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Ursprünglich für das Militär entwickelt, flog der als Urvater der Boeing 707 geltende Prototyp mit der Bezeichnung 367-80 am 15. Juli 1954 zum ersten Mal. Testpilot Tex Johnson führte damit eine so genannte Fassrolle vor und behauptete bis zu seinem Tod steif und fest, dass er die Augen dabei geschlossen hatte.
Die US-Air Force war von dem Modell jedenfalls so angetan, dass sie 29 als KC-135 bezeichnete Tankflugzeuge bestellte. Bis 1965 wurden von der KC-135 in verschiedenen Versionen 803 Stück produziert.
In weiterer Folge entwickelte Boeing aus diesem Modell die B707, die über einen um 11 Zentimeter größeren Rumpfquerschnitt sowie weitere Modifikationen verfügte und dadurch bis zu 6 Sitze pro Reihe, getrennt durch einen Mittelgang, aufnehmen konnte. Erstkunde für den Vierstrahler war Pan Am, die am 13. Oktober 1955 20 Exemplare bestellte - und gleichzeitig auch 25 Stück des Konkurrenzmodells DC-8 in Auftrag gab.
Am 28. Oktober 1957 verließ die erste 707 die Endmontage und begann die Flugerprobung am 20. Dezember. Knapp ein Jahr später nahm Pan Am den Linienbetrieb mit der 707-100 auf. Es folgten die Versionen -138 (eine Spezialversion für die australische Qantas), -100B, -200, -300, -300 Intercontinental, -300B, 300C, und 400.
Die 707 entwickelte sich zum Bestseller und wurde von nahezu allen großen (und kleineren) Fluggesellschaften rund um den Globus im Langstreckenverkehr eingesetzt.
Kam am Anfang auf den Atlantikflügen noch eine Viermanncrew, bestehend aus Kapitän, Erstem Offizier, Flugingenieur und Navigator, zum Einsatz, so konnte mit der Einführung moderner Navigationssysteme schon bald auf den Navigator verzichtet werden.
Für Kurzstrecken entwickelte Boeing 1959 die Version 720, der jedoch kein großer Erfolg beschieden war, da sie in direkter Konkurrenz zur dreistrahligen Boeing 727 stand, die 1963 auf den Markt kam.
Die B707 in Österreich
Vom 1. April 1969 bis 1971 flog eine Boeing 707 sogar in den Farben der österreichischen AUA. Die Maschine war von Sabena geleast und kam als OE-LBA auf der Strecke Wien - New York zum Einsatz. Von 1975 bis 1981 operierte dann Montana Austria mit insgesamt drei Boeing 707 (OE-IRA, OE-INA und OE-IDA) Linien- und Charterdienste, ehe sie den Betrieb einstellen musste.
Damit endete das Gastspiel dieses Musters in der Alpenrepublik endgültig.
Fast 20 Jahre lang dominierte die Boeing 707 (vor allem in den Versionen -300 und -400) den Langstreckenverkehr, ehe sie auf Strecken mit größerem Aufkommen ab 1969 von der Boeing 747 abgelöst wurde.
Anfang bis Mitte der 1980er Jahre zeichnete sich jedoch das Ende des Vierstrahlers bei den großen Airlines im Passagierverkehr ab.
Auf Mittel- und Langstrecken wurde sie nach und nach durch die Muster B747, Lockheed Tristar, DC-10-30, Airbus A300, Airbus A310, Boeing 757 und Boeing 767 verdrängt, auf Kurzstrecken dominierten fortan die DC-9, die Boeing 727 und die Boeing 737.
Etliche Boeing 707 wurden zu Frachtern umgebaut und/oder in Entwicklungsländer verkauft. Lufthansa etwa musterte ihre Passagier-707 1984 aus und setzte sie noch einige Jahre bei German Cargo ein, die später in Lufthansa Cargo aufgehen sollte.
Produktionsende
Im Jahr 1978 stellte Boeing die Produktion der zivilen 707 nach 917 Einheiten ein. Vereinzelt wurden aber noch Flugzeuge für das Militär hergestellt, sodass die letzte produzierte 707, Nummer 1.010, erst 1991 vom Band lief - 34 Jahre nach dem Erstflug dieses Musters!
Mit den verschärften Lärmschutzbedingungen Ende der 1980er wurde es in Europa noch enger für den eleganten Vierstrahler.
Das belgische Oostende entwickelte sich ab den 1990er Jahren zu einem Refugium für diesen geflügelten Dinosaurier, denn dorthin konnten (die vornehmlich afrikanischen) Frachtairlines den Jet noch einsetzen.
Bereits Mitte bis Ende der 1990er Jahre spielte die Boeing 707 im weltweiten Passagierflugverkehr praktisch nur noch eine untergeordnete Rolle.
Selbst in Süd- und Mittelamerika, Asien und Afrika wurde sie zunehmend in die Rolle des Frachters gedrängt und sukzessive stillgelegt.
Das Hauptproblem der 707 waren ihre vier durstigen und lauten Triebwerke, was dazu führte, dass das Programm 707RE für "Re-engined" ins Leben gerufen wurde. Doch auch moderne Triebwerke mit niedrigerem Treibstoffverbrauch konnten der 707 kein neues Leben mehr einhauchen. Ihre Zeit war einfach abgelaufen.
Ab Anfang der 2000er Jahre wurde die Boeing 707 fast ausschließlich als VIP- und Militärflugzeug eingesetzt, wobei ihre Zahl auch hier abnehmend war beziehungsweise ist.
Ein "gallisches Dorf" war hier die bereits eingangs erwähnte iranische Saha Air, die zwei von der iranischen Luftwaffe gemietete Boeing 707 einsetzte.
