Hintergründe zu MH-17
Die Sowjetunion ist an ihrer Diktatur und an ihrer katastrophalen wirtschaftlichen Lage zugrunde gegangen. Dieses Faktum gilt in den USA und vor allem in Europa als unumstritten. Dass aber die ethnische Komponente eine mindestens genauso große Rolle beim Zerfall des Riesenreichs spielte, wird vor allem in Europa gerne verschwiegen. Menschen in Bergkarabach, im Fergana Tal, in Abchasien und Ossetien werden eine andere Meinung haben. In Zukunft wird man auch von der Ukraine in diesem Zusammenhang in den Geschichtsbüchern lesen können. Leider kann man den Verlust von MH-17 in dieser Situation nicht als vorläufigen Höhepunkt bezeichnen, da alle Beteiligten mit der gleichen Vehemenz an ihren Interessen festhalten und der Krieg weitergeht.
Dass im Krieg die Wahrheit zuerst stirbt, ist allen bewusst. Dass es angesichts der sehr einseitigen Medienberichterstattung, egal ob im „freien Westen“ oder in Russland, immer schwieriger wird, sich eine unvoreingenommene Meinung zu bilden, ist für so manchen sehr frustrierend. Nachfolgender Text ist ein Versuch, anhand historischer Fakten einige Umstände zum Verlust von MH-17 verständlich zu machen.
Könnte ein BUK System für einen Abschuss der Passagiermaschine verantwortlich sein? Ja! Ein solches System kann ein Passagierflugzeug mühelos abschießen. Im Kontext betrachtet ist diese Frage aber nicht ganz so leicht zu beantworten. Wenn man hier im Westen von einem Krisengebiet oder einem Bürgerkrieg spricht, dann hat man sofort ein von den Medien vermitteltes einschlägiges Bild vor Augen: bärtige Männer die mit „Kalaschnikovs“ und „RPGs“ wie wild auf alles was gut ist schießen. Und hin und wieder bekommen diese Irren über dunkle Kanäle Luftabwehrlenkwaffen, üblicherweise ebenfalls aus russischer Produktion. Und mit diesen werden dann Hubschrauber und gelegentlich auch einmal eine Zivilmaschine ab- oder zumindest angeschossen (vgl. OO-DLL, A300F, Baghdad Airport, 22.11.2003 / Transair Georgia 22. und 23.09.2003, Sukhumi).
Bei diesen Systemen aber handelte es sich immer ausnahmslos um sogenannte MANDAPS, oder aber schultergestützte Luftabwehrlenkwaffen. Diese sind kleine, leichte und schnelle Raketen mit geringer Reichweite und Infrarot Ortung (Triebwerke der Luftfahrzeuge). Diese Flugkörper bewegen sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 1.500 km/h (Typ „Strela“) bis ca. Mach 2,3 (Typ „Igla“). Dabei erreichen sie Ziele im Umkreis von ca. 5km bis in eine Höhe von ca. 3,5km. Alleine aus diesen Daten kann man ohne Probleme ableiten, dass man mit einer B777 gefahrlos über diese Luftverteidigungseinrichtungen hinwegfliegen kann, während am Boden die Hölle herrscht.
Das BUK System ist, wenn man so will, das nächst größere Kaliber in der Luftverteidigung. Man sollte sich aber von einer solchen „Hierarchie“ nicht täuschen lassen. Ein BUK System, oder aber dessen Vor- und Vorvorgänger, spielen in einer ganz anderen Liga. Schon die ältesten Versionen der BUK erreichen eine Abfanghöhe von 11 km und eine Geschwindigkeit von Mach 3, bei einer Reichweite von 24km. Und das sind nur die ersten Modelle einer langen Serie an BUKs. Dass da eine B777 im Reiseflug in Relation zu einer abgefeuerten Rakete beinahe stillsteht, lässt sich alleine aus der Mathematik der Zahlen ableiten.
Während schultergestützte Raketen um die 11kg wiegen, bringt eine Rakete des Systems BUK neben einer Masse von ca. 700kg auch 60kg hochexplosiven Sprengstoff an das Ziel.
