Szenenwechsel. Sie wurde im vergangenen Jahren von SKYTRAX zur "Best Airline Europe", "Best Premium Economy", "Best Business Class Catering" und "Best Business Class Lounge Dining" Airline gewählt. Ihr Expansionshunger (+ 23,6%*) lässt selbst die großen arabischen Airlines wie Emirates (+13,1%*) und Etihad (+11,8%*) alt aussehen und stellt alles bisherige in den Schatten. Die Rede ist von Turkish Airlines und wenn man Temel Kotil (CEO) glauben schenken darf, so möchte die Airline vom Bosporus bis zum Jahr 2023 zur größten Fluggesellschaft der Welt aufsteigen. (* Verkehrszahlen 2013)
Ende Februar erhielt ich auf Einladung von Turkish Airlines und der Aqaba Special Economic Zone Authority die Möglichkeit, das Land meiner Träume neuerlich zu bereisen. Eine Chance, die ich mir nicht entgehen ließ um meine alte Liebe wiederzusehen.
Wer sich mit dem Thema der zivilen Luftfahrt befasst, dem ist die Marke Turkish Airlines und deren Wandlung zu einer der bekanntesten Fluglinien der Welt ein Begriff. Das Star Alliance Mitglied sorgt nicht nur durch ihre Auszeichnungen für eine regelmäßige Medienpräsenz, sondern auch durch ihren ungestillten Expansionshunger. Aktuell bedient die Fluglinie ein weltweites Streckennetz aus 265 Destinationen mit 239 Flugzeugen und monatlich werden es mehr. Mein letzter Flug mit Turkish Airlines lag bereits mehr als 20 Jahre zurück , um so mehr war ich nun auf das viel gerühmte Service auf meinen Flug nach Istanbul gespannt.
Meine Reise in das haschemitische Königreich Jordanien begann mit einer angenehmen Überraschung. Der Flug TK 1888 (Boeing 737-800) von Wien nach Istanbul und weiter mit TK 813 (A321) nach Aqaba, wurde mir durch ein Upgrading in die Business Class versüßt. Nach dem raschen Check-In am Business Class Schalter am Flughafen Wien und einem kurzem Besuch der Jet-Lounge, begann auch schon das Boarding auf unserer Boeing 737-800NG. Die Fluglinie betreibt derzeit eine Flotte aus mehr als 100 Stück Boeing 737 Next Generation Flugzeugen und hat im vergangenen Sommer beim amerikanischen Hersteller in Seattle weitere 65 Stück 737 MAX8 bestellt.
Service & Qualität als Erfolgsrezept
Eine Frage: Worin unterscheiden sich heutzutage noch Fluglinien und deren Produkte voneinander? Die eingesetzten Flugzeugtypen sind zumeist die gleichen und die Sitze der jeweiligen Klassen ebenso. Während die meisten Fluglinien auf einen zweistündigen Flug dieser Art ihren Passagieren nur noch die Frage "Süß oder Salzig" (Schokoriegel oder Nüsse) stellen, bietet Turkish Airlines sowohl in der Business, als auch in der Economy Class ein kostenloses warmes Essen an. Dem nicht genug bereitet ein "fliegender Koch" die Speisen für die Gäste der Business Class individuell her. Ein Service, das auf einem zweistündigen Europaflug seinesgleichen sucht. Wie bei jedem Flug ist die Qualität des angebotenen Produktes natürlich auch wesentlich von der Motivation des fliegenden Personals abhängig. Und während der zweistündige Flug völlig unspektakulär verlief, wurde von der offensichtlich höchst motivierten Crew beim Catering alles aufgeboten, was sich ein Passagier nur wünschen kann. Nicht umsonst spricht der DO & CO Gründer Attila Dogudan , der seit dem Jahr 2006 das Joint Venture DO & CO Turkish betreibt, von einem "Gourmet Entertainment" an Bord der Turkish Airlines Flugzeuge.
Gäste der Business Class konnten auf unserem Flug zwischen drei verschiedenen Gerichten wählen. Das Speisenservice wurde vom fliegenden Koch in mehreren Durchgängen serviert. Nachdem die Getränke und Menüwünsche aufgenommen wurden, bekam jeder Passagier seine Vorspeise serviert und in einem zweiten Serviervorgang seine gewünschte Hauptspeise angerichtet. Obwohl ich grundlegend pessimistisch gegenüber dem Einsatz eines fliegenden Koches war, muss ich zugeben, dass gerade dieses individuelle Service den größten Eindruck auf mich hinterlassen hat. Nicht weniger umfangreich ist das Service der Economy Class Passagiere, die ebenfalls zwischen zwei schmackhaften DO & CO Menüs auswählen dürfen und denen eine umfassende Auswahl an kostenlosen Getränken dazu angeboten wird.
