Österreich

Österreichische Passagiere verzichten auf 26 Millionen Euro pro Jahr

Wer als Flugpassagier genervt stundenlang auf den Start seines Fliegers warten muss und auch noch seinen Anschlussflug verpasst, findet im deutschen Startup refund.me, gegründet in Potsdam, einen echten Verbündeten. Denn das Unternehmen hilft dabei, in bestimmten Fällen Entschädigungen einzutreiben – das jedenfalls verspricht die Firma vollmundig in einer am Montag verschickten Presseerklärung.

Irgendwann war es Eve Büchner leid, Verspätungen oder sogar annullierte Flüge einfach so hinzunehmen. Im Juli 2012 sagte die Geschäftsfrau und Vielfliegerin den Airlines offiziell den Kampf an und gründete das "refund.me". Der Dienstleiter hilft Fluggästen , Schadensersatz zu bekommen, wenn ein Flug verspätet ist oder ausfällt. Und das erfolgreich: Alleine 2013 hat refund.me nach eigenen Angaben weltweit Ansprüche im Wert von mehr als vier Millionen Euro gegenüber Fluggesellschaften durchgesetzt (Erfolgsquote: 98 Prozent). Das ist aber nur ein Bruchteil der rund 835 Millionen Euro, auf die Passagiere weltweit jedes Jahr Anspruch haben. Viele Fluggäste kennen immer noch nicht ihr Recht auf Entschädigung. Allein österreichische Fluggäste hätten 2013 mehr als 26 Millionen Euro geltend machen können.

Das entscheidende Instrument, um gegen Airlines vorzugehen, ist die sogenannte EU-Fluggastrechteverordnung. Danach müssen Fluggesellschaften ihren Passagieren bei stark verspäteten oder gestrichenen Flügen Entschädigungen zahlen. Voraussetzung: Start oder Landung fanden in der EU statt oder waren dort vorgesehen. „Viele betroffene Fluggäste wissen nicht, dass sie pro Flug bis zu 600 Euro wiederbekommen können“, sagt Eve Büchner. „Außerdem trauen sich viele Passagiere gar nicht erst an die großen Airlines heran, weil sie glauben, dass sie sowieso keinen Erfolg hätten.“ Deswegen sieht sich refund.me mit seinem internationalen Netzwerk an Juristen als starker Partner genervter Flugpassagiere. Die Startup-Gründerin weiter: „Wenn sich eine Fluggesellschaft mal querstellt, ziehen wir eben vor Gericht.“ Nur bei Erfolg berechnet refund.me eine Provision von 15 Prozent (marktüblich sind 25 %). Per kostenfreier Smartphone App können Fluggäste selbst ausrechnen, was ihnen zusteht.

refund.me schätzt (auch auf Basis von Daten des Flugfinder-Dienstes FlightStats), dass 65.000 österreichische Fluggäste pro Jahr Schadensersatzforderungen geltend machen könnten. Der Statistik des Wiener Flughafens zufolge starteten allein im August 2014 1716 Flüge verspätet, 71 Flugstarts wurden gecancelt. 952 Flüge trafen mit Verspätung am Wiener Flughafen ein, 25 geplante Ankünfte wurden gestrichen. Mit 2668 verspäteten Abflügen und Ankünften liegt Österreich auf Platz 18 in Europa. 96 gestrichene Abflüge und Ankünfte bedeuten für das Alpenland Platz 10 im europäischen Vergleich.

Im vergangenen Jahr hatten österreichische Flugpassagiere insgesamt Anspruch auf rund 26 Millionen Euro. Damit liegt Österreich deutlich hinter der Schweiz und Deutschland. Für die Schweizer schätzt refund.me basierend auf den FlightStats-Daten eine potentielle Anspruchssumme von 43,2 Millionen Euro. Für Deutschland kommt refund.me sogar auf 180 Millionen Euro.

(red / Refund.me / Titelbild: Manche Fluglinien, wie Condor, weisen ihre Passagiere aktiv auf die Fluggastrechte hin, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)