Das eine oder andere Mal sind in westlichen Medien auch die Begriffe S-200, S-300 und S-400 gefallen. Dabei handelt es sich um Königsklasse der Luftabwehrlenkwaffen. Diese haben eine Reichweite von 150km (alte Versionen der S-200 aus den 1950er Jahren) bis zu 240km bei einer Geschwindigkeit von maximal 4 bis 5 Mach (hier weichen die Angaben je nach Quelle voneinander ab) und verfügen über einen Gefechtskopf von 180kg Sprengstoff. Ein solches System wurde in diesem Konflikt nicht abgefeuert, obgleich hin und wieder von Kiev behauptet. Dies würde jedoch auch außerhalb der Konfliktregion auffallen.
Warum kann man aber sagen, dass ein Raketenstart nicht unbemerkt bleiben kann? Nun, dass die USA und neuerdings auch die EU „Interessen“ in der Ukraine verfolgen steht außer Zweifel. Dass diese Interessen zu einem Krieg in der Region geführt haben, ist auch schon länger bekannt. Und dass es nicht gegen irgendeine Diktatorenarmee im Nahen Osten welche auf technischem Stand der 1970er Jahre ist, geht, ist den beteiligten Kriegsparteien im Westen auch klar. Russland wird seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht nur von der NATO bedrängt, es wird auch bei jeder Gelegenheit auf der internationalen Bühne von Westen gedemütigt und vorgeführt. Doch der Krieg in der Ukraine ist nicht das erste Mal dass Russland „Stopp“ gesagt hat.
Dank der „freien“ Medienberichterstattung im Westen ist bei uns in Westeuropa wenig über den Kaukasuskrieg 2008, zwischen Russland und Georgien, bekannt. Leider gehen Kriege in der ehemaligen Sowjetunion mit zwar alten, aber sehr leistungsfähigen Waffen einher. Was hier als besseres Scharmützel zwischen zwei Staaten dargestellt wurde, war ein faktischer Krieg mit allen nur erdenklichen Variationen. So fand im Schwarzen Meer eine Seeschlacht zwischen der russischen und der georgischen Marine statt. Der russischen Seite gelang es, vor den Augen beobachtender US Schiffe, zumindest ein Schiff in einem Seegefecht mit Georgien zu versenken. Andere Boote wurden in den Heimathäfen von der russischen Luftwaffe versenkt (unter anderem ein französisches Fabrikat aus griechischen Beständen).
Die russischen Boote waren im übrigen auf der Krim, in Sewastopol stationiert! Doch damit nicht genug! Es gelang der russischen Luftwaffe zwar, einige georgische Maschinen abzuschießen, aber nicht die Lufthoheit zu erlangen. Glaubt man Wikipedia und anderen Quellen, so „kamen die USA zum Schluss, dass das einzige effektive Element in der Verteidigung Georgiens die bodengestützte Luftabwehr war“! Dreimal darf man raten, mit welchem System das Georgien gelungen ist. Richtig, mit dem BUK System. Und es wurde nicht nur bei Paraden spazieren gefahren, nein. Es wurden je nach Angaben mindestens 3 Su-25, zwei Su-24 und ein TU-22M Aufklärer abgeschossen. Somit weiß man seit 2008, das BUK Systeme in solchen Konflikten eingesetzt werden.
Warum wissen die USA und Russland, ob eine BUK zum Einsatz kam? Das ist relativ leicht erklärt! Während man mit einer schultergestützten Rakete einfach in Richtung Ziel feuert und der Rest von der Rakete aktiv übernommen wird, ist die Feuerleitung bei der BUK etwas komplexer. Die BUK verfügt über passive radargelenkte Raketen. Ein Ziel muss daher vom Boden aus mit Radarwellen "beleuchtet" werden. Ohne diese "Beleuchtung" ist die Rakete sprichwörtlich blind. Das Radar welches dabei verwendet wird, ist eines älterer Generation. Aufgrund der Gefährlichkeit dieses Systems verfügen moderne Armeen über Systeme, die auf das Radar der BUK reagieren. Einerseits haben Jadgflugzeuge Raketen mit an Bord, welche automatisch auf die BUK Bodenstation abgefeuert werden, sobald das Radar der BUK den Flieger erfasst. Andererseits lässt sich das Radar der BUK nicht verbergen, es „leuchtet“ um ein vielfaches weiter als die Reichweite seiner Raketen. Die USA und natürlich auch Russland haben bei jedem kleineren Konflikt eigene Einheiten die nur nach solchen Signalen suchen. Es ist daher ausgeschlossen, dass die beiden Konfliktparteien nicht wissen, ob es eine BUK war.
