Punktlandung

Das Personal der AUA ist äußerst kompromissbereit

Ungeachtet der wenigen ausgefallenen und verspäteten Flüge, hat die heutige Betriebsversammlung der AUA-Piloten und Flugbegleiter einmal mehr gezeigt, wie kompromissbereit das Personal ist - und das, obwohl das AUA-Management, wie Gerichtsurteile belegen, Maßnahmen gesetzt hat, die nicht rechtens waren. Trotzdem gab es auch heute wieder Crewmitglieder, die die Informationsveranstaltung vorzeitig verließen, um Flüge "im Sinne der Passagiere" möglichst pünktlich durchzuführen. Dass die engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der AUA von einigen Medien oftmals als "böse gutverdienende Querulanten, die das Unternehmen mit überzogenen Forderungen ruinieren" dargestellt wurden und bisweilen werden, ist deshalb besonders schade.

Fakt ist, dass es besonnenen Personalvertretern wie Karl Minhard und seinem Team zu verdanken ist, dass das AUA-Personal - anders als die Kollegen von Air France/KLM und Lufthansa - bisher nicht gestreikt hat, denn gerechtfertigt wäre eine solche Maßnahme angesichts dessen, was sich der Vorstand in der (jüngsten) Vergangenheit geleistet hat (Aufkündigung des Kollektivvertrages, Betriebsübergang ...) in jedem Fall gewesen.

Stattdessen setzt Minhard auf Verhandlungen und Kompromisse, wie er heute einmal mehr bekräftigte. "Recht muss Recht bleiben", sagte der Personalvertreter, um sogleich zu ergänzen: „Wir haben für die schwierige wirtschaftliche Situation aber Verständnis und sind uns völlig im Klaren darüber, dass wir die Firma unterstützen müssen, um aus dieser Situation wieder herauszukommen."

Besonnener Verhandler und Mann der Kompromisse: AUA Bordbetriebsratschef Karl Minhard.
Besonnener Verhandler und Mann der Kompromisse: AUA Bordbetriebsratschef Karl Minhard.

Die Personalvertreter wollen nun einen Branchen-Kollektivvertrag aushandeln, wobei Minhard klar ist: "Wir werden es nicht allen recht machen können, aber wir versuchen das Beste." Dabei hat die AUA nach Angaben des Betriebsrates ohnedies bereits günstigere Personalkosten als die Lufthansa oder die SWISS - interessant in diesem Zusammenhang erscheint auch, dass dieses Faktum von keinem heimischen (Massen-) Medium aufgegriffen wurde. Ein Schelm, wer angesichts folgender Begebenheit Böses denkt: Der Kollege eines nicht gerade kleinen heimischen Printmediums erklärte gegenüber dem Verfasser dieser Zeilen, dass die Anordnung, diese Informationen zu ignorieren "von ganz oben, von Eigentümerseite" gekommen sei. Wahrscheinlich wolle man einen guten Inserenten (wer das wohl sein könnte?) nicht verstimmen, mutmaßte der Redakteur ...

Ein weiterer Verdacht ist zudem nicht von der Hand zu weisen: Könnte es sein, dass Jaan Albrecht - als Statthalter der Lufthansa in Österreich - die Anweisung hatte, den Betriebsübergang und die Aufkündigung des KV vor dem EuGh ausjudizieren zu lassen, um auszuloten, wie weit das Management gehen kann? Es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass die Konzernmutter Lufthansa für den Fall, dass das EuGh der Unternehmensseite recht gegeben hätte, in Deutschland einen Betriebsübergang von Lufthansa auf die günstigere Tochter Germanwings durchgeführt hätte. Spekulationen? Zugegeben, aber welche, die durchaus auf einem tragfähigen Fundament fußen.

Zurück zur AUA: Grundsätzlich ist die AUA aber nach dem EuGh-Urteil von voriger Woche verpflichtet, Piloten und Flugbegleitern hohe Beträge nachzuzahlen, nämlich die Differenz zwischen ursprünglichem Kollektivvertrag und Tyrolean-Gehalt. "Das ist an und für sich nicht verhandelbar, außer die einzelnen Mitarbeiter stimmen Abschlagszahlungen zu", erklärte Minhard.

Derart engagiert, wie die Belegschaft ihrem Management entgegenkommt, ist es nun an diesem, sich ebenfalls kompromissbereit und im Rahmen des Möglichen auch großzügig zu zeigen.

(red CvD, HP / Titelbild: So mancher Pilot trug heute diesen Button - Foto: Austrian Wings Media Crew / Fotos: Austrian Wings Media Crew)

Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.