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MH370: Emirates Chef Tim Clark kritisiert Ermittler

Emirates Chef Tim Clark hat die Ermittler und ihre Arbeit im Fall der seit 7 Monaten verschollenen Boeing 777 von Malaysia Airlines (Flug MH370) nun in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" scharf kritisiert.

Clark äußerte darin seine Sorge, dass man irgendwann einfach zur Tagesordnung übergehe und akzeptiere, dass Flug MH370 verschollen bleibe. Das dürfe nicht passieren: "Wir müssen herausfinden, wie dieses Flugzeug verschwinden konnte." Gleichzeitig zeigte sich der Manager überzeugt, dass "etwas von außen die Kontrolle über das Flugzeug übernommen hat".

Clark: "Jeder muss sich selbst überlegen, wer da was getan hat. Wir müssen wissen, wer wirklich in diesem Flugzeug war, und wir müssen wissen, was es geladen hatte. Bei allen, die an der Untersuchung beteiligt waren, müssen wir Druck machen. Ich bin übrigens nicht der Ansicht, dass die Tracking-Systeme moderner Langstreckenjets verbessert werden müssen. Die Boeing 777 ist bereits jetzt eines der fortschrittlichsten Flugzeuge der Welt, mit modernsten Kommunikationssystemen. MH370 hätte niemals in eine Situation geraten dürfen, in der das Flugzeug nicht mehr vom Boden aus zu orten war."

Dazu, dass an Bord offenbar sowohl der Transponder als auch ACARS deaktiviert wurden, meinte Clark: "ACARS abzustellen ist keine einfache Sache, und unsere Piloten sind nicht dafür ausgebildet. Aber bei Flug MH370 hat das jemand geschafft, und zwar gründlich. So etwas darf nicht passieren. Wir müssen dafür sorgen, dass ACARS ununterbrochen weiterläuft, unabhängig davon, wer ein Flugzeug kontrolliert. Wenn uns das gelingt, können wir Flugzeuge auch über entlegenen Meeresgebieten überwachen. Zusätzliche Tracking-Systeme sind dann unnötig. Ich würde den Flugzeugherstellern empfehlen, die Deaktivierung von ACARS aus dem Cockpit heraus unmöglich zu machen. Das gilt auch für den Transponder: Ich wüsste nicht, warum ihn ein Pilot überhaupt abschalten können sollte. MH370 war nach meiner Meinung im kontrollierten Flug, vermutlich bis zum Ende."

Nach Austrian Wings Recherchen widersprechen allerdings Piloten und Techniker der Aussage, dass Transponder und ACARS grundsätzlich nicht abschaltbar sein sollten. Jeder elektrische Verbraucher müsse deaktiviert werden können, etwa um die Ausbreitung eines Kabelbrandes zu verhindern.

Zweifel äußerte Clark auch an der Theorie, dass die Maschine Richtung Süden geflogen sei: "Wenn das überhaupt der Fall war! Ich meine, dass jedes Detail und alle sogenannten Fakten dieses Falls in Frage gestellt und transparent untersucht werden müssen. Das ist bisher nicht einmal annähernd geschehen. Es gibt viele Informationen, mit denen wir viel direkter und ehrlicher umgehen müssen. Jede Sekunde dieses Flugs muss analysiert werden. Bis zu seinem angenommenen Ende im Indischen Ozean. Für das man im Übrigen ja bislang keine Spur finden konnte, nicht einmal ein Sitzkissen."

Er werde deshalb weiter "unangenehme Fragen stellen, auch wenn andere das Thema lieber unter den Teppich kehren würden. Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Passagieren und Besatzungsmitgliedern von Flug MH370: Dieses Rätsel muss gelöst werden".

(red / Titelbild: Die seit über einem halben Jahr verschollene Boeing 777 der Malaysia Airlines - Foto: Ercan Karakas via Wiki Commons)