Vielmehr steht vermutlich auch fest, wie die BUK eingesetzt wurde! Dass ein solches System nichts für "Rebellen von der Straße" ist, ist klar. Ein Blick auf die Steuerreinheit genügt. Da ist vom Verbund an Systemen (in mehreren Fahrzeugen), der für einen geglückten Abschuss erforderlich ist, noch gar nicht die Rede! Schon im Krieg der USA gegen Serbien war den dortigen Luftabwehrdivisionen bewusst, dass auch nur der Gedanke an ein eingeschaltetes Radar bis weit über die Grenzen Serbiens hin lokalisierbar sein würde. Bei der modernen Bewaffnung der US Jets bedeutete das den sicheren Tot der Radareinheit. In Serbien hat man erstmals begonnen anders zu arbeiten. Man bediente sich optischer Luftraumüberwachung (Feldstecher). So gelang es, die Flugrouten der feindlichen Jets zu identifizieren. Zudem vernetzte man die bestehenden Radareinheiten (50er Jahre Technologie !!!), um die von Sealth Jets abgelenkten Radarwellen mit anderen Stationen wieder aufzufangen. Befanden sich Jets im Anflug, so wurde das Radar für einen Bruchteil einer Sekunde aufgedreht. Man hatte dann eine erste Peilung des Ziels. Die Raketen wurden dann blind in die Richtung der Maschinen abgefeuert. Mit dem Taschenrechner wurde die Flugzeit ausgerechnet und wenige Sekunden vor dem Einschlag wurde das Radar wieder eingeschaltet und das Ziel beleuchtet. So konnte man zumindest eine F-16 und einen F-117 Sealth Fighter abschießen, und ließ den feindlichen Abwehrsystemen zu wenig Zeit zu reagieren.
Andererseits zeigt dieses Beispiel, wie leicht man ein BUK System entdecken (und vernichten) kann. Selbst wenn eine Armee nicht hinsehen wollte, so schlagen die integrierten Systeme sämtlicher Einrichtungen und Einheiten automatisch auf das Radar einer BUK an. Vermutlich auch die der Ukraine, und mit Sicherheit die der USA, der Nato- Verbündeten in der Region und die Russlands!
Anhand des Bedienverhaltens, welches man dank des Radars bereits im Georgienkonflikt aufgeklärt hatte (und welches man auch in Serbien bereits kannte), ließe sich feststellen, ob im Fall der MH-17 Profis am Werk waren. Wie bereits erwähnt, so wird die BUK im Verband abgeschossen. Einerseits gibt es ein Führungsradar, andererseits ein Feuerleitradar, und dazu eine Kommandoeinheit, jeweils in eigenen Fahrzeugen untergebracht. Somit benötigt man laut Lehrbuch zumindest 3 Fahrzeuge, und nicht eines, wie in den westlichen Medien oft geschildert wird. Normalerweise wird ein Ziel zuerst vom Führungsradar erfasst und von der Kommandoeinheit identifiziert. Der Befehl zum Abschuss wird dann an die Startereinheit mit Feuerleitradar weitergegeben. Diese „beleuchtet“ das Ziel und feuert die Rakete ab, welche mittels einer „Antenne“ auf die reflektierten Radarstrahlen des Objekts zufliegt. In russischen Militärforen ist davon die Rede, dass es dennoch nicht gänzlich unmöglich ist, ein Flugzeug nur mit dem Feuerleitradar zu erfassen, die Verwechslungsgefahr ist allerdings sehr hoch. Man kann sich das System metaphorisch vorstellen wie ein Fußballstation bei Nacht. Mitten am Feld liegen viele weiße Bälle und ein orangfarbener, aufgrund der Dunkelheit sieht man sie nicht, aber man weiß das Bälle dort sind und in deren Mitte liegt der in orange. Schaltet man die Fluglichtanlage (Führungsradar) ein, so kann man den orangen Ball ohne Probleme mit seinem Laserpointer (Feuerleitradar) beleuchten. Ohne Flutlicht wird man auch einen Ball mit seinem Laserpointer finden. Ob es dann aber der orangene ist, kann man nicht mit Sicherheit sagen.
Sollte also tatsächlich eine BUK zum Einsatz gekommen sein, dann wissen viele Stellen mehr als in den Medien berichtet wird.