"Service is our Sucess" ist zwar ein alter Lauda Air Slogan, trifft aber an Bord der Turkish Airlines genau den Punkt. Vielleicht sollte man sich einmal bei manch österreichischer Fluglinie, auf diese Werte zurückbesinnen? Ein weiteres und gerne genutztes Service der Turkish Airlines war das kostenlose Zeitschriftenangebot! Während Austrian derzeit die Abschaffung des kostenlosen Zeitungsservice an Bord ihrer Flugzeuge, als Service für den Kunden zu verkaufen versucht, ist es schön mit anzusehen, dass andere Airlines aus dem gleichen Luftfahrtverbund dieses Service weiterhin anbieten.
Die Passagierzahlen am Flughafen Wien (zuletzt 496.703 Passagiere) und Salzburg (mehr als 100.000 seit der Betriebsaufnahme im Mai 2013), geben Turkish Airlines in ihren Bemühungen um Service & Qualität und damit verbunden der Kundenbindung, jedenfalls recht.
Destination Aqaba
Aqaba ist mit seinen knapp 80.000 Einwohnern nicht nur das touristische, sondern auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Mit dem einzigen Seehafen des 6,4 Millionen Einwohner zählenden Landes werden Waren und Exportprodukte, wie etwa Phosphor, in die ganze Welt verschifft. Der 8 km nördlich von Aqaba gelegene King Hussein International Airport (KHIA) ist das Aushängeschild der Region. Konnten im Jahr 2010 noch 220.736 Passagiere willkommen geheißen werden, musste seit dem Ausbruch des arabischen Frühlings ein starker Passagierrückgang verzeichnet werden. Zuletzt konnten nur noch 160.836 (2013) Passagiere auf den auf eine Kapazität von bis zu einer Millionen Passagiere ausgelegten King Hussein Airport verzeichnet werden. Obwohl Jordanien immer schon als sicheres Tourismusziel galt, reagieren die Tourismusströme leider sehr sensibel auf die politischen Entwicklungen der Nachbarländer, was zu einem starken Rückgang der Besucherzahlen in der Region führte.
Die Aqaba Special Economic Zone, die regionale Regierung der Freihandelszone Aqaba, bemüht sich deshalb derzeit intensiv um die Ankurbelung des Tourismusgeschäftes mit zahlreichen Imagekampagnen. Erster Erfolg dieser Bemühungen war im Frühling 2013 die Aufnahme des dreimal wöchentlich durchgeführten Turkish-Airlines-Direktfluges nach Istanbul. Konnte man bisher nur via Amman oder auf mit einem Charterflug direkt nach Aqaba anreisen, bietet Turkish Airlines mit seinem internationalen Netzwerk aus 265 Destinationen (via Istanbul) ein umfangreiches Angebot. Bereits im ersten Jahr nach Aufnahme der Flüge (April-Dezember 2013) konnten 15.414 Passagiere auf der Aqaba Strecke gezählt werden. Im darauf folgenden Jahr hat sich diese Zahl der beförderten Passagiere auf knapp 20.000 erhöht, was bereits mehr als ein Drittel des bisherigen Passagieraufkommens des Platzhirschen Royal Jordanien Airlines ausmacht.
Ein weiteres positives Zeichen für die Erfolge der Regionalregierung sind die zahlreichen baulichen Aktivitäten in und um Aqaba. Internationale Investoren wie etwa die Jumeirah Group aus den Vereinten Arabischen Emiraten, verwirklichen derzeit zahlreiche Megaprojekte. So plant die Jumeirah Group auf einem 1,5km langen Küstenstreifen drei Jumeirah 5* Hotels, einen Wild Wadi Wasserpark und eine künstliche geschaffene Lagune. Als Teil des Saraya Aqaba Projekts werden Souks, Restaurants und Unterhaltungseinrichtungen errichtet, die vermutlich in wenigen Jahren das Stadtbild wesentlich verändern und für eine Ankurbelung des Tourismusgeschäfts sorgen werden.
Wer das ursprüngliche Aqaba noch schnell besuchen möchte, sollte sich also beeilen. Das am alten Hafen gelegene Aqaba Heritage Museum bietet einen gute Möglichkeit sich einen Eindruck über die rasante Entwicklung der Stadt, vom Fischerdorf zum Touristenhotspot, zu machen. Zwar ist die Stadt reich an Geschichte, wie die zahlreichen Ausgrabungen im Stadtzentrum zeigen, wer aber auf der Suche nach dem typisch arabisch-orientalischen Flair ist, wird in Aqaba enttäuscht werden. Der Souk der Stadt bietet hier noch am ehesten das gesuchte Ambiente.
