Die internationale Luftfahrtindustrie bleibt in Bewegung und gerade in der europäischen Luftfahrt nimmt die Dynamik zu. Die Verkehrsströme verlagern sich, der Konsolidierungskurs am Fluglinien-Sektor schreitet weiter voran und der Kostendruck nimmt ungebrochen zu. Das spüren auch die Flughäfen: Mehr Servicequalität für die Reisenden, schnellere und effizientere Abfertigungsprozesse und effizientes Kostenmanagement sind gefragt. Gleichzeitig ist die Branche intensiv auf der Suche nach neuen Ertragsmöglichkeiten.
Der Flughafen Wien stellt sich auf diese Herausforderungen ein: Mit einer klaren Strategie zur Produktivitätssteigerung und mehr Kosteneffizienz, mit einer umfassenden Modernisierung der Terminalinfrastruktur, einer laufenden Erweiterung des Shopping- und Gastronomieangebots und neuen Dienstleistungen für Passagiere. Seit Juni 2012 ist der neue Check-in 3 in Betrieb, der Check-in 1 wurde ebenfalls komplett modernisiert. Erst vor wenigen Tagen wurde ein neuer kürzerer Passagierweg von den C-Gates in die Ankunftshalle eröffnet. Auch die Arbeiten am Bahnhof sind voll im Gange, bald werden Fernverkehrszüge über den Wiener Hauptbahnhof direkt zum Flughafen geführt werden können. Das nächste größere Bauvorhaben wird der Terminal 2 sein, der älteste Gebäudeteil des Wiener Flughafens. Konzepte, wie der Terminal künftig aussehen könnte, werden bereits entwickelt.
Großes Augenmerk wird dabei auch auf eine hohe Umsteigequalität mit kurzen Abfertigungszeiten und zuverlässigem Gepäckshandling gelegt, denn der Flughafen Wien ist strategisch als Drehkreuz nach Osteuropa ausgerichtet und etwa ein Drittel des Passagieraufkommens ist Transferverkehr. Das hilft dem Wirtschafts- und Tourismusstandort Österreich: Denn wenn Passagiere von anderen Airports nach Wien kommen, um hier umzusteigen, können Airlines so Verbindungen zu Reisezielen anbieten, die nur mit lokalen Passagieren alleine nicht profitabel angeflogen werden könnten. Und dort, wo ein breites Angebot an Reisezielen gut und möglichst direkt erreichbar ist, siedeln sich Unternehmen an – und das wiederum schafft Arbeitsplätze. In Österreich ist das sichtbar: Über 300 Unternehmen steuern von hier aus ihre Geschäfte in Südosteuropa. 20.000 Menschen arbeiten in 230 Unternehmen am Standort Flughafen Wien und die Vergangenheit beweist, dass rund eine Million zusätzliche Passagiere rund 1.000 neue Arbeitsplätze am Standort generieren.
Damit diese hohe Wertschöpfung aber so bleibt, muss der Flughafen Wachstumsperspektiven bieten können. Denn langfristig bleibt die Luftfahrt ein Wachstumsmarkt: Auch wenn in Europa derzeit die Zahl der Starts und Landungen etwas zurückgeht, so verzeichnen Asien und der mittlere Osten bei den Flugbewegungen ein starkes Wachstum – im Jahr 2012 um mehr als 6%. Im Jahr 2030 werden Verbindungen zwischen Asien und Europa der stärkste interkontinentale Verkehrsstrom sein. Dafür wird beispielsweise in Regionen wie der Türkei bereits an großen Airports gebaut, während in Mittel- und Westeuropa die Flughafen-Kapazitäten immer knapper werden. Die Voraussetzungen für ausreichende Pistenkapazitäten sind aber notwendig, um langfristig den Airlines Wachstum zu ermöglichen und damit die Konkurrenzfähigkeit der jeweiligen Wirtschaftsregion zu sichern. Dabei darf die Sicherung der Lebensqualität der Bevölkerung nicht ins Hintertreffen geraten: Im Mittelpunkt muss der Interessensausgleich zwischen allen von den Auswirkungen durch Flugverkehr Betroffenen und der Luftfahrtindustrie stehen. Im Dialogforum Flughafen Wien findet genau das seit vielen Jahren und konsensorientiert statt.
Text: Mag. Julian Jäger, Vorstand der Flughafen Wien AG
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.