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[U] Acht Lufthansa-Flugbegleiter durch Öldämpfe an Bord von A380 erkrankt

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Am 29. November kam es auf dem Flug LH 572 von Frankfurt am Main nach Johannesburg zu einem Vorfall mit kontaminierter Kabinenluft. An Bord des Lufthansa A380 mit der Registrierung D-AIME befanden sich 219 Passagiere. Acht Flugbegleiter erlitten derart starke gesundheitliche Beeinträchtigungen, dass krank geschrieben werden mussten.

Wie der "Aviation Herald" berichtet, hatte die Maschine auf einer vorhergehenden Rotation Probleme mit Triebwerk Nummer 3 (RR Trent 970), weshalb dieses ausgetauscht wurde.

Während des Fluges nach Johannesburg seien dann in der Kabine zunächst nicht näher definierte Dämpfe aufgetreten, die bei mehreren Mitgliedern der Kabinenbesatzung zu einem Unwohlsein geführt hätten.

Dabei dürfte es sich mutmaßlich um potentiell hochtoxische Öldämpfe gehandelt haben, da die Piloten zeitgleich einen "abnormal hohen Ölverbrauch" bei Triebwerk Nummer 3 feststellten und die entsprechende "Bleed Air"-Verbindung, über welche die Klimaanlage der Kabine mit Luft versorgt wird, deaktivierten. Daraufhin waren die Dämpfe im Passagierbereich offenbar nicht mehr wahrnehmbar und der A380 setzte den Flug bis nach Johannesburg fort. Nach der Landung begaben sich alle Flugbegleiter in ärztliche Behandlung, acht mussten sogar krank geschrieben werden.

Starke Indizien für kontaminierte Kabinenluft durch Triebwerksölrückstände in der Klimaanlage

Dem "Aviation Herald" liegen nach eigenen Angaben zudem Informationen darüber vor, dass durch Lufthansa ein zu hoher Ölstand, ein so genannter "oil overfill" bei Triebwerk Nummer 3 als Ursache für die kontaminierte Kabinenluft identifiziert worden sei. Der medizinische Dienst der Lufthansa habe bei den 8 krank geschriebenen Besatzungsmitglieder Vergiftungserscheinungen unklarer Genese diagnostiziert und Blut- sowie Urinproben genommen.

Öl-Probleme bei A380 eingeräumt

Lufthansa hatte vor rund einem Jahr offiziell Probleme mit der Kabinenluft beim A380, verursacht durch die verwendeten Rolls Royce Trent 970 Triebwerke, eingeräumt. Seit April dieses Jahres steht auch ein Messkoffer zur Verfügung, mit dem die Qualität der Kabinenluft überprüft werden soll, wie Lufthansa-Sprecher Michael Lamberty gegenüber Austrian Wings erklärte.

Lufthansa bestätigt Vorfall gegenüber Austrian Wings

Völlig unklar ist indes, ob die AUA-Konzernmutter beim jüngsten Vorfall ihre Passagiere über die Probleme und seine potentielle Gefährlichkeit informiert hat. In der Vergangenheit hatte Lufthansa die Beantwortung dieser Frage bei Anfragen durch Austrian Wings nämlich verweigert. Auch dieses Mal ging die Pressestelle des Kranichs mit keinem Wort auf diesen Punkt ein.

Stattdessen übermittelte man uns das interne Schreiben des A380-Flottenchefs an die Belegschaft als Statement:

"Am 29. Nov kam es auf dem Flug FRA-JNB mit der D-AIME im Steigflug zu einem Smell-Event mit deutlich stärkerem Öl-Geruch, als bisher auf der A380 Flotte bekannt. Mehrere Flugbegleiter klagten über Unwohlsein - ein Flugbegleiter musste sich danach übergeben.

Das Abschalten von Bleed #3 beendete den Geruch. Die Oil-Qty. des Triebwerks #3 zeigte während des Fluges eine erhöhte Anzeige. Bereits bei Ankunft in JNB wurde der Crew die medizinische Versorgung nach etabliertem Verfahren (inkl. Blutentnahme) angeboten.

Bei der Untersuchung des Flugzeuges in JNB am Boden, lag die Öl-Füllmenge von Eng. #3 genau an der maximalen Füllmengenmarkierung - d.h. die Ölmenge war beim Start in Frankfurt deutlich über der maximalen Füllmenge, da auf dem 12h Flug mit Sicherheit Öl verbraucht wurde. Durch die weitere Triebwerkskontrolle konnten andere Ursachen ausgeschlossen werden. Eng. #3 war vor dem Flug gewechselt worden. Wie es bei den dabei erfolgten Tests und dem Runup zu einer Überfüllung kommen konnte, wird derzeit untersucht. Sofort-Maßnahmen zur Verhinderung eines vergleichbaren Vorfalls nach Triebwerkswechsel sind umgesetzt. Bei der D-AIME blieb zur Sicherheit Bleed #3 ausgeschaltet. Auf den folgenden Flügen gab es keinen Smell-Report. Unabhängig von dem Triebwerkswechsel und dem Smell-Vorfall war am Mittag vor dem Flug die Verkleidung des Triebwerks von einem Enteisungsfahrzeug beschädigt worden und musste gewechselt werden. Dadurch erfolgte der Flug LH572 erst am nächsten Morgen "

Aus dieser Stellungnahme geht also eindeutig hervor, dass der Crew eine medizinische Betreuung angeboten wurde. Im Umkehrschluss muss aber nach Meinung von Branchenkennern davon ausgegangen werden, dass die Passagiere seitens der Lufthansa nicht im gleichen Maße über die potentielle Gefährlichkeit von Öldämpfen in Kenntnis gesetzt wurden, beziehungsweise, dass ihnen eine solche medizinische Betreuung nicht aktiv angeboten wurde.

(red / Titelbild: Lufthansa A380, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)