Was die Bedienerfreundlichkeit des Systems angeht, so kann man sich selbst im Internet ein Bild von den Schaltpanelen machen. Vermutlich wird nicht jeder dazu im Stande sein, einfach ein BUK aufzuschalten, geschweige denn auf irgendein Ziel abzufeuern.
Hatte die Ukraine BUKs im Osten stationiert? Abgesehen von gewissen Satellitenbildern die dies belegen, legt es der gesunde Menschenverstand nahe. Nicht der Feind, sondern der Krieg an sich tötet in erster Linie Menschen, egal ob diese "gut" oder "böse" sind. Und davor will sich jeder der Beteiligten schützten. Im vorliegenden Fall wird Russland von der Ukraine einerseits als der dominante Außenfeind schlechthin gesehen, andererseits als technologisch und materiell haushoch überlegen. Man weiß in Kiev, dass Russland trotz seiner darniederliegenden Armee die noch viel desolatere ukrainische hinwegfegen würde. Historisch betrachtet hat sich gegen diese vermeintliche Übermacht Russlands nur ein einziges System bewährt (im übrigen auch gegen die NATO), und das ist und bleibt das BUK System. Alles andere als eine Stationierung einiger dieser Einheiten im Osten wäre aus menschlicher Sicht widersinng. Und wenn mein direkter Feind keine Luftwaffe hat, sein Verbündeter 15km weiter aber schon, ja wie sollte man dann reagieren? Im Übrigen hat die Ukraine mehrfach betont, dass die russische Luftwaffe den ukrainischen Luftraum verletzt und dabei Su-25 Maschinen im Luftkampf abgeschossen hat, einige Tage vor der MH-17 Katastrophe. Mit welchem effizienten Mittel würde eine Armee auf solche Verletzungen reagieren?
Wie kann man eine B777 versehentlich abschießen? Wie oben bereits angeführt handelt es sich bei der BUK nicht um eine „Ein-Mann-Waffe“. Es bedarf mehrerer Fahrzeuge und mehrerer Spezialisten um diese zu bedienen. Dabei handelt es sich um Menschen, die sowohl am Radar als auch mit bloßem Auge den Unterschied zwischen einer IL-76, einer AN-26, einer B-777 und einer SU-25 kennen. Diese Spezialisten (wird im russischen Sprachraum für hoch ausgebildetes Personal verwendet!) sehen sich Gegenmaßnahmen ausgesetzt, die einerseits elektronischer, andererseits kampftaktischer Natur sind. Es ist nicht unüblich, dass Kampfflugzeuge im Radarschatten ziviler Maschinen fliegen. Österreich als vorgeblich neutrales Land kann hier ein Lied davon singen! Im Krieg kann sich das fatal auswirken, denn wenn die Rakete einmal abgefeuert ist, und das Feuerleitradar in eine Richtung „leuchtet“ fliegt die Rakete auf den größten Rückstrahler zu. Hier könnte es zu einer „Verwechslung“ kommen. An jenem Tag dürfte eine SU-25 in der „Nähe“ der B-777 gewesen sein. Vermutlich aber war diese Maschine, auf Basis der russischen Radardaten, nicht nahe genug für eine Verwechslung. Es sei denn, die Einheit war nicht voll funktionsfähig, hat optisch ein Ziel ausgemacht und man hat ins „Blaue“ geschossen (siehe oben Beispiel mit dem Ball und dem Stadion).
Dass radargelenkte Raketen hin und wieder das beleuchtete Ziel wechseln und auf einen größeren Rückstrahler im Hintergrund wechseln, weiß man spätestens seit dem Sibir Flug 1812. Dabei verfehlte eine ukrainische S-200 die bereits zuvor von einer anderen Rakete getroffene Zieldrohne (kleiner Rückstrahler) und schoss dabei eine Tu-154 (große Rückstrahlfläche) ab. Man fand bei der Untersuchung Wrackteile mit Löchern von der Splitterwolke.
Was besagen Löcher in den Überresten? In Luftabwehrraketen finden hauptsächlich 2 Gefechtsköpfe Anwendung: Splitterladungen und Continous-Rod-Ladungen (CR). Die Auswirkungen eines Splitterkopfs kann man bei den Überresten der Tu-154 gut sehen, es sieht genauso aus, wie man sich das als Laie ausmalen würde. Eine CR Ladung funktioniert anders. Dabei handelt es sich um einen hochfesten Metallkreis großen Durchmessers, welcher um eine Sprengladung "gefaltet" wird. Explodiert diese, dehnt sich der Metallkreis aus und trennt wie ein Messer alles was sich ihm in den Weg stellt in zwei Teile. Diese Ladungen kommen oft bei Luft- Luft- Lenkwaffen zum Einsatz, so wie sie auch auf der Su-25 getragen werden. Somit kann man sehr leicht feststellen, welcher Gefechtskopf, wenn überhaupt, zum Einsatz kam!