Der größte Reichtum der Region Aqaba ist aber die 26km lange Küstenlinie zwischen Israel und Saudi-Arabien entlang des Golfs von Aqaba. Dieser Küstenabschnitt ist unter Tauchern, Meeresbiologen und Ozeanographen auch als die "Perle des Roten Meeres" bekannt. Zahlreiche Korallenriffe und eine unermessliche Artenvielfalt unter Wasser locken Jahr für Jahr tausende Besucher an. Lokale Investoren haben das wachsende Potential der Region erkannt und Ende 2013 den ersten privaten Beachclub des Landes aufgebaut. Knapp 20 Fahrminuten außerhalb Aqaba´s gelegen entstand auf einer Länge von 500 Metern der Berenice Beach Club, welcher nicht nur unter Tauchern aus idealer Ausgangpunkt für zahlreiche Wassersportaktivitäten gilt, sondern auch bei vielen Badetouristen ohne direkten Hotel-Strandzugang. Neben zahlreichen Swimmingpools bietet der gepflegte Strandabschnitt mit Restaurants, die ideale Infrastruktur für einen entspannten Badetag. Vom leicht erhöht gelegenen Beach Club bietet sich eine ausgezeichnete Sicht über die Bucht von Aqaba und seine besondere Lage. Die Nachbarländer Israel (Eilat), Ägypten (Taba) und Saudi-Arabien können von der Badeliege aus direkt eingesehen werden. Umgeben ist die Anlage von der beeindruckenden Naturkulisse des Golf von Aqaba. Die schroffen Bergmassive des Umlandes, deren Farbe sich mit der untergehenden Sonne verändern sowie das glasklare Meer machen einen Besuch von Aqaba unumgänglich.
Land der Gegensätze
Aqaba ist jedoch nicht nur für einen Badeurlaub zu empfehlen, sondern gleichzeitig auch der ideale Ausgangspunkt für Ausflüge zu den zahlreichen Sehenswürdigkeiten des Umlandes. Petra, die antike Felsenstadt der Nabatäer, UNESCO Weltkulturerbe und Schauplatz zahlreicher Filme (Indiana Jones) ist die meist besuchte Sehenswürdigkeit des Landes und sollte ein fixer Bestandteil einer jeden Jordanienreise sein. Inmitten einer schwer zugänglichen Gebirgslandschaft ladet das "Gesamtkunstwerk Petra" zu einer Wanderung durch angenehm kühle Canyons ein. Das von vielen auch als das "Wunder im Morgenland" beschriebene Naturwunder mit seinen rosaroten Sandsteingebäuden, überwältigt nicht nur Archäologen und Geologen, sondern garantiert auch jeden Besucher. Der Weg durch die knapp 3km lange Schlucht führt an zahlreichen Gräbern vorbei, bevor sich der Zugang zur Felsenstadt verengt und man den Siq erreicht. Der Siq ist der knapp 1200 m lange Hauptzugang und offenbart mit seinen knapp 80 Meter hohen Felswänden eine atemberaubende und faszinierende Landschaft. Am Ende der Schlucht angekommen, die an ihren engsten Stellen gerade einmal 2 Meter breit ist, erwartet einen das bekannteste Gebäude der Stadt, die Schatzkammer.
In seinem weiteren Verlauf öffnet sich der Canyon wieder und offenbart zahlreiche Denkmäler wie das in den Fels geschlagene Theater mit bis zu 7000 Sitzplätzen. Wer Petra einen Besuch abstatten möchte sollte dafür zumindest einen ganzen Tag einplanen. Dabei sollte der Besucher aber auch einen Abstecher in das nur wenige Kilometer entfernte Little Petra machen. Little Petra ist der ehemalige Karawanenrastplatz der Stadt und überzeugt durch seine fast schon mystische Ruhe. Abseits der Touristenströme kann man sich in Little Petra gemütlich in die Zeit der Karawanen zurück versetzten und die Schönheit der Umgebung auf sich einwirken lassen. Jordanien ist aber auch das Land der Gegensätze, wie ich auf meiner diesjährigen Reise wieder einmal feststellen durfte! Während man Ende Februar bereits im Meer baden gehen konnte, kann es durchaus passieren, dass man am nächsten Tag bei der Anreise nach Petra, durch eine tief verschneite Winterlandschaft fährt.
Knapp 50 Kilometer von Aqaba entfernt befindet sich das Wüstental WADI RUM. Mit seinen bis zu 400m hohen Felsmassiven, darunter die höchste Erhebung des Landes, der 1754m hohe Jebel Rum, bietet sich dem Betrachter eine einzigartige Wüstenlandschaft. Wer die Gelegenheit dazu hat, sollte unbedingt eine der vielen Wüstentouren buchen und nach einem Tag in der Wüste, eine Nacht in einem der zahlreichen Beduinencamps verbringen. Nur wer einmal selbst einen Sonnenuntergang in der Wüste erlebt hat und anschließend in völliger Dunkelheit den unglaublichen Sternenhimmel betrachten darf, kann den Reiz Jordaniens verstehen ...
Text & Fotos (sofern nicht anders angegeben): Martin Dichler