Denn Fakt ist, dass beispielsweise Air France teilweise tägliche Flüge über Paris in die Ebola-Hotspots Guinea, Sierra Leone und Liberia anbietet. Mit einmal Umsteigen in Paris Charles de Gaulle könnten so Infizierte Personen (die von ihrer Infektion selbst womöglich noch gar keine Kenntnis haben) innerhalb weniger Stunden nach Österreich gelangen und hier das Virus nach Ausbruch der Krankheit weiterverbreiten. Zugegeben, die Wahrscheinlichkeit dafür ist (noch) gering, doch sie ist real, wird aber von der hohen Politik verschwiegen, offenbar getreu dem griechischen Sprichwort: "Die Wahrheit ist ein schwerer Wein, und ein Staatsmann muss wissen, wie viel sein Volk von diesem Wein verträgt." So kann es einem jedenfalls vorkommen, wenn man die hohlen Phrasen der Politiker in den Zeitungen liest und dann erfahren muss, dass es in den Spitälern noch immer Ärzte und Pfleger gibt, die sich bei Konfrontation mit einem Ebola-Verdachtsfall nach eigenen Angaben überfordert fühlen würden. Und auch das Personal auf den Flughäfen fühlt sich mitunter schlecht informiert. Während die AUA ihre Mitarbeiter vorbildlich geschult hat (Austrian Wings berichtete), ist die Unsicherheit bei einigen Angestellten des privaten Handlinganbieters, der unter anderem die Air France Flüge über Paris nach Afrika abfertigt, groß. "Ich habe keinerlei Schulung dahingehend erhalten, wie ich mich verhalten soll, wenn ich mir unsicher bin, ob ein Passagier Ebola haben könnte oder nicht", drückt etwa eine Mitarbeiterin ihre Sorge in einem Telefonat mit der Austrian Wings Redaktion aus.
Was wir im Kampf gegen Ebola dringed brauchen, sind aber nicht Verschleierungstaktiken und beruhigende Worte, nein ein offensives Vorgehen auf allen Ebenen ist gefordert. Denn eine der Schattenseiten des internationalen Flugverkehrs ist nun einmal, dass auch gefährliche Krankheiten innerhalb von 24 Stunden nahezu jeden Ort der Welt erreichen können.
Monatelang hat Europa das Problem des jüngsten Ebola-Ausbruchs in Afrika ignoriert; Zeit, die tausende Menschenleben gekostet hat und noch kosten wird. Um eine Verbreitung der Seuche langfristig zu verhindern, wäre eine Fülle von Maßnahmen erforderlich, und zwar jetzt. Sofort!
- Unterstützung der betroffenen Länder Westafrikas mit medizinischer Ausrüstung, Personal und Finanzmitteln
- Aufklärungskampagnen in Afrika, darüber, wie das Virus übertragen wird
- Einstellung aller Flüge von und nach Liberia, Guinea und Sierra Leone für die Dauer von 28 Tagen
- Screening aller Passagiere, die aus den Nachbarstaaten der betroffenen Länder in die EU einreisen, auf Ebola-Symptome
- Screening aller Passagiere, die aus der EU in Nachbarstaaten der betroffenen Länder reisen wollen auf Ebola-Symptome
- Bereitstellung finanzieller Mittel zur raschen Entwicklung von Medikamenten zur Behandlung von Ebola-Patienten
Doch werden die österreichischen und europäischen Politiker auch den Mut haben, all diese Schritte konsequent umzusetzen, vor allen Dingen, wo doch auch unpopuläre Maßnahmen, die die Fluglinien Geld kosten dabei sind? Das ist die große Frage, die zur Zeit wohl noch niemand zu beantworten vermag.
(E. Szeles / Titelbild: Notarztwagen am Flughafen Wien, Symbolbild - Foto: Austrian Wings Media Crew)
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.