Ob auf die Kanaren, ans Mittel- oder Rote Meer bis hin zum Sultanat Oman: Die insgesamt 110 Ziele von Sun Express orientieren sich an klassischen Feriendestinationen für Urlauber aus dem mitteleuropäischen Raum. In Österreich starten die Jets von Wien, Salzburg, Linz und Graz. "Nach Anatalya und Izmir sind wir in Österreich Marktführer. Und wir wollen, dass das so bleibt!" bekräftigt Benjamin Weidmann, Leiter der SunExpress-Strategieabteilung.
Ursprünglich als Joint Venture von der Deutschen Lufthansa AG und Turkish Airlines begonnen, übertrug der "Kranich" 1995 seinen 50prozentigen Sun Express-Anteil an Condor, erlangte diese jedoch im Februar 2007 im Rahmen eines Aktientauschs bei der Übernahme der Condor durch die Thomas Cook Group wieder zurück. Derzeit verfügt Sun Express vornehmlich über Flugzeuge vom Typ Boeing 737-800, von denen wiederum ein beträchtlicher Teil für Turkish Airlines betrieben wird.
Nach attraktivem Boeing-Angebot: SunExpress kauft 50 Jets
Erstmals in der Unternehmensgeschichte konnte SunExpress im zurückliegenden Geschäftsjahr ein Umsatzvolumen von über 1 Milliarde Euro erzielen - ein Plus von 135 Millionen im Vergleich mit dem Jahr davor. "An diese Größenordnung hätten wir vor einigen Jahren noch nicht einmal zu denken gewagt", freut sich SunExpress-Geschäftsführer Paul Schwaiger. Auch 85 % Sitzplatzauslastung empfindet die Airline, die sich vor allem im saisonalen Fluggeschäft betätigt, als sehr zufriedenstellendes Ergebnis. Und das ist auch wichtig, betont der SunExpress Deutschland-CEO - immerhin hat der Carrier 50 Flugzeuge vom Typ Boeing 737-800NG sowie B737-8 MAX bestellt. Die Auslieferung ist bis 2021 geplant. "Wir haben gerechnet: leasen versus kaufen. Und wir haben uns für 'kaufen' entschieden, zumal uns Boeing nach heftigen Verhandlungen ein sehr gutes Angebot gemacht hat", verrät Schwaiger. Der Flugzeug-Listenpreis beträgt um die 3,5 Milliarden Dollar, bei dem "die eine oder andere Ermäßigung" drin war, so der deutsche Airline-Boss. Finanzierungsverhandlungen befänden sich aktuell in der finalen Phase.
Als grundsätzliche Erfolgsfaktoren sieht man bei der Airline vor allem die "enge Partnerschaft mit über 70 Reiseveranstaltern quer durch Europa", gepaart mit "gezielten Investitionen in neue Vertriebskanäle", wie Schwaiger vor Journalisten ausführte. Etwa 60 Prozent der Umsätze werden über Reiseveranstalter erzielt.
Erfolgreich ausgebaut wurde auch das Wet-Lease-Geschäft in der Türkei, wo die Gesellschaft seit 2012 die operationelle Verantwortung für den Low-Coster AnadoluJet, eine Tochter von Turkish Airlines, innehat.
Neue Maschinen, neues Entertainment-Konzept
Engagiert geht der Carrier in das aktuelle Geschäftsjahr. Zunächst soll die Flotte um fünf neue Boeing-Maschinen anwachsen. Dazu kommt ein umgestaltetes Kabinen-Interieur mit neuen Weber-Sitzen und einer anderen Farbgebung. Per März wird außerdem das neue Inflight Entertainment eingeführt, welches die Passagiere über ihre eigenen Geräte wie Smartphones oder Tablet-Computer nutzen können. Dieses digitale Angebot soll bis Juni auf der gesamten Flotte in Betrieb sein, verspricht SunExpress. "Man wird neben gebührenpflichtigen Unterhaltungsangeboten sich auch in Homeshopping-Kataloge einwählen können, oder touristische Angebote kaufen", beschreibt Strategieplaner Weidmann.
Mehrstufiges Tarifmodell bringt mehr Passagierzufriedenheit
Für ihre Personal-Sommerverträge, teils auch Ganzjahresverträge, arbeitet SunExpress mit Arbeitnehmerüberlassung. "Damit haben wir hervorragende Erfahrungen gemacht", sagt Geschäftsführer Schwaiger, und betont: "Der Wettbewerb in unserem Segment ist hart!" So hat die Airline auch ein "Baustein-Produkt" ins Leben gerufen, mit welchem der Passagier bei einem dreistufigen Tarifmodell selbst entscheidet, welche Leistungen er hinzubucht. "Man kann alles bestellen, das kostet ein paar Euro mehr, aber die Beschwerdequoten sinken, die Kunden sind zufriedener", resümiert Schwaiger die ersten Erfahrungen mit dem neuen Modell.
Neu: Airbus für Langstrecke
Hoch, oder besser gesagt, weit hinaus soll es schließlich im November 2015 gehen, wenn erstmals Long Haul Destinationen aufgenommen werden. Muttergesellschaft Lufthansa hat hierfür die operative Verantwortung für ihr "Eurowings"-Langstreckenprodukt im Zuge eines 7-Jahres-Vertrags an SunExpress ausgelagert. Als erste Stufe hierzu werden zwei Airbus A330-200 (310 Sitze) in Köln/Bonn stationiert, bis Sommer 2017 soll die Flotte schließlich sieben Maschinen dieses Musters zählen. Eine AOC-Erweiterung soll jedenfalls pünktlich zur Aufnahme dieses Flugbetriebs vorliegen, um die 200 zusätzlichen Mitarbeiter werden für den Flugbetrieb der ersten beiden Maschinen benötigt. Und apropos Flugbetrieb: "Das wird natürlich auch interessant, da wir mit Airbus-Maschinen bis dato überhaupt keine Erfahrungen haben", sieht CEO Schwaiger den Langstreckenverbindungen erwartungsvoll entgegen. Die Langstrecken-Maschinen kommen von GECAS, werden von Lufthansa beschafft und durch SunExpress im Wetlease betrieben (Eurowings operated by SunExpress).
(red Aig / Titelbild: SunExpress Presseveranstaltung am 19. 2. 2015 in Frankfurt/Main - Foto: Austrian Wings Media Crew)