Hintergrund des Normvorschlags ist nicht zuletzt ein Vorfall aus dem Jahr 2010: Beim Landeanflug auf Köln verloren die Piloten einer aus Wien kommenden Passagiermaschine beinahe das Bewusstsein. Unter Wahrnehmungsstörungen und nur dank Sauerstoffmaske konnte der Pilot die Maschine mit knapp 150 Passagieren sicher zu Boden bringen. Als Ursache der schweren Beeinträchtigungen galt verunreinigte Kabinenluft, Austrian Wings berichtete.
Seitdem gab es weitere, wenn auch weniger dramatische Meldungen über Vorfälle, bei denen Piloten, Kabinenpersonal oder Passagiere über Konzentrationsstörungen, Übelkeit oder Kopfschmerzen klagten.
Frischluft aus Triebwerksverdichter
Verkehrsflugzeuge bewegen sich meist in einer Reiseflughöhe von 10.000 bis 15.000 Metern. Die Flugzeugkabine schützt Besatzung und Passagiere vor den widrigen Außenbedingungen. Zwei bis drei unabhängige Klimasysteme erzeugen den notwendigen Druck, regeln die Temperatur und versorgen die Kabine mit frischer Luft. Die Frischluft für die Kabine beziehen fast alle Verkehrsflugzeuge mittels einer Zapfluftanlage aus dem Verdichter des Triebwerks. Die Vermutung: Bei fehlerhafter Lagerabdichtung können Öl oder Öldämpfe in den Luftstrom des Triebwerks und über die Zapfluftanlage in die Kabinenluft gelangen und die angeführten Beschwerden verursachen.
Der Antrag auf Gründung eines CEN-Komitees zum Thema "Cabin Air Quality on commercial aircraft - Chemical Agents" liegt derzeit zur Stellungnahme auf. Bis Anfang Oktober 2014 entscheiden die Stakeholder dieses Sachgebiets über ihre nationalen Normungsorganisationen, ob der Vorschlag angenommen wird.
(red / AFNOR via Austrian Standards Medienagentur / Titelbild: Cockpit einer Boeing 787 Dreamliner; dieser Typ ist gegenwärtig das einzige moderne Verkehrsflugzeug, dessen Druckkabine nicht mit kontaminationsanfälliger Triebwerkszapfluft versorgt wird - Foto: Austrian Wings Media Crew)