Kann eine Su-25 eine B-777 abschießen? Dahinter müsste nicht nur pure Absicht stecken, sondern auch viel Glück. Die Luft-Luft-Lenkwafen der Su-25 sind eher auf Nahkampf ausgelegt, bei einer Dienstgipfelhöhe von bestenfalls 7.000 Meter und einer Geschwindigkeit von maximal 800kmh wird das ein beinahe unmögliche Vorhaben. Man kann aber eine Su-25 ohne weiters mit anderen Waffen mit größerer Reichweite „customizen“.
Wer war es? Das zu beantworten wird mit der jetzigen Faktenlage schwierig, obgleich die politischen Verantwortungsträger es wohl schon länger wissen. Die Ukraine und Russland verfügen beide über Systeme die eine B-777 abschießen können (nicht zwingend BUK). Aber beide haben auch die nötige Infrastruktur, eine Verwechslung auszuschließen. Warum es zu Verwechslungen kommen kann, wurde oben bereits angeführt. Nicht klar ist, was mit modernen Technologien möglich ist. Wenn die USA dazu im Stande sind, mit einem Computerwurm die Umdrehung iranischer Urananreicherungszentrifugen zu manipulieren, wer weiß was dann mittels moderner Radartechnologien möglich ist. Vielleicht kann man ja eine BUK aus den 80ern an der Nase herum führen? Hier gelangt man schnell auf das Gebiet der Spekulation.
Cui Bono? Angesichts der Tatsache, dass hier noch mehr unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten und noch viel mehr Angehörige vor einem neuen Leben stehen, ist diese Frage nahezu unmenschlich. In der Zeit des Internets verbreiten sich die grausamsten Bilder unzensiert. Spätestens nach den ersten Bildern dieser Katastrophe wäre die einzig menschliche Reaktion gewesen: STOPP! Bis hierher und nicht weiter. Das passierte aber nicht. Nach anfänglichem Zögern, man erinnert sich an Obama der in der ersten Pressekonferenz ohne Fingerzeig von einem tragischen Unglück sprach (die USA sind nicht so dumm der ukrainischen Führung blind zu vertrauen!), ging eine gewaltige Medienhetze Richtung Russland und russischer Separatisten los. Auf "Ö1" etwa sind noch immer Interviews mit Herrn Wehrschütz abrufbar, der auf tendenzielle Fragestellungen objektiv und sachlich kühl antworten, nur um dann nach der Liveschaltung vom Moderator völlig konträr zusammengefasst zu werden. Und das ist bereits qualitativ hochwertiger Journalismus.
Gleich nach dem Abschuss begann eine weitere Eskalation, nicht nur in der Ukraine. Anstatt, dass die Menschheit nun endlich aufwacht, sich darauf besinnt, dass Gewalt keine Lösung ist und dabei immer Unschuldige ums Leben kommen, geht das Sterben an mehreren Fronten in verschiedenen Ländern weiter. Denn beinahe parallel dazu (um Stunden zum Unglück versetzt) marschiert Israel als Reaktion auf den andauernden Raketenbeschuss durch die radikal-islamische Hamas wieder im Gazastreifen ein. Die ukrainische Armee macht mobil und marschiert unter massiven zivilen Opfern in Donezk ein. Russland steht als Schuldiger da, ohne jeglichen Beweis. Und dabei ist ein malaysischen Passagierflugzeug nicht irgendeines. So nebenbei ist Malaysiern einer der wichtigsten Abnehmer russischer Rüstungsgüter in Asien und ein enger Verbündeter. Dieser Abschuss ist für Russland in vielerlei Hinsicht katastrophal und bedeutet wohl auch einen Sieg der ukrainischen Armee im Osten des Landes, unter noch viel mehr zivilen Opfern.