Sie war damit der letzte reguläre Betreiber dieses Musters im Linienflugverkehr, und damit pilgerten Luftfahrtenthusiasten aus aller Welt in den Iran, nur um einmal in ihrem Leben mit der legendären Boeing 707 zu fliegen!
Im April dieses Jahres stellte Saha Air den Betrieb ein, womit die Ära der 707 im Passagierverkehr nach 55 Jahren zu Ende ging. Damit ist sie der am längsten gediente Passagierjet in der Geschichte der Luftfahrt.
Unfälle und Verluste
Seit Indienststellung der Boeing 707 gingen 172 Maschinen verloren, wobei knapp 2.800 Menschen ums Leben kamen.
Verglichen mit modernen Verkehrsflugzeugen ist das ein relativ hoher Wert, jedoch darf dabei auch nicht vergessen werden, dass die Entwicklung der Jetluftfahrt Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre noch in den Kinderschuhen steckte und auch die technischen Systeme der 707 den damaligen Standards entsprechen. Der bisher letzte tödliche 707-Absturz betraf am 21. Oktober 2009 eine Frachtmaschine der Azza Transport, die kurz nach dem Start in Sharjah abstürzte. Beim Crash eines Tankers der Omega Air am 18. Mai 2011 konnten sich alle Besatzungsmitglieder rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Die 707 heute
Mit Stand Juni 2013 flogen weltweit nur noch sechs zivil registrierte Boeing 707: Eine -138B im Privatbesitz von John Travolta, bemalt in Qantas-Farben.
Zwei -300C (P-AJD, EP-AJE) als VIP-Flugzeuge im Iran sowie drei -300C, die von Omega Air als Tanker und Transportflugzeuge für das US-Militär betrieben werden. Die beiden zuletzt von Saha Air genutzten -300C (EP-SHU, EP-SHV) unterliefen laut Angaben der "Aviation Friends Cologne" ein Wartungsprogramm und sollten nach dessen Abschluss bei den iranischen Luftstreitkräften eingesetzt werden.
Zu diesem Maschinen kommen noch eine kleine nicht bekannte Anzahl von militärisch registrierten und genutzten Boeing 707 (auch als C-137 bezeichnet) sowie die von den US-Streitkräften eingesetzten KC-135 mit dem geringeren Rumpfdurchmesser der 367-8, die heute übrigens im Museum of Flight in Seattle steht.
Doch die Zeiten dieses Typs, der einst den Luftverkehr für immer revolutionierte sind gezählt und es wird der Tag kommen, an dem auch die wenigen noch existenten 707 ihren Weg auf einen der zahllosen Flugzeugfriedhöfe oder ins Museum finden werden ...
Technische Daten (Quelle: Wikipedia)
Kenngröße | 707-100 | 707-138 | 707-200 | 707-020 | 707-300 | 707-400 |
---|---|---|---|---|---|---|
Länge: | 44,20 m 44,22 m (B) |
41,00 m | 44,20 m | 41,50 m 41,68 m (B) |
46,61 m | |
Spannweite: | 39,88 m | 43,40 m 44,42 m (B & C) |
43,40 m | |||
Tragflügelfläche: | 226,3 m² | 234,2 m² | 273,7 m² 283 m² (B & C) |
273,7 m² | ||
Höhe: | 12,70 m | 12,62 m 12,55 m (B) |
12,85 m 12,83 m (B) 12,80 m (C) |
12,85 m | ||
Rumpfdurchmesser: | 3,76 m | |||||
max. Reichweite: | ca. 8.000 km 8.485 km (B) |
ca. 8.500 km ca. 9.700 km (B) |
ca. 6.500 km | 5.800 km 6.687 km (B) |
8.700 km 9.265 km (B) |
8.700 km |
Reisegeschwindigkeit: | Mach 0,83 885 km/h |
Mach 0,84 896 km/h |
Mach 0,83 885 km/h |
|||
Max. Startmasse: | 117.000 kg | 104.000 kg 106.200 kg (B) |
141.700 kg 148.500 kg (B) 151.500 kg (C) |
141.700 kg | ||
Max. Sitzplätze: | 179 | 165 | 219 | |||
typische Sitzanzahl: | 110 | 106 | 141 | |||
Triebwerke (je 4x): | P&W JT3C-6 Turbojets à 55,2 kN oder P&W JT3D-1 Turbofans à 75,6 kN (B-Version) | P&W JT3C-6 Turbojets à 55,2 kN oder P&W JT3D-1 Turbofans à 75,6 kN (B-Version) | P&W JT4A-3 Turbojets à 70,8 kN | P&W JT3C-6 Turbojets à 60,1 kN oder P&W JT3D-1 Turbofans à 75,6 kN (B-Version) | P&W JT4A-3 Turbojets à 70,8 kN oder P&W JT3D-3 Turbofans à 80 kN (B-Version) | Rolls-Royce Conway Mk 508 Turbofans à 77,8 kN |
Besatzung (Cockpit): | 3 oder 4 | |||||
Erstflug: | 20. Dezember 1954 22. Juni 1960 (B) |
Anfang 1956 Anfang 1961 (B) |
11. Juni 1959 | 23. November 1959 6. Oktober 1960 (B) |
11. Januar 1959 31. Januar 1962 (B) 19. Februar 1963 (C) |
20. Mai 1959 |
(red CvD / Titelbild: Ecuatoriana Boeing 707-321C Frachter beim Start, aufgenommen 1987 - Foto: Perry Hoppe / Wiki Commons / Alle übrigen Fotos, sofern nicht anders angegeben: Eduard Marmet)