Der Vergleich mit 2013 relativiert sich allerdings durch Einmaleffekte, welche Rückstellungen für die Sonderabfertigungen im Zuge des neuen Bord-Kollektivvertrags geschuldet waren. Dahingehend bereinigt, läge man über dem Vorjahreswert, betont die AUA. Airline-CEO Jaan Albrecht ortet daher einen "guten Kurs" für die rot-weiß-rote Lufthansa-Tochter. CFO Heinz Lachinger räumt jedoch ein, dass die schwarzen Zahlen "schwer verdient" waren, sieht "das Glas jedoch halb voll, nicht halb leer".
Bei den operativen Aufwendungen sparte die AUA 2014 etwas weniger als ein Prozent ein, gleichzeitig sanken allerdings auch die operativen Erlöse um 1,5 Prozent. Dies sei vor allem auf einen gesunkenen Durchschnittsertrag sowie einem geringeren Flugangebot infolge der Krisen in der Ukraine, Russland und dem Nahen Osten zurückzuführen, so AUA-Chef Albrecht.
"Neverending story" Betriebsübergang und KV-neu nun abgeschlossen
Als innerbetrieblicher Krisenherd hatte sich streckenweise auch der Streit um den Betriebsübergang zum Tyrolean-Kollektivvertrag erwiesen, welcher schlussendlich als rechtlich unzulässig eingestuft wurde. Per Oktober 2014 konnte schließlich ein neuer Konzern-Kollektivvertrag unter Dach und Fach gebracht werden. "Operated by Tyrolean" gehört damit ab 31. 3. 2015 der Vergangenheit an, das fliegende Personal wechselt zurück zur AUA. Im Zuge dieser Verhandlungen wurden manchen Mitarbeitern Abfertigungszahlungen zuerkannt sowie damit verbundener Rechtsfrieden vereinbart. In Folge wurden anhängige Klagen der Gewerkschaft und des Betriebsrats Bord zurückgezogen. Während Jaan Albrecht im neuen Kollektivvertrag einen "wichtigen Meilenstein in der Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens erreicht" sieht, werten zahlreiche betroffene Mitarbeiter die nun erzielte Lösung als eine im letzten Moment erzielte Lösung, als der AUA-CEO nach dem rechtlich unzulässigen Betriebsübergang bereits mit dem Rücken zur Wand gestanden sei.
Passagierzahlen durchwegs stabil
Auf die Passagierzahlen scheint das alles kaum Auswirkungen gehabt zu haben; die Entwicklung blieb in 2014 weitgehend stabil, wenn auch mit einem kleinen Minus: Im operativen Geschäft hat Austrian Airlines mit einer Passagierzahl von knapp 11,2 Millionen um ein Prozent weniger Passagiere befördert als 2013, während das Angebot um 3,6 Prozent erhöht wurde. Die Auslastung (Passagierladefaktor) lag mit 78,9 Prozent 0,3 Prozentpunkte über dem Vorjahr. Insgesamt absolvierten die 75 eingesetzte Maschinen 126.953 Flüge und erzielten dabei eine Abflugspünktlichkeit von 89,9 Prozent. "Damit ist die AUA die drittpünktlichste Airline der Welt", ist man im Airline-Vorstand stolz. "Wir sind eine Qualitätsairline", unterstreicht CEO Albrecht. "Und das zeigt auch die Kundenzufriedenheit mit dem Austrian-Produkt."
2015 setzt Austrian Airlines weiter auf den Ausbau der Langstrecke und "Warmwasser-Destinationen". Ab 16. Oktober 2015 wird fünf Mal pro Woche Miami angeflogen – das sechste Nordamerika-Ziel für die Fluglinie. Auch ein Direktflug nach Mauritius wird ab 29. Oktober 2015 in den Flugplan aufgenommen, wodurch sich Austrian "einen deutlichen Zuwachs an Passagieren" erwartet. Reduziert werden hingegen Ziele in der Ukraine, Russland und auch die Destination Linz.
"Neu"-Zugänge: Turboprops und 17 Embraer-Jets
Zur Flotte hinzustoßen vier Bombardier Dash 8-Q400 Turboprops. Von diesen werden bereits seit dem 1. November 2014 zwei Flugzeuge im Wet Lease für SWISS für Regionalverbindungen eingesetzt. Auch hier hofft die AUA auf mehr Zusatzgeschäft. Jaan Albrecht: "Wir haben uns als Operating Carrier innerhalb der Lufthansa Gruppe einen guten Namen gemacht. Wir fliegen für die SWISS, für Lufthansa und für Brussels Airlines. Ab Winter 2015 auch für Eurowings. Das gibt uns die Möglichkeit, neben dem Kerngeschäft unsere Kompetenz auszubauen." Die in die Jahre gekommenen 21 Fokker-Maschinen werden sukzessive durch insgesamt 17 Embraer 195-Jets ersetzt.
"Diese Entscheidung ist überfällig gewesen", kommentiert Albrecht den Entschluss des Lufthansa-Mutterkonzerns. Den Vorteil gegenüber der C-Series-Variante sieht der AUA-Vorstand in der rascheren Verfügbarkeit der Maschinen bedingt durch die konzernintern durchführbare Umflottung. CFO Lachinger: "Wir müssen diese Flugzeuge natürlich finanzieren, das stimmen wir derzeit innerhalb des Konzerns ab." Das Spektrum reicht von Kauf über verschiedene Leasingvarianten. "Das ist die Spielwiese, auf der wir derzeit in Gesprächen stehen", hält sich der Vorstand jedoch noch hinsichtlich konkreter Finanzierungspläne bedeckt. Die Zukunft der auszuflottenden Fokker-Maschinen und mögliche Verkaufserlöse sind noch nicht beschlossen. "Aber es gibt Nischenmärkte, für die solche Fokker-Flugzeuge interessant sind", meint Lachinger.
Albrecht: "Zweite Halbzeit würde mich freuen!"
Der Personalstand der Austrian Airlines Group - deren Gehälter sind die niedrigsten innerhalb des Lufthansakonzerns - lag zum Stichtag 31. Dezember 2014 bei 6.067 Mitarbeitern (2013: 6.208 Mitarbeiter). 2015 soll wieder leicht Personal aufgebaut werden. Rund 100 Piloten, Flugbegleiter und Stationsmitarbeiter werden gesucht. Der Personalbedarf entsteht durch die neue Destination Miami und die Bereederung der Eurowings. "Wir sehen mit Vertrauen in die Zukunft, holen vorsichtig und gezielt Mitarbeiter dazu", so Albrecht. Der Vertrag des AUA-CEO läuft Ende 2015 aus - er selbst vergleicht seine Arbeit mit einem Fußballspiel: "Wir sind jetzt nach der ersten Halbzeit in der Kabine. Ich würde mich über eine zweite Halbzeit sehr freuen. Wir werden sehen!"
(red Aig / FZ / HP / Titelbild: AUA-CEO Jaan Albrecht und CFO Heinz Lachinger - Alle Fotos: Austrian Wings Media Crew)