Meiringen, Heimat der „Hornissen & Tiger“
Eingebettet zwischen den hohen Bergen der Schweizer Alpen liegt das malerische Städtchen Meiringen, nicht weit entfernt vom Brienzersee. In dieser topografisch wundervollen Alpenlandschaft befindet sich auch einer der drei wichtigsten Luftwaffenstützpunkte unserer Armee: „Das Flugplatzkommando Meiringen", Heimatbasis der Fliegerstaffel 11 mit ihren F/A-18C Hornet und der Fliegerstaffel 8 mit der F-5E Tiger II. Mit rund 250 Arbeitsplätzen auf dem Stützpunkt ist die Luftwaffe der größte Arbeitgeber der Region Haslital.
Die Fliegerstaffel 11 ist eine von drei mit F/A-18C Hornet ausgestatteten Staffeln und gehört zum Fliegergeschwader 13 unserer Luftwaffe. Seit dem Jahr 2006 ist die Heimatbasis der „11“ Meiringen im Kanton Bern. Nebst der permanenten Einsatzbereitschaft dient Meiringen Air Base auch der regelmäßigen Schulung von Piloten und des Wartungspersonals. Zum Zeitpunkt unseres Besuches rückten gerade zusätzliche Milizpiloten und weitere Soldaten zu ihrem Wiederholungskurs (WK) ein; allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch kaum Aktivitäten bei der Staffel 8 mit der F-5E Tiger II. Dies wird sich doch in den kommenden Tagen sicherlich ändern.
Meiringen ist jedoch auch beim alljährlichen Axalp-Fliegerschiessen im Oktober, (Austrian Wings berichtete) einer der Ausgangspunkte der fliegerischen Aktivitäten.
Ein Tag mitten im Geschehen
Schon in den frühen Morgenstunden, einem perfekten Frühlingstag, fuhr ich in Richtung Luzern und über den bekannten Brünig-Pass nach Meiringen. Angekommen am Luftwaffenstützpunkt, hatte ich noch gut drei Stunden Zeit bis wir uns um 13:00h beim Haupteingang treffen sollten. Diese Zeit nutzte ich, um mich am Nordanflug mit Klappstuhl und Kamera einzurichten, in der Hoffnung schon am Morgen einige „Action“ einfangen zu können. Lange musste ich nicht warten bis sich etwas tat, allerdings nicht in Form einer startenden oder landenden „Hornisse oder Tiger“, sondern in Gestalt eines kleinen, flinken Wiesels das voller Übermut über die grünen Wiesen flitzte. Sichtlich angetan von der wärmenden Frühlingssonne turnte meiner kleiner Freund (Ich nenne ihn mal „Tango-Foxtrott“) von einem Loch zum anderen seines unterirdischen Baus. Ohne Flugbetrieb, doch mit einigem Lachen meinerseits, verging die Zeit bis zu unserem Termin wie im Fluge.
Willkommen auf der Air Force Base Meiringen
Pünktlich um 13:00h hiess der Sicherheitschef, Hr. M. Zurbuchen, unsere zehnköpfige Gruppe ganz herzlich willkommen. Nach kurzem Sicherheits-Breefing ging es über das Vorfeld zu unserer „Foto-Location“ für diesen Nachmittag und Abend. Dort angekommen konnten wir entweder auf dem Dach eines Flugzeugunterstands (Schelter) oder direkt am Vorfeldrand und Taxiway unsere einmaligen Positionen beziehen. So nahe waren wir noch nie am Geschehen, wie sich dann später herausstellte.
Der Flugbetrieb für diesen Tag/Nacht war wie folgt geplant:
13:30h Start von 4 F/A18C (J-5011, 5002, 5020, 5021)
14:30h Landung von 4 F/A18C (J-5011, 5002, 5020, 5021)
15:00h Start 1 F-5E (J-3077)
15:45h Start von 2 F/A18C (J-5021, 5020)
16:45h Landung von 2 F/A18C (J-5021, 5020)
18:30h Start von 2 F/A18C (J-5020, 5021)
19:30h Landung von 2 F/A18C (J-5020, 5021)
20:00h Start von 2 F/A18C (J-5002, 5011)
21:00h Landung von 2 F/A18C (J-5002, 5011)
Kaum die Stöpsel in den Ohren und die Kameras im Anschlag tauchten die vier F/A-18C hintereinander aus ihren Kavernen im naheliegenden Bergmassiv auf und reihten sich im Bereitschaftsraum des Vorfeldes ein. Triebwerke auf Betriebstemperatur, Preflight-Check abgeschlossen rollten die „Hornets“ zur Startbahn. Unter ohrenbetäubendem Lärm und eingeschalteten Nachbrennern donnerten die vier Kampfjets die Startbahn entlang um schon nach kurzer Strecke in steilem Winkel dem blauen Himmel entgegen zu steigen. Gänsehaut pur!
