“Mit dem Flug von Alexander Gerst wird das deutsche Engagement in der bemannten Raumfahrt konsequent fortgesetzt. In den letzten Jahrzehnten, beginnend mit den Flügen von Sigmund Jähn und Ulf Merbold, haben deutsche Ingenieure und Wissenschaftler mit dazu beigetragen, dass sich der Mensch im Erdorbit etablieren konnte”, sagt Prof. Johann-Dietrich Wörner, Vorstandsvorsitzender des DLR.”Wieder zeigt die Raumfahrt, was möglich ist, wenn über alle Grenzen hinaus international kooperiert wird, um ein gemeinsames Ziel zu verfolgen und dieses auch gemeinsam zu erreichen.”
Alexander Gerst hat es einmal grob überschlagen: Rund 6000 Stunden hat er für seine Mission weltweit trainiert und sich in Houston, Moskau, Tokio und Köln auf das Leben und Arbeiten in der ISS vorbereitet. Mit dem Start vom kasachischen Weltraumbahnhof Baikonur hat das Training ein Ende, und Gerst muss seine erworbenen Kenntnisse in seinen sechs Monaten im Weltall anwenden. Während seiner Zeit im All wird Alexander Gerst rund 100 Experimente durchführen. 25 dieser Experimente finden unter Führung deutscher Projektwissenschaftler oder mit deutscher Industriebeteiligung statt. Dazu gehören Experimente des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrtforschung (DLR) wie DOSIS-3D zur Charakterisierung der Weltraumstrahlung oder materialwissenschaftliche Experimente im Elektromagnetischen Levitator EML, aber auch Experimente von Forschungseinrichtungen wie der Charité Berlin, der Deutschen Sporthochschule oder dem Fraunhofer Institut für Physikalische Messtechnik sowie von Unternehmen wie Airbus werden auf dem täglichen Stundenplan des 38-jährigen Astronauten stehen.
Aufgaben an Bord
Neben seiner Arbeit als “verlängerter Arm” der Wissenschaftler auf der Erde, wird Gerst in dem sechsköpfigen Team in der ISS als Bordingenieur für Wartungs- und Reparaturarbeiten in und an der Raumstation eingesetzt. Er unterstützt die Crew aber auch als “Medical Officer” bei gesundheitlichen Problemen und steht dann mit dem Ärzteteam am Boden in Kontakt. Dafür erhielt er eine medizinische Ausbildung, so dass er Wunden nähen oder auch Zahnfüllungen ersetzen kann. Auch bei der Ankunft verschiedener Transportraumschiffe ist der deutsche Astronaut im Einsatz: So wird im Juni der Transporter Cygnus des Unternehmens Orbital Sciences an der ISS andocken. Im Juli und September wird das Unternehmen SpaceX jeweils einen Dragon-Transporter mit Fracht an Bord zur Raumstation schicken. Gerst hat dafür das Greifen und Einfangen mit dem an der Außenseite angebrachten Roboterarm trainiert. Im Juli wird zudem der europäische Raumtransporter ATV (Automated Transfer Vehicle) “Georges Lemaître” automatisch an der ISS andocken – der deutsche Astronaut wird diesen Vorgang überwachen und im Notfall eingreifen. Vorgesehen sind auch Ausstiege aus der ISS, bei denen die Astronauten im mehrstündigen Einsatz Reparaturen und Installationen an der Außenseite der Raumstation durchführen.
Arbeitstage im Minutentakt
Sechs Arbeitstage in der Woche sind so für ihn im Minutentakt geplant. Dazu kommen noch ein sportliches Pflichtprogramm, freiwilliges Experimentieren in seiner Freizeit, Videokonferenzen und Telefongespräche mit den Kontrollzentren, Familienmitgliedern und Freunden – und auch der Hausputz in der Raumstation. 166 Tage wird Alexander Gerst im All verbringen, bevor er am 10. November 2014 wieder in einer Sojus-Kapsel zur Erde zurückkehren wird.
(red / DLR)