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USA: Vorstoß zum Mobiltelefonbetrieb an Bord

Handytelefonieren und -surfen im Flugzeug soll - wenn es nach einem Vorschlag der amerikanischen Federal Communications Commission (FCC) geht - auch bei US-Fluggesellschaften bald Realität werden.

"Bitte schalten Sie Ihr Mobiltelefon jetzt aus. Der Betrieb ist während des gesamten Fluges untersagt!" - So oder ähnlich weisen Flugbegleiter derzeit auf das geltende Handyverbot an Bord von Verkehrsflugzeugen hin. Doch das könnte sich demnächst ändern. Telefonanrufe, SMS-Services und andere mobile Dienste würden nach Plänen der FCC möglich werden, sobald die Maschine sich auf einer Flughöhe über 10.000 Fuß befindet. Während Start- und Landephase solle das Verbot jedoch weiterhin aufrecht bleiben, heißt es.

Mit diesem Vorstoß müssten Fluggesellschaften, die ihren Passagieren einen solchen Service anbieten wollen, ihre Maschinen mit speziellen Antennensystemen nachrüsten, die von der US-Luftfahrtbehörde zu genehmigen sind. Dann stünde den Fluggästen eine vergleichbare Palette an mobilen Services per Telefon oder Tablet-Computer zur Verfügung wie auf dem Boden.

FCC: "Restriktive Regelungen überdenken!"

FCC-Chairman Tom Wheeler ist davon überzeugt, dass "die Zeit reif ist, die überholten und restriktiven Regelungen zu überdenken", wie er in einem Statement ausführte. Bislang war die FCC davon ausgegangen, dass das mobile Telefonieren in Flugzeugen beträchtliche Störungen in den Bodenstationen auslösen könnte, etwa beim Wechsel von einer Funkzelle zur Nächsten - im Fachjargon "Handover" genannt. Daran änderte auch ein erster Vorstoß im Jahr 2004 nichts - die Haltung zum Verbot eines Mobiltelefon-Betriebs in der Luft blieb aufrecht, da ein störungsfreier Netzbetrieb nicht mit der notwendigen Sicherheit gewährleistet werden konnte.

Ganz neu ist der US-Vorstoß indes nicht. Es gibt bereits einige Fluggesellschaften, die Systeme anbieten, mit welchen die Passagiere ihr Mobilgerät an Bord benützen können. In Brasilien sind derartige Services sehr populär - etwa jeder dritte Fluggast nützt dort bereits die mobile Handyverbindung während des Fluges. Bei der privaten taiwanesischen Fluggesellschaft EVA Air werden derartige Services im kommenden Jahr Realität. Auch Etihad stattet die Flotte sukzessive mit derartigen Systemenaus.

Der FCC-Vorschlag wird nun bei einer Tagung am 12. Dezember weiter erörtert. Bei positivem Fortschreiten der Bemühungen könnten US-amerikanische Airlines bereits in Kürze mit der Aufrüstung ihrer Maschinen für die Handynutzung beginnen. Die Netzbetreiber scharren schon mit den Hufen - denn dieser Markt könnte Mehreinnahmen in Höhe von etwa 2,4 Milliarden Dollar pro Jahr in ihre Kassen spülen, prognostiziert etwa Akshay Sharma, Mobilnetzwerk-Analyst des Marktforschungsinstituts Gartner.

Handy an Bord: lukrativer Markt für bequemes Service oder lästiges Ärgernis?

Dass dieses mobile Vergnügen in der Luft für den Endkunden vermutlich nicht billig ausfallen dürfte, liegt auf der Hand. Denn bevor die drahtlose Plauderei oder das Surfvergnügen über den Wolken beginnen kann, müssen die eingebundenen Netzbetreiber hohe Investitionen in die dazu nötige Infrastruktur tätigen. Pro Flugzeug werden hierfür etwa 3 bis 4 Millionen US-Dollar zu Buche schlagen. Dennoch sieht Ari Zoldan, Geschäftsführer des Technologiekonzerns Quantum Networks, jede Menge Potenzial für die Telekommunikationsanbieter: "Hier öffnet sich ein riesiger Markt für diese Unternehmen!" Nicht zuletzt wäre schließlich auch sein Betrieb an der Flugzeug-Aufrüstung beteiligt.

Doch lange nicht alle Airlines stehen diesem technologischen Vorstoß uneingeschränkt positiv gegenüber. Paul Skrbec, Pressesprecher bei Delta, gibt zu bedenken: "Eine überwiegende Mehrheit spricht sich für eine Regelung aus, die den Mobiltelefonbetrieb während des Fluges weiterhin untersagt." Einfach, weil viele Passagiere telefonierende Mitreisende als lästig empfänden. Eine vergangenes Jahr von Delta durchgeführte Umfrage scheint dies zu bestätigen - 64 Prozent der Befragten führten aus, dass Telefonieren an Bord ihr Reiseerlebnis negativ beeinflussen würde.

Ähnlich denkt man derzeit auch bei JetBlue, behält sich aber vor, einer allenfalls ändernden Tendenz und Nachfrage aufgeschlossen gegenüber zu stehen: "Vorlieben und Wünsche ändern sich", bringt Airline-Sprecherin Tamara Young es auf den Punkt. "Wir möchten gerne die Kabine komfortabel und einladend für jedermann gestalten - egal, ob der Passagier nun mobile Services nützen möchte oder nicht."

Vielleicht bringt dies wiederum eine Form der "Zonentrennung", wie früher die Einteilung in Raucher- und Nichtraucherbereich, mit sich. Dann könnte der Fluggast künftig beim Check-In, neben der typischen Frage "Fenster- oder Gangplatz?" womöglich auch gefragt werden: "Plauderecke oder Ruhebereich?"

Europa: EASA zeigt sich aufgeschlossen

Auch in Europa scheint man der Idee einer "fliegenden Mobilnetz-Nutzung" grundsätzlich einiges abgewinnen zu können, wie die European Aviation Safety Agency (EASA) kürzlich in einem Statement verlautbaren ließ: Man anerkenne die flächendeckende Verbreitung derartiger Mobilgeräte und den Wunsch der Reisenden nach einem flächendeckenden Einsatz.

(red Aig / Titelbild: Emirates)