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Buchtipp: "Die letzte Fahrt der München"

Eine Rezension über ein Buch das sich mit einem Schiffsunglück befasst auf einem Luftfahrtmagazin? Nun, dies mag auf den ersten Blick tatsächlich merkwürdig erscheinen, bei näherer Betrachtung jedoch schließt sich der Kreis wieder. Denn der mysteriöse Untergang des LASH-Carriers „München“ im Jahr 1978 führte zu einem bis dato nicht gekannten Einsatz von Suchflugzeugen um den vermissten Havaristen aufzuspüren. Doch der Reihe nach.

Die „München“ war ein 1972 für den Transport von so genannten Leichtern gebautes Frachtschiff und lief am 7. Dezember 1978 unter dem Kommando von Johann Dänekamp von Bremerhaven aus. Das Ziel war Savannah im US-Bundesstaat Georgia. Zur Besatzung gehörten weitere 24 Seeleute beziehungsweise Maschinisten und Techniker sowie zwei Stewardessen. Außerdem befand sich die Ehefrau des zweiten Ingenieurs als Passagier an Bord.

Das Wetter war denkbar schlecht, denn bereits Ende November hatte sich über dem Nordatlantik ein schwerer Sturm zusammengebraut, doch die „München“ war technisch überdurchschnittlich gut ausgestattet und verfügte auch über wesentlich mehr Rettungsmittel als gesetzlich vorgeschrieben waren. Die Besatzung bestand aus erfahrenen Seeleuten, sodass es allem Anschein zwar eine ungemütliche aber keine außergewöhnlich gefährliche Reise werden würde.

Fünf Tage nach dem Auslaufen, am 12. Dezember 1978 hatte der Funker der „München“, Jörg Ernst, gegen 00:07 Uhr UTC noch Kontakt mit seinem Kollegen auf dem Schiff MS Caribe. Jörg meldete schlechtes Wetter und leichte Schäden, klang aber nicht besorgt.

Etwa drei Stunden später funkte die „München“ schwache, kaum verständliche Notrufe und gab als Position 46 Grad und 15 Minuten Nord sowie 27 Grad und 30 Minuten West (nördlich der Azoren) an. Versuche, die „München“ über Funk zu erreichen schlugen fehl, mutmaßlich deshalb, weil die Empfangsanlage beschädigt worden war. In den kommenden Stunden wurde noch vereinzelt Mayday-Signale der München von verschiedenen Stellen aufgefangen, das havarierte Schiff selbst konnte jedoch nicht erreicht werden.

13 Flugzeuge aus vier Ländern im Einsatz

In den folgenden 10 Tagen suchten mehr als 70 Schiffe verschiedenster Nationen sowie 13 Flugzeuge der Typen Nimrod, Hercules und Breguet Atlantic aus Großbritannien, den USA, Deutschland und Portugal nach der „München“ und ihrer Besatzung, doch das Schiff und seine 28-köpfige Mannschaft sind bis heute verschollen.

Bei diesen Einsätzen gingen die Männer an Bord der Schiffe und Flugzeuge ein nicht unerhebliches Risiko ein, herrschte doch noch immer der bis dahin „schlimmste Sturm des Jahrhunderts“ über dem Atlantik.

Bei teils katastrophalen Wetterbedingungen blieben die Langstreckenseeaufklärer vom Typ Breguet Atlantic  auf der Suche nach der vermissten "München" bis zu 10 Stunden in der Luft - Foto: Adrian Pingstone / Wiki Commons
Bei teils katastrophalen Wetterbedingungen blieben die Langstreckenseeaufklärer vom Typ Breguet Atlantic auf der Suche nach der vermissten "München" bis zu 10 Stunden in der Luft - Foto: Adrian Pingstone / Wiki Commons

Monsterwelle besiegelte das Ende des Schiffs

Heute gilt es als gesichert, dass die „München“ einer etwa 20 Meter hohen „Monsterwelle“ (engl. Freak Wave) zum Opfer gefallen sein dürfte und erst 33 Stunden nach diesem Ereignis unterging.

Unglücklicherweise gab der Funker jedoch eine um rund 180 Kilometer falsche Position in seinem Notruf an, sodass die Retter an der falschen Stelle suchten. Als die Suche am 22. Dezember schließlich abgebrochen wurde, hatten die Einsatzkräfte lediglich einige leere Rettungsinseln und eine Seenotboje gefunden. Wochen später wurde dann noch ein zerstörtes Rettungsboot entdeckt.

Über das Buch

In seinem Buch „Die letzte Fahrt der München - ein Schiff und sein tragisches Schicksal“ hat der Autor und Journalist Lars Schmitz-Eggen die verhängnisvolle Fahrt des 261,40 Meter langen Frachters minutiös rekonstruiert und zeigt anhand der verfügbaren Indizien alle nur erdenklichen Szenarien auf, die sich in jener Dezembernacht ereignet haben könnten.

Das Buch selbst ist packend in der Gegenwartsform geschrieben, wodurch Schmitz-Eggen den Leser sprichwörtlich mit auf die Reise nimmt. Man hat schier den Eindruck, selbst an Bord der „München“ und der Suchflugzeug gleichzeitig zu sein und die dramatischen Ereignisse zu durchleben, während man – trotz des bekannten Ausganges der Tragödie – doch noch auf ein Happy End hofft. Ein gut recherchiertes Sachbuch, spannend wie ein Roman, das sich see- und luftfahrtinteressierten Lesern gleichermaßen empfiehlt.

„Die letzte Fahrt der München“ (2002) hat 224 Seiten und ist unter der ISBN-Nummer: 9783831124626 erhältlich.

Aufgrund der Arbeitsbedingungen der Amazon-Mitarbeiter empfehlen wir die Bestellung direkt über BOD oder den Fachbuchhandel.

Austrian Wings bedankt sich sehr herzlich bei Books on Demand für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

(red CvD / Titelbild: Das Buchcover - Foto: Repro Austrian Wings Media Crew)