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Schon 2011 ernster Öl-Zwischenfall an Bord von Lufthansa A380

Damals zwei Flugbegleiter initial betroffen, einer ist noch immer arbeitsunfähig - TCP im Blut nachgewiesen, Lufthansa und Behörden blocken ab.
Lufthansa-Sprecher gegenüber Austrian Wings: "Kein Kommentar".

 

Nach dem potentiell gefährlichen Zwischenfall mit mutmaßlich hochtoxischen Öldämpfen an Bord eines Lufthansa A380 vor wenigen Tagen auf dem Flug von Frankfurt nach Johannesburg (Austrian Wings berichtete), deckte der renommierte Branchendienst "Aviation Herald" jetzt einen weiteren derartigen Zwischenfall auf, der sich bereits vor mehr als zwei Jahren ereignet haben soll.

Laut dem Bericht war damals ebenfalls ein A380 (D-AIMB) betroffen, der als Flug LH 454 von Frankfurt nach San Francisco unterwegs war. Neben einer unbekannten Anzahl von Passagieren hätten sich 24 Crewmitglieder an Bord befunden.

Bereits beim Steigflug nach dem Start in Frankfurt sei ein "starker chemischer Geruch", vergleichbar mit jenem von "alten Socken" im Cockpit und in der Kabine wahrnehmbar gewesen.

Die Piloten hätten daraufhin die Bodenstelle kontaktiert, die ihnen mitgeteilt habe, dass eines der Triebwerke vor dem Abflug gewaschen worden sei. Daraufhin wurde das entsprechende Bleed-Air-System deaktiviert, was zum Verschwinden des Geruches geführt habe, der Airbus setzte den Flug bis nach San Francisco fort.

Während des Landeanfluges seien die Dämpfe jedoch in noch stärkerer Form wieder aufgetreten, obwohl die Bleed-Air nach wie vor außer Betrieb war. Zwei Flugbegleiter hätten daraufhin versucht, einen Arzt am Flughafen aufzusuchen, dieser sei jedoch nicht anwesend gewesen, weshalb sie den Rückflug "on duty" ohne medizinische Untersuchung antreten hätten müssen.

Nach der Ankunft in Deutschland habe sich einer der beiden Flugbegleiter krank gefühlt und sei medizinisch untersucht worden. Dabei seien schwere gesundheitliche Schäden festgestellt worden, noch heute, zwei Jahre nach dem Vorfall, klage der betroffene Mitarbeiter über Kopfschmerzen, Müdigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten, brennende Augen und Antriebslosigkeit - alles Symptome, wie sie auch regelmäßig in Zusammenhang mit dem "aerotoxischen Syndrom" beschrieben werden. Dies habe zu einer Arbeitsunfähigkeit geführt.

Unter Berufung auf die Familie des betroffenen Flugbegleiters schreibt der "Aviation Herald" weiter, dass im von einem US-Labor untersuchten Blut des Betroffenen erhöhte Werte von Trikresylphosphat (TCP) festgestellt worden seien, einem hochtoxischen Nervengift, das Bestandteil von Triebwerksöl ist. Für Fachleute ein klares Indiz des Eintritts von Triebwerksöldämpfen in die Kabine.

Laut der Familie hätten jedoch weder die deutschen Behörden noch der Arbeitgeber des erkrankten Flugbegleiters dieses Untersuchungsergebnis zur Kenntnis genommen, beziehungsweise als Folge der Arbeit in potentiell kontaminierter Umgebung anerkannt. Im Gegenteil, so die Familie des Opfers, sei von deutscher Seite sogar "Druck" auf das Medical Center der University of Nebraska ausgeübt worden, derartige Tests nicht mehr durchzuführen.

Dabei seien sogar bei einer im Oktober 2013 in Deutschland erneut durchgeführten Untersuchung Fachleute zu einem eindeutigen Ergebnis gelangt: "Das gefundene Abbauprodukt stammt eindeutig von einem primären Organophosphat. In Bezug auf das stattgehabte 'Fume Event' kommt nur das Trikresylphosphat als Primärsubstanz zum Tragen. Somit ist der Kontakt und die klinische Bedeutung, die für den Zustand verantwortlich ist, gesichert."

Laut "Aviation Herald" verweigert die Lufthansa-Pressestelle eine Auskunft zu diesem Fall bisher konsequent.

Auch gegenüber Austrian Wings äußerte sich ein Lufthansa-Sprecher nur kurz und knapp. "Diesen Text kommentieren wir nicht", so Michael Lamberty.

Austrian Wings befasste sich bereits im Jahr 2010 als erstes Fachmedium seiner Art im Rahmen einer "Punktlandung" mit dem Thema "TCP - die unsichtbare Gefahr an Bord".

(red / Titelbild: A380 von Lufthansa bei der Landung, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)