Unterstützt Russland die Rebellen? Willkommen im Reich der Spekulation! Man kann davon ausgehen, dass das BUK System nicht aus Russland stammte, denn ein Staat (USA) der jeden einzelnen EU Bürger seit Jahren abhört hat auch die Kapazität zu wissen, wo sich eine Handvoll Luftabwehrstellungen zu jeder Zeit des Tages befindet. Vermutlich wissen die USA auch, mit wem die Bedienermannschaften von ihren Mobiltelefonen aus telefonieren. Hier wird wohl abgewogen was wichtiger ist, Russland ins Abseits zu stellen, oder aber seine strategischen Kapazitäten preiszugeben. Würde Russland die Rebellen unterstützen, würde es die ukrainische Armee mit ihrem Vormarsch nicht so leicht haben. Die Mittel die Russland hier aufwenden müsste wären sehr gering und leicht verfügbar. Zwar ist die russische Militärtechnik noch immer meilenweit von westlicher entfernt, aber schrittweise wird aufgeholt. Würde sich Russland wirklich in der Ukraine einmischen, gäbe es vermutlich kaum mehr ukrainische Panzer. Wir erinnern uns an die israelische Invasion des Libanons 2006. Russische Kornet Anti- Panzer- Lenkwaffen zerstörten mindestens 4 der hochmodernen Merkavas. Auch im Irak wurden einige Abrams geknackt. Man stelle sich vor, man würde diese Waffe auf die ukrainischen T-64 loslassen! Und das ist nur eine Waffengattung. Nein, Russland ist nicht so aktiv wie es immer unterstellt wird. Wie ein Kriegsschauplatz aussieht, in dem eine Rebellenarmee voll unterstützt gegen die Machthaber kämpft, sieht man in Syrien. Obwohl Assads Armee, und wohl am effektivsten die Lufftwaffe, ganze Stadteile dem Erdboden gleichmacht, ist der Widerstand ungebrochen. Und wer denkt, dass man zumindest schultergestützte Luftabwehrlenkwaffen nicht so einfach kaufen kann, der sollte sich vor Augen führen, dass im zweiten Tschetschenienkrieg mit US Stingerraketen mindestens eine Su-24 abgeschossen wurde. Man sieht also wie leicht Kriegsgerät vom einen Ende der Welt in ein anderes kommt. Es müsste daher ein für die Rebellen ein Leichtes sein, bei einer direkten Grenze zu Russland, mehr und modernere Waffen zu besorgen. Zurzeit aber ziehen sich die Separatisten überall zurück!
Russische Waffen leisten sehr viel mehr als man am Schlachtfeld in der Ukraine beobachten kann!
Zensur in den Medien?
Was ist los mit unseren Medien? Ja, diese Frage stellt sich denkenden Menschen wohl immer öfter? Wir sind Opfer einer Kriegshetze und einer Zensur die ihresgleichen sucht – jeder einzelne von uns! Das glauben Sie nicht? Im Internet sieht man unzensiert die Auswirkungen von Krieg. Mit „Krieg“ ist nicht gemeint A gegen B oder Gut gegen Böse. Krieg ist Krieg und dieser wird uns nicht gezeigt. Es wird uns vorenthalten, wie es aussieht, wenn die ukrainische Armee „Rebellennester“ mit Artillerie beschießt (Es wird auch nicht gezeigt, wie es aussieht, nachdem eine 250kg Bombe der Syrischen Luftwaffe in einem Wohnhaus einschlägt, aber das ist nicht das vorliegende Thema!)! Es wird nicht gezeigt, wie eine Mutter mit abgetrenntem Unterleib und weit offenen Augen ihr Leben aushaucht. Es wird nicht gezeigt, wie das Dorf aussieht, über dem MH-17 abgeschossen wurde. Man sieht nicht die von den Passagieren des Fluges durchschlagenen Dächer, die Menschen, die sich aus 10 km Höhe in die Gemüsefelder gebohrt haben. Keine Bilder der verkohlten Überreste von an diesem Krieg der Interessen völlig unbeteiligter Menschen in ihren Sitzen, keine Leichenteile die von Hunden gefressen werden. Man zeigt im Westen nicht das wahre Gesicht des Krieges in der Ukraine!
Man will nicht dass der „Westen“ kriegsmüde wird. Die erste Lehre aus dem Vietnamkrieg ist: keine Toten zeigen! Und schon gar keine zerfetzten und zerfleischten Frauen und Kinder. Denn bei diesen Bildern will niemand mehr Krieg! Und genau diese Bilder werden uns aus der Ukraine und von MH-17 vorenthalten.
