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Stuttgart verleiht Umweltpreis Aviation Award

Die Flughafen Stuttgart hat am Montag (22.09.) erstmals den Aviation Award für eine umweltfreundliche Luftfahrt vergeben. Der mit 150.000 Euro dotierte Innovationspreis wurde vor zwei Jahren von der Flughafengesellschaft in einer weltweiten Ausschreibung ausgelobt. Eine elfköpfige Jury aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik hat nun aus 31 Bewerbern aus Europa, Nordamerika und Asien drei Einreichungen ausgewählt. Der mit 75.000 Euro dotierte erste Preis ging an das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) für ein Modell zu weniger Emissionen durch verbesserte Flugrouten. Ein weiteres Projekt der DLR zur Lärmminderung an Flughäfen durch satellitengestützte Landeanflüge erhielt den zweiten Platz und damit 50.000 Euro Preisgeld. Den dritten Preis und 25.000 Euro Preisgeld errang das Institut für Flugzeugbau an der Universität Stuttgart für den Entwurf eines sechssitzigen Elektroflugzeugs für den Geschäftsreiseverkehr, teilte der Flughafen mit.

Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur Baden-Württemberg, überreichte gemeinsam mit Prof. Fundel den ersten Preis. Hermann betonte: „Unser Ziel ist es, die Umweltbelastungen durch Flugverkehr so weit wie möglich zu reduzieren. Der Flughafen Stuttgart wird seiner Verantwortung für einen umwelt- und klimaschonenden Luftverkehr im Rahmen seines ‚fairport STR‘-Leitbildes bereits in besonderer Weise gerecht. Er wirkt kontinuierlich darauf hin, die Umweltauswirkungen des Flughafenbetriebes zu reduzieren oder zu kompensieren – dies insbesondere bei den Themen Energieversorgung, Bauen, Vorfeldfahrzeuge, Soziales, Natur- und Umweltschutz.“ Beispielhaft nannte Hermann u. a. die Inbetriebnahme von Anlagen zur umweltfreundlichen Strom- und Wärmeerzeugung, die Förderung umweltfreundlicher Antriebskonzepte sowie die Einführung eines Fluglärmmanagements mit Lärmaktionsplan und lärmabhängigen Start- und Landeentgelten. Minister Hermann weiter: „Es gibt aber Bereiche, wie z.B. Fluglärm oder die durch das Fliegen verursachte Treibhausgase, wo die Einflussmöglichkeiten des Flughafens begrenzt bzw. nicht vorhanden sind. Hier sehe ich die gesamte Luftverkehrsbranche, vom Flugzeughersteller über die Airlines bis zu den Flughäfen, in der Pflicht, gemeinsam an einem klima- und umweltschonenderen Luftverkehr zu arbeiten. Mit dem Aviation Award wird hier ein Zeichen gesetzt.“

Prof. Georg Fundel, Geschäftsführer der FSG, sagte anlässlich der Preisvergabe: „Die Luftfahrtbranche arbeitet konsequent daran, ihre Umweltauswirkungen zu minimieren. Auch wir Flughäfen als Betreiber der Infrastruktur am Boden stellen uns dieser Verantwortung. Mit dem Aviation Award leisten wir einen Beitrag dazu, die Luftfahrt noch effizienter und nachhaltiger zu machen. Wir freuen uns, dass wir mit unserem Award diese Entwicklung weiter befördern können.“

Walter Schoefer, Geschäftsführer der FSG unterstrich: „Der Aviation Award ist ein Element in unserem ‚fairport STR‘-Konzept. Unser Ziel ist es, langfristig einer der nachhaltigsten Flughäfen in Europa zu werden. Deshalb fördern wir Ideen für neue Technologien und Konzepte, die das Fliegen nachhaltiger und ökonomisch effizienter machen. Das Image der Luftfahrt hängt nicht zuletzt davon ab, dass wir Lösungen finden, wie wir auch in Zukunft mit dem Flugzeug umweltverträglich mobil sein können. Nur wenn wir diese Herausforderung meistern, werden wir dauerhaft erfolgreich sein.“

Beim Aviation Award wurden Ideen aus den Bereichen Flugzeugdesign, Antriebssysteme, visionäre Systeme, Energiemanagement an Bord und Flughafenbetrieb und -management aufgerufen. Kriterien für die Preisvergabe waren neben Innovation und Marktreife vor allem Umwelt- und Kundennutzen.

Den ersten Preis vergab die Fachjury an Dr. Volker Grewe vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Oberpfaffenhofen. Sein Team untersuchte im Rahmen eines Projektes, wie die Flugrouten im transatlantischen Verkehr emissionsärmer gestaltet werden können. Mit Hilfe von Großrechnern wurden viele verschiedene Einflussgrößen wie Flugrouten, chemische Prozesse in der Atmosphäre, Flugkosten und andere Parameter in einem komplexen Modell zusammengeführt. Die konkrete Verknüpfung von Klimaforschung und Flugbetrieb war für die Juroren ebenso ausschlaggebend wie der Umweltnutzen und die Anwendbarkeit auf den realen Flugbetrieb. Langfristig zielt dieser Ansatz der DLR-Forscher auf eine ökologische Neuausrichtung der Flugsicherung.

Den zweiten Platz errangen Thomas Dautermann, Michael Felux und Robert Geister vom DLR Braunschweig für ein satellitengestütztes Verfahren, das auch schräge oder gekurvte Anflugrouten im Lufttraum möglich macht. Bei aktuellen Instrumentenlandesystemen, die auf Radiosignalen basieren, sind nur geradlinige Anflugstrecken möglich, die dann oft zwangsweise über bebaute Gebiete führen. Mit gekrümmten Anflugrouten ließen sich lärmsensible Regionen eher vermeiden und Flughafenanwohner besser vor Lärm schützen. Das Verfahren wird unter dem Begriff Ground Based Augmentation System (GBAS) bereits seit Mitte der 1990er Jahre entwickelt. Durch präzisere Navigation mit Hilfe von Systemen wie GPS, Galileo oder GLONASS im Landeanflug ließe sich Routenführung und Lärmschutz verbessern, auch Sicherheit und Effizienz des Flugverkehrs würden weiter erhöht.

Der dritte Preis des Aviation Awards ging an Felix Frey und sein Team vom Institut für Flugzeugbau an der Universität Stuttgart. Die Wissenschaftler hatten erstmalig ein zweimotoriges Propellerflugzeug mit sechs Sitzplätzen mit einem neuartigen Antrieb entwickelt, bei dem Verbrennungsmotor, Brennstoffzelle und Akkumulator kombiniert werden. Bei Antrieb nur über Brennstoffzelle oder Akkus könnte emissionsfrei und leise geflogen werden. Mit einer Reichweite von 1.800 Kilometer würde das Elektroflugzeug im Regional- und Privatverkehr CO2-neutrales Reisen ermöglichen.

(red / Flughafen Stuttgart / Titelbild: Symbolbild aus längst vergangenen Tagen: Eine Lufthansa Boeing 727 auf dem Flughafen Stuttgart - Foto: Lufthansa Archiv)