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DLR stellt Low Cost Monitor 2/2014 vor

Das Geschäft mit den günstigen Flugtickets gewinnt weiter an Fahrt. Im Sommer 2014 haben die Fluggesellschaften im Niedrigpreissegment 722 Strecken in und ab Deutschland bedient: Ein Plus von rund 10 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Allerdings bleibt der Marktanteil im Vergleich zum traditionellen Flugbetrieb mit 32 Prozent weitgehend stabil. Germanwings und der einst schon abgeschriebene Flughafen Tegel dominieren die Entwicklung weiterhin mit deutlichen Steigerungen. Die Berliner Flughäfen verzeichnen insgesamt sogar die meisten Günstigflieger-Passagiere. Europaweit kann Ryanair seine Marktführerschaft trotz stagnierender Werte behaupten. Aktuelle Ergebnisse zur Entwicklung der Günstigflieger enthält der nun erschienene “Low Cost Monitor 2/2014″ (LCM) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Der Bericht wird seit 2006 jeweils im Frühling und Herbst veröffentlicht.

Neue Strecken nach Algerien

“64 Verbindungen mehr als im Vorjahr boten die 22 verzeichneten Airlines mit Low Cost Angeboten ab Deutschland an”, sagt Studienleiter Dr. Peter Berster vom DLR-Institut für Flughafenwesen und Luftverkehr. Spitzenreiter der deutschen Low Cost-Flugziele ist weiter Italien mit 119 Verbindungen, dicht gefolgt von Spanien mit 115 Verbindungen. “Italien verzeichnete einen Zuwachs von drei, Spanien sogar von sechs Prozent bei den Strecken”, so Berster. Algerien ist als neues Flugziel zum Angebot hinzugekommen.

Germanwings dicht hinter AirBerlin

Während AirBerlin Angebote zurückfährt, wächst Germanwings kräftig:”Deutlich ins Gewicht fällt die fortschreitende Neustrukturierung”, erläutert Berster. “Die Lufthansatochter bot in diesem Sommer 63 Prozent mehr Flüge an.” Mit insgesamt 2.000 Starts pro Woche nähert sich die Airline, die zahlreiche innerdeutsche und europäische Verbindungen der Lufthansa übernommen hat, immer weiter dem Umfang des Low Cost Segments von AirBerlin (2.200 Starts) an. Die Berliner Fluggesellschaft kann aber trotz des schrumpfenden Angebots ihren Spitzenplatz mit 43 Prozent aller Günstigflüge behaupten. Insgesamt vereinen die sieben größten Anbieter von Flügen im Low Cost Segment (AirBerlin, Germanwings, Ryanair, Easyjet, Vueling, Wizz und Norwegian) in diesem Sommer 93 Prozent des deutschen LC-Marktes auf sich. Je nach Carrier lagen die über alle Strecken und Buchungszeiten ermittelten Durchschnittspreise zwischen 70 und 140 Euro brutto und damit spürbar höher als im Vorjahr (50 bis 130 Euro).

8,6 Millionen Low Cost-Passagiere in Berlin

Im ersten Halbjahr 2014 nutzten auf den 26 internationalen und regionalen Verkehrsflughäfen in Deutschland knapp 31 Millionen Passagiere Fluggesellschaften auf den Low Cost Strecken, was einem Anteil von 32 Prozent bei insgesamt 96 Millionen Fluggästen entspricht. “Am Flughafen Berlin-Tegel gab es erneut ein deutliches Plus von 30 Prozent bei den Flügen”, sagt Berster. “Grund ist vor allem die Umstrukturierung von Lufthansa und Germanwings.” Mit 985 Flügen pro Woche weist Berlin-Tegel das größte Angebot im Low Cost-Verkehr auf. Zusammen hatten Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld mit fast 8,6 Millionen Passagieren in diesem Sektor das höchste Aufkommen aller Flughäfen in Deutschland.

Auch die Flughäfen Hamburg und Köln/Bonn konnten ihr Passagieraufkommen steigern, beispielsweise durch den Ausbau der Angebote von Easyjet und Norwegian. Im Gegensatz dazu gab es starke Rückgänge auf abgelegenen Flughäfen wie Weeze oder Hahn aufgrund von Reduzierungen bei Ryanair. Wegen seiner ausgeprägten Drehkreuzfunktion im klassischen Linienverkehr spielt der verkehrsreichste Flughafen Deutschlands, Frankfurt, weiterhin nur eine untergeordnete Rolle im Bereich Low Cost.

Europaweit Ryanair vor Easyjet

Großbritannien bleibt das Land in Europa, wo mit mehr als 10.000 Starts pro Woche das größte Billigflugangebot zu finden ist. Auf den weiteren Plätzen folgen Spanien, Italien und Deutschland. Ryanair behält weiter seine Spitzenposition trotz stagnierender Werte: Mehr als 2.700 Strecken nennt die irische Airline ihr Eigen und schafft es dabei auf rund 12.000 Flüge pro Woche. Um zwei Prozentpunkte sinkt der Marktanteil im Vergleich zum Vorjahr auf 23 Prozent. Der Konkurent Easyjet schafft es dahinter auf 20 Prozent. Direkten Wettbewerb unter den Low Cost Airlines gibt es kaum. Nur elf Prozent aller Verbindungen werden durch mehrere Gesellschaften bedient. Europaweit kommt der Flughafen Barcelona auf die meisten Billigflüge (1.804 Starts). „Das starke Angebot von Vueling und Ryanair macht sich dort bemerkbar“, so Berster. Berlin-Tegel landet im europäischen Vergleich auf Platz sieben.

Low Cost und traditioneller Linienflugbetrieb

Die Airlines gestalten ihr Low Cost Angebot oft sehr unterschiedlich. Dadurch lassen sich nur wenige eindeutige Abgrenzungskriterien für das Marktsegment Low Cost definieren: beispielsweise ein niedriger Preis und seine generelle Verfügbarkeit oder ein Direktvertrieb über das Internet. Die Geschäftsmodelle einiger Low Cost Gesellschaften verschmelzen zudem mit denen traditioneller Airlines und erschweren die Zuordnung. Dies trifft besonders auf die Fluggesellschaft AirBerlin zu, die als Hybridcarrier neben dem Low Cost Segment auch traditionellen Linien- und Charterverkehr durchführt sowie Mitglied der Luftfahrtallianz Oneworld ist. Das Low Cost Segment der Berliner Fluggesellschaft ist weiter klar erkennbar und somit im Low Cost Monitor berücksichtigt.

Zunehmend wird die Tendenz sich vermischender Geschäftsmodelle bei den Airlines sichtbar. Die vom DLR im Low Cost Monitor betrachteten Fluggesellschaften zeichnen sich durch eine hohe Anzahl von Angeboten im Niedrigpreissegment des Gesamtmarktes aus. Ein Beispiel ist die Germanwings, die innerdeutsche und europäische Flüge außer von und zu den Drehkreuzflughäfen in Frankfurt und München von der Lufthansa übernommen hat. Sie bietet ein ausgedehntes Low Cost-Angebot, daneben aber auch in geringerem Umfang Leistungen für Premiumkunden. Die genannten Ergebnisse der Studie basieren auf Daten einer Referenzwoche im Juli 2014.

(red / DLR / Titelbild: Symbolbild Billigflieger - Foto: Andy Herzog)