- Das deutsche Umweltbundesamt hat im März 2011 eine Stellungnahme veröffentlicht, in der Behauptungen über „Chemtrails“ als unglaubwürdig eingestuft wurden
- Greenpeace Magazin 5, 2004 bezeichnet „Chemtrails“ als Verschwörungstheorie
- 2007 stellten österreichische Nationalratsabgeordnete (FPÖ) eine parlamentarische Anfrage an den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Pröll (ÖVP); Antwort: Das Thema ist dem Landwirtschaftsministerium seit längerem bekannt, nach ausführlicher Recherche gibt es keinerlei Hinweise auf Ausbringung derartiger Stoffe über Österreich
- Ein in Fachgremien tätiger Linienpilot: "Also ich hab davon noch nie etwas gehört. In den offiziell mit Wetterfragen tätigen Organisationen (WMO, ICAO) ist mir so etwas noch nie untergekommen, (...) Natürliche Quellen von atmosphärischen Verunreinigungen gibt es ausreichend. Sogar größere Waldbrände führen immer wieder zu Rauch- und Aschewolken, die sich bis zur Tropopause ausdehnen können und dann mit den Jetstreams um den halben Globus vertragen werden können. SO2-Emissionen von Vulkanen breiten sich ebenso weitläufig aus. Seit Ende August gibt der isländische Vulkan Bardarbunga täglich durchschnittlich 35 000 Tonnen SO2 in die Atmosphäre ab. Das lässt sich von Satelliten gut feststellen, wo und wie das herumdriftet."
- Ein weiterer österreichischer Linienpilot: "Aus eigener Beobachtung könnte ich als relativ neutrale Antwort anbieten, dass ich noch an keinem von mir betriebenen oder beim Fotografieren aus der Nähe betrachteten Flugzeug passende Vorrichtungen zur Verteilung von Aerosolen gefunden habe. Da Spraying Rigs zur effektiven Ausbringung auf Agrarflugzeugen in ihrer Komplexität doch deutlich über ein „Röhrl“ hinausgehen, wären entsprechende Vorrichtungen sicher schon irgendwelchen Piloten aufgefallen."
- Ein anderer österreichischer Linienpilot mit technisch/akademischem Hintergrund: "Zum Technischen: Titan ist sauteuer! Es ist ein Problem, dieses Metall zu lagern. Will nicht heißen, dass es korrosiv ist, siehe Medizin, aber der technische Aufwand wäre sogar für die NATO zu hoch. Die Mengen die nötig wären, um irgendwas zu erreichen, würden alles übersteigen, was technisch möglich wäre aber vor allem wirtschaftlich vertretbar ist. Es gibt da viel einfachere Dinge, wenn man das wirklich möchte, leider."
- Dr. Pümpel, Austrocontrol, Chair, Expert Team on Aviation, Science and Climate, World Meteorological Organization, Member, Implementation and Science Group, Comittee on Aviation Environmental Protection, ICAO: "Die berühmten Chemtrails zählen inzwischen zu den Klassikern der Verschwörungs-Theorie und sind bei aller Mühe durch seriöse Wissenschaftler kaum mehr auszurotten, (...) Ganz unschuldig sind die Wissenschaftler aber leider nicht. Im Rahmen der Klima-Debatte wurde vom Nobelpreisträger Paul Crutzen einmal die Idee aufgeworfen, den Flugzeugtreibstoffen Schwefel nicht zu entziehen, sondern eher noch dazuzugeben. Schwefel hätte seiner Ansicht nach einen kühlenden Effekt auf die hohe Atmosphäre. Was dabei aber außen vor bleibt ist die Frage, ob es dadurch nicht zu einer Schädigung der Ozonschicht kommen könnte, das hinge von der vertikalen Struktur der Atmosphäre ab und kann vermutlich nicht ganz ausgeschlossen werden. Aufgrund dieser Bedenken hat die Scientific Community den Crutzen-Gedanken nicht weiter verfolgt, und meines Wissens nach ist diese Debatte in seriösen Kreisen seither nicht mehr aufgetaucht. Sehr wohl aber diskutieren wir die Rolle von persistent Contrails, die sich in sehr feuchten Schichten der oberen Troposhäre über viele Stunden halten können und in vielen Fällen sich zu einem dichten Zirrus-Schirm verdichten. Es ist nachweisbar, dass solche Zirren und Contrails während ihrer Existenz ein Vielfaches des „radiative Forcing“ des gleichzeitig ausgestoßenen CO2 haben, die über längere Zeit integrierte Wirkung ist aber noch nicht sicher bestimmt. Ich bin gerade dabei, mit Kollegen der DLR in Oberpfaffenhofen sowie der öst. Akademie der Wissenschaften ein Projekt anzugehen, das die Folgen dieser langlebigen Contrails und Zirren auf die Kryosphäre haben ( bei uns also die Abschmelzung der Gletscher), da die Wirkung besonders in der Nacht zu einem Andauern der Schmelze führen dürfte. Durch einen solchen Effekt wäre aber eine zeitlich integrierte Wirkung der Contrails vergleichbar mit der des CO2 gegeben, und wir wollen versuchen, diese zu quantifizieren, um hier endlich tragfähige Daten zu bekommen. Mit Chemtrails hat das aber ganz bestimmt nichts zu tun, und diese Verschwörungstheorie können wir getrost als Unsinn behandeln."
Die ACA bekennt sich neben der Flugsicherheit auch klar zum Schutz der Umwelt. Wir fördern vernünftige Ansätze zur Reduktion von Lärm und Emissionen, als Pilotenverband distanzieren wir uns aber von Verschwörungstheorien, schließt Kapitän Beer seine Ausführungen zum Thema.
Text: Peter Beer, Flugkapitän und Präsident der ACA
Titelbild: Kondensstreifen von Verkehrsflugzeugen am Himmel: Es gibt keinerlei Indizien oder wissenschaftlich belastbare Beweise dafür, dass es sich dabei auch um Chemtrails handeln könnte - Foto: Austrian Wings Media Crew
Hinweis: „Punktlandungen” sind Kommentare einzelner Autoren, die nicht zwingend die Meinung der Austrian Wings-Redaktion wiedergeben.