Bei der Austro Control habe man für die FluglotsInnen seit 1997 einen zeitgemäßen Kollektivvertrag mit einem beitragsorientierten Pensionssystem. "Die FluglotsInnen und die österreichische Sozialpartnerschaft haben es nicht notwendig, sich in dieser Weise von Marinescu ausrichten zu lassen, wie Sozialpartnerschaft zu funktionieren hat. Seine Ausführungen kommen der Pauschalbeleidigung eines gut ausgebildeten und qualifizierten Berufstands gleich", ist Liebhart empört.
"Der EU-Parlamentarier verwechselt Äpfel mit Birnen, wenn er den Vergleich zwischen dem europäischen und dem amerikanischen Luftraumüberwachungssystem und seiner Finanzierung zieht", so der Betriebsrat weiter. "Die Luftraumüberwachung obliegt in den USA trotz eines stark kapitalistischen Umfelds einer staatlichen Behörde. Diese wird durch alle Steuerzahler in den USA finanziert, unabhängig davon, ob die einzelne Person tatsächlich fliegt oder nicht. In Europa finanzieren ausschließlich jene, die das System in Anspruch nehmen - Airlines wie die Lufthansa, die gut eine Milliarde Euro im
Jahr verdient. Und dennoch oder gerade deswegen ist das europäische System billiger als jenes der USA", stellt vida-Gewerkschafter Liebhart fest: "Marinescu handelt in Unkenntnis oder hält bewusst Fakten zurück. Es geht ihm offensichtlich nur um die Kosten der Unternehmen und nicht um die Kosten für die Bürger und Steuerzahler."
"Die zwischenzeitlich in der EU eingeführten Luftraumblöcke erfüllten ihren Zweck. Österreich befindet sich in einem Block mit seinen Nachbarländern. Noch mehr direkte Flüge im europäischen Luftraum sind aus Gründen der Sicherheit nicht zu empfehlen", hält Liebhart Marinescu entgegen. Das Argument, dass Flugzeuge wegen 28 nationaler Kontrollsysteme in der EU unnötige Verzögerungen im Luftraum auf sich nehmen müssten, lässt Liebhart nicht gelten. "Die durchschnittliche Abweichung von der kürzest möglichen Route beträgt nicht einmal 30 Kilometer bzw. rund 2 Prozent. Für ein Flugzeug ist das eine kaum nennenswerte Distanz, die weder aus ökonomischer noch aus ökologischer Sicht von Bedeutung ist", stellt Liebhart fest.
"Marinescu dürfte es hier an praktischer Erfahrung mangeln. Er wäre gut beraten, mehr mit FluglotsInnen zu reden, und sich nicht ausschließlich von Industrielobbyisten beraten zu lassen."
"Liberalisierungs- und Privatisierungsmaßnahmen aus Brüssel, die Arbeitsplätze gefährden und Lohndumping fördern, lehnen wir ab", kritisiert Liebhart: "Dagegen können wir unseren Widerstand jederzeit wieder verstärken. Die gute Ausbildung sowie Qualität des Personals und somit auch die Sicherheit der Passagiere und des Airline-Personals müssen beim Air-Traffic-Management abseits des Schielens auf größere Kapazitäten und Kosten ohne Wenn und Aber an
erster Stelle bleiben", fordert der vida-Gewerkschafter.
"Wir wollen in der europäischen Flugsicherung keine Situation analog den Airlines, wo schon europäische FlugbegleiterInnen mit Dumpinglöhnen aus dem arabischen Raum konkurrieren müssen. Wertvolle Arbeitsplätze in der europäischen Wirtschaft müssen samt Wertschöpfung in Europa bzw. Österreich erhalten bleiben. Das müssen die EU-Kommission und vor allem auch Marinescu endlich ernst nehmen", bekräftigt Liebhart.
(red / Gewerkschaft vida via APA-OTS / Titelbild: Symbolbild Flugsicherung - Foto: Markus Dobrozemsky)