Wer sich bei "Passenger Shaming" durchklickt, braucht teils einen unempfindlichen Magen, auf jeden Fall aber eine gesunde Halswirbelsäule - denn manche dort veröffentlichten Fotobeweise über das Verhalten von Passagieren können tatsächlich nur noch heftigstes Kopfschütteln auslösen.
Nackte Füße auf der Kopfstütze des Vordersitzes abgelegt zählt dabei wahrscheinlich noch zu den "harmloseren" Benimm-Verfehlungen, denen man an Bord von Verkehrsflugzeugen begegnen kann. Benutzte Hygiene-Artikel, die ihren Weg nicht in den Mistkübel finden konnten, oder die fehlende Zielgenauigkeit bei der Verwendung eines "Air Sickness Bags" verlangen von anderen Mitreisenden mitunter eine deutlich höhere Toleranzschwelle.
Richtig kurios wird es bei herumliegenden Gebissen oder einem Sprössling, dessen Eltern ihn tatsächlich im Gang aufs Töpfchen gehen ließen. Und die Freude der Cabin Crew über gelangweilte Kleinkinder, die Gefallen an der Funktion der Ruftaste gefunden haben, dürfte sich vermutlich auch in Grenzen halten. Dass hingegen Sitzplätze von Fluggästen als wahre Müllhalde zurückgelassen werden, scheint bedauerlicherweise fast schon alltäglich geworden zu sein.
Auch Flugzeugtoiletten genießen mitunter nicht den besten Ruf - das liegt letztlich übrigens nicht an Airlines oder Reinigungstrupps, sondern der Art und Weise, wie Passagiere das "stille Örtchen" hinterlassen. Die Online-Sammlung von Grässlichkeiten umfasst sogar den Fotobeweis eines Waschbeckens, das ganz offensichtlich mit einem Urinal "verwechselt" worden sein dürfte. Zweifelhafte Öffentlichkeit durch völlig irritierendes Benehmen erreichte vor drei Jahren auch der Schauspieler Gérard Depardieu, als dieser an Bord einer Air France-Maschine vor den Augen entsetzter Mitreisender und Flugbegleiter in angeblich betrunkenem Zustand im Gang urinierte.
Gute Manieren haben auch im Flugzeug immer Saison
Höfliches und respektvolles Miteinander stellt auch im verhältnismäßig engen Umfeld eines Flugzeuges Grundlage für angenehmes Reisen dar. Es beginnt beim Einsteigen: Ein freundlicher Gruß in Richtung des Bordpersonals und an unbekannte Sitznachbarn ist nie verkehrt. Beim Verstauen des Gepäcks sollte zudem beachtet werden, dass die "Overhead Bins" für alle Passagiere zur Verfügung stehen - egal, auf welchem Platz sie sitzen. In Anbetracht des reduzierten Stauraums sollte nur wirklich nötiges Handgepäck mit an Bord gebracht und dort auch so kompakt als möglich verstaut werden. Unterhaltungen führt man in reduzierter Lautstärke - schließlich haben üblicherweise nicht hunderte weitere Fluggäste Interesse am privaten fliegenden Kaffeeklatsch.
Vorsicht bei Alkohol: Der deutlich geringere Sauerstoffgehalt in der Luft an Bord sorgt mitunter für eine spürbar drastischere Wirkung von hochprozentigen Getränken. Wer dann zum Randalierer - in Airlinekreisen als "unruly passenger" bezeichnet - wird, führt im Extremfall sogar eine außerplanmäßige Landung herbei, um von Bord geschafft zu werden. Und das treibt den Reisepreis in schwindelerregende Höhen.
Auch im Vorfeld des Fluges kann man, bereits bei der Buchung oder dem frühzeitigen Check-In, sinnvoll mitdenken: Wer über den Wolken gerne schläft, sollte den Fensterplatz wählen. Passagiere, die erwartungsgemäß häufiger aufstehen müssen, um beispielsweise die Toilette aufzusuchen, sind mit einem Gangplatz optimal beraten - das erspart ein permanentes "Überklettern" von Mitreisenden. Hat man einen Anschlussflug mit knapp bemessener Umsteigezeit gebucht, ist es ebenfalls sinnvoll, seinen Sitzplatz möglichst weit vorne im Flugzeug auszuwählen, um nach der Landung rascher von Bord gehen zu können. Absolut tabu sind jedenfalls das Öffnen des Sicherheitsgurtes noch bevor die Anschnallzeichen ausgeschaltet wurden und ein hektisches "Durchboxen" in Richtung Ausgang.
(red Aig / Titelbild, Symbolfoto: Austrian Wings Media Crew)