Man zeigt nicht die Ukrainer / Rebellen / Menschen, die zutiefst betroffen durch das Trümmerfeld irren. Man zeigt einen „Terroristen“ wie er mit einem Teddybären vom Trümmerfeld der MH-17 prahlt, als Standbild in allen Medien um Hass zu schüren. Man zeigt nicht das Video aus dem das Standbild stammt. Es zeigt eigentlich einen Rebellen, der als Mensch nicht mit dem fertig wird, was er vor sich sieht und den Teddy in die Kamera hält, um der Menschheit, um uns zu zeigen was Krieg wirklich bedeutet.
Man sieht wie in den Niederlanden die ersten Opfer dieses Verbrechens ankommen. Sie werden wie Soldaten die im Krieg gefallen sind empfangen. Es werden der Bevölkerung nur die Särge zugemutet, keine Leichen. Im Hintergrund wehen die Fahnen der Verbündeten gegen das Böse.
Die USA, die EU, die Ukraine und Russland hatten die Chance, nach dem Mord an so vielen Unbeteiligten diesem Verbrechen ein Ende zu bereiten. Es bleibt jedem einzelnen Leser überlassen, wie der die Reaktionen der beteiligten Staaten auf den Absturz wertet.
Wer ist schuld? Ja, wer ist nun schuld? Der der den Abzug betätigt hat? Diejenigen die wussten, dass in solchen Konflikten BUKs bereits eingesetzt wurden? Die, die den Luftraum nicht gesperrt haben? Diejenigen die das Waffensystem gekapert haben oder diejenigen, die es aus Russland importiert haben? Ist der Fluglotse schuld, der die Maschine direkt über das Kriegsgebiet freigegeben hat? Sind es die Separatisten die Krieg führen oder war es die Ukrainische Armee, gegen deren Luftwaffe sie sich verteidigen. Sind diejenigen schuld, die jetzt aus dem Tod dieser Menschen Profit schlagen, diejenigen welche diese Katastrophe politisieren? Vielleicht sind aber auch die schuld, die mehr wissen als andere und es nicht preisgeben? Sind es die Medien, die uns die Realität des Schlachtens vorenthalten? Sind die am Absturz von MH-17 schuld, die jetzt weitermachen wie bisher? Sind es die Politiker, die hetzen? Sicher ist, dass MH-17 eine direkte Folge von Krieg ist!
Viel bitterer ist die Tatsache, dass all das nicht zum ersten Mal passiert ist. Die Sowjetunion schoss eine koreanische B-747 ab, die ihren Luftraum verletzte – wissentlich. Und die USA sind ebenfalls für einen Abschuss einer iranischen Passagiermaschine verantwortlich. In Summe gab es bereits mindestens 17 Fälle in denen Zivilmaschinen abgeschossen wurden!
Krieg ist Krieg, und Schuld am Tod aller Beteiligten tragen diejenigen, die es in der Macht haben, ein solches Blutvergießen zu verhindern, es aber nicht tun! Diejenigen sind, mit allen Folgen und Konsequenzen aus ihrem Verhalten Schuld für das was passiert ist und weiter passieren wird.
Und wie geht man nun als Nation um, wenn man aus „Versehen“ ein Passagierflugzeug abschießt?
Lehnen Sie sich bitte zurück und lesen Sie das nachfolgende Zitat aus Wikipedia zum Flug Iran Air 655 ganz genau und aufmerksam, und Sie werden vermutlich verstehen, welche Art Mensch Schuld am Abschuss von MH-17 trägt:
„Nach der offiziellen Untersuchung wurde Captain Rogers von George H. W. Bush 1990 mit dem Legion-of-Merit-Orden „für außerordentliche Pflichterfüllung im Einsatz“ ausgezeichnet. Die anderen Offiziere, die in den Prozess der Entscheidung miteinbezogen waren, das Flugzeug abzuschießen, wurden alle ein letztes Mal befördert.“
Text: Der Autor dieser Punktlandung ist ein profunder Russland-Kenner, möchte jedoch aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden. Austrian Wings respektiert diesen Wunsch und weist daraufhin, dass es sich bei den Inhalten dieses Beitrages - wie allen Kommentaren der Rubrik "Punktlandung" - um die persönliche Meinung des Verfassers handelt.
Titelbild: Malaysia Airlines Boeing 777, Symbolbild - Foto: Christian Schenkl
Alle übrigen Fotos: Wikimedia Commons
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.