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Sachsenheim: Tierarzt kommt per Gyrocopter

Kurioser Verwendungszweck eines Fluggeräts: Was in der Humanmedizin bereits ein seit Jahrzehnten etabliertes Einsatzgebiet ist, nämlich die Flugrettung, hat jetzt auch ein deutscher Tierarzt für seine Zwecke entdeckt. Der 41jährige Steffen Kappelmann kommt per Tragschrauber seinen tierischen Patienten zur Hilfe.

Die Idee kam dem Veterinär, als er am Boden in der Klemme saß: ein Verkehrsstau hinderte ihn am schnellen Vorankommen. Als er schließlich beim Stall, in dem eine Kuh bei einer Schwergeburt zu betreuen gewesen wäre, ankam, konnte er nur noch den Tod des Rindes feststellen. Seine Konsequenz: Fortan sollte er aus der Luft die nötige Hilfe bringen.

Kappelmann, der seit 2009 die Hubschrauber-Privatpilotenlizenz besitzt, kaufte um 46.000 Euro einen 100 PS starken 4-Zylinder Ultraleicht-Gyrocopter und wurde somit Deutschlands erster "Flug-Tierarzt". Ausgestattet mit wetterfestem Overall und Fliegerbrille ist er nach einem Notruf von seinem persönlichen "Flugplatz", einem Acker, binnen fünf Minuten nach der Alarmierung in der Luft. 50 Meter benötigt das Fluggerät als Rollstrecke zum Starten, 10 Meter für eine Landung. Distanzen, für die er per Pkw eine Stunde benötigen würde, könne er jetzt in 20 Flugminuten bewältigen, sagt der flugbegeisterte Veterinärmediziner. Daran, dass der Vieh-Doktor bei vielen Einsätzen zunächst einmal erstaunte Blicke erntet, wenn er mit dem Tragschrauber zur Landung ansetzt, hat er sich bereits gewöhnt.

SWR-Reportage über den "fliegenden Tierarzt" - Quelle: YouTube

Laut rechtlichen Bestimmungen darf Kappelmann allerdings nicht mehr als 50 Flüge pro Jahr absolvieren, und auch das Landen ist ihm als Privatpilot nicht überall gestattet. 27 Höfe kann er in seinem Einsatzgebiet bislang aus der Luft ansteuern - so lange es zu keinen Anrainerbeschwerden kommt. Ein Grund mehr für Kappelmann, demnächst die Berufspilotenlizenz zu erwerben - denn dann könne er selbst entscheiden, was er zum Starten und Landen als geeignet empfinde, sagt er.

(red Aig / Titelbild: Steffen Kappelmann unterwegs in seinem Gyrocopter - Foto: Screenshot YouTube)