Etwas „gemächlicher“ jedoch nicht weniger laut startete die Northrop F-5E Tiger II, gefolgt von zwei weiteren Starts der F/A-18. Allmählich kehrten die Hornets nach und nach von ihren Übungsflügen auf den Stützpunkt zurück. Bis zur „Nacht-Session“ hatten wir genug Zeit um einen kleinen Happen zu Essen und unsere Bilder einander zu zeigen. Wie erging es wohl meinem kleinen Freund „Tango-Foxtrott“ bei diesem Höllenlärm?
Night-Operations
Gestärkt und einigermaßen wieder bei „Gehör“ trafen wir uns gegen 18:00h am gleichen Ort beim Gate wo wir bereits vom Sicherheitschef wieder erwartet wurden. Für die Nachtschicht wurden wir angewiesen unsere Leucht-Warnwesten zu tragen, was auf dem dunklen Vorfeld ohne Zweifel einleuchtete. „Sicherheit geht vor!“ Nebst den beiden Fotopositionen vom Nachmittag, durften wir am Abend sogar auf das Vorfeld und den einen, Rollweg benutzen, der doch noch um einiges näher am Geschehen war als am Nachmittag. So rollten die beiden F/A-18 nur um Haaresbreite an unseren Köpfen und Stativen vorbei in den Bereitschaftsraum und dies bei völliger Dunkelheit! Die wenigen Minuten reichten uns um ein paar besondere Nachtaufnahmen schießen zu können; wie die nachfolgende Fotostrecke zeigt.
Die Zeit nach dem Start der beiden Hornissen bis zu ihrer Rückkehr konnten wir einen, doch eher einmaligen, Blick hinter die Kulissen in den Hangars werfen. Fotografieren ausdrücklich erwünscht, Spotterherz, was willst Du mehr?
So zeigten sich uns zwei F-5E Tiger II in der Bemalung der „Patrouille Suisse“ sowie eine weitere F-5E in Standardbemalung. Selbst ein Blick ins Cockpit wurde uns gewährt, allerdings mit dem ausdrücklichen Hinweis nichts anzufassen; „Schleudersitz ist scharf!“ Nebst den Tigers gab es auch noch einen Pilatus PC-7 Trainer der Schweizer Luftwaffe zu begutachten, sowie ausführliche Informationen unseres Luftwaffen-Begleiters, Herr Zurbuchen.
Und schon war es erneut Zeit unsere Kameras und Stative in Position zu bringen, denn die beiden F/A-18 befanden sich bereits wieder im Landeanflug nach ihrer nächtlichen Übungsmission. Kaum gelandet konnten wir die beiden Maschinen im vor uns liegenden Bereitschaftsraum fotografieren, während die Waffenwarte ihre Sicherungsstifte (Safety-Pins) anbrachten, bevor die Hornissen in der Dunkelheit verschwanden und in die Kavernen zurück rollten.
So ging ein unvergesslicher, atemberaubender Aviatik Tag bei der Schweizer Luftwaffe zu Ende. Vielleicht ergibt sich ja in naher Zukunft die Möglichkeit die neue Saab Gripen E, von denen die Schweiz 22 Stück bestellt hat, aus der Nähe zu fotografieren; sofern das eingereichte Referendum im Mai 2014 vom Schweizer Stimmvolk verworfen wird.
Nach Durchsicht meiner Archive habe ich mir erlaubt den Beitrag durch ein paar weitere Impressionen von meinem letzten Besuch 2012 in Meiringen (als Zaungast) und dem Fliegerschiessen auf der Axalp zu ergänzen, um diese Eindrücke den Leserinnen- und Lesern von Austrian Wings nicht vorzuenthalten. Viel Spass beim Lesen und Betrachten der Bilder
Fazit
Ein nicht alltägliches Erlebnis das uns einen kleinen Einblick in den Berufsalltag eines Jetpiloten, aber auch des Bodenpersonals, der Techniker und Mechanikern gab, die massgeblich dafür verantwortlich sind, dass ein solch millionenteurer Kampfjet „flügge“ bleibt. Unser besonderer Dank geht an die Schweizer Luftwaffe und den Vorstand des Aviatik Club Basel, die dieses Erlebnis erst möglich machten.
Nicht zu vergessen, dass die Schweizer Luftwaffe in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert, mit namhafter Beteiligung aus dem In- und Ausland sowie Kunstflugteams aus der ganzen Welt. Ein Besuch lohnt sich ganz bestimmt! Alle Infos dazu finden Sie auch auf www.air14.ch sowie der offiziellen Seite der Schweizer Luftstreitkräfte.
Fotoimpressionen:
Fliegerschießen Axalp 2012
Text & Fotos: Andy Herzog, stellvertretender Chefredaktor des Magazins "Wings Aviation"