf einen speziellen – gemeinsam mit Hochschulen entwickelten – Niedertemperaturasphalt, der schon bei 130 Grad Celsius (normaler Asphalt benötigt etwa 150 Grad) aufgebracht werden und in einem Zeitfenster von wenigen Stunden weit genug abkühlen kann, um schon am frühen Morgen wieder mehrere hundert Tonnen schwere Passagiermaschinen tragen zu können.

60 Menschen braucht es Nacht für Nacht, diese logistische Meisterleistung pünktlich über die Bühne zu bringen. Das Know-how vor Ort reicht von den Maschinisten, die die 20 Baugroßgeräte und ebenso viele LKWs bedienen und steuern, über Vermessungsexperten bis hin zum Personal der Flughafengärtnerei, das die so genannten Grünschultern am Rollbahnrand wieder auf Vordermann bringt. Elektriker tauschen darüber hinaus pro Nacht 1.000 Meter Kabel der Bahnbefeuerung aus, zahlreiche Werkstattmitarbeiter kümmern sich um die Markierungsarbeiten auf der neuen Bahnoberfläche. „Auch das unterscheidet uns deutlich von einer Autobahnbaustelle“, betont Tobias Leins. „Wir bringen hier enorm viel Personal und großes Gerät auf engstem Raum zusammen – dazu unter großem Zeitdruck, bei Nacht und auf einem streng gesicherten Flughafenvorfeld. Das alles unter einen Hut zu bringen und im Griff zu behalten ist für uns eine große Herausforderung. Und zwar jede Nacht aufs Neue."

(red / Fraport / Titelbild: Fraport)