Jedem wird klar sein, dass diese Flüge hauptsächlich einem Ziel dienen, nämlich möglichst viele skihungrige russische Urlauber in die Alpen zu bringen. Vor allem rund um Neujahr ist die Nachfrage aufgrund der vielen aufeinanderfolgenden Urlaubstage in Russland besonders hoch. Über die Jahre hin haben sich Russen konstant einen Namen als spendierfreudige Urlauber gemacht, und waren daher sehr beliebt und umhegt gleichermaßen.
Die von außen oft genug abgelichteten Maschinen sind allen Luftfahrtenthusiasten mehr als ein Begriff. Was sich aber an Bord ereignet, und was sich so hinter den Kulissen abspielt, ist nur mehr einer wesentlich kleineren Gemeinschaft zugänglich. Austrian Wings war es daher ein Anliegen, an Bord der „Queen of the Skies“ mit Transaero von Moskau Vnukovo nach Salzburg zu fliegen. Genießen Sie den Blick hinter den Vorhang!
Moskau
Moskau ist Russlands Hauptstadt, die größte Stadt des Landes, Zentrum der politischen und wirtschaftlichen Macht, ein Moloch und Kulturjuwel zugleich, und mit circa 12 Millionen Einwohnern gut und gerne um 4 Millionen Einwohner größer als Österreich. Neben all ihrem Reichtum und ihrer Vielfalt hat Moskau eines nicht: Berge! Und wer einmal auf Skiern oder einem Snowboard gestanden ist, und wessen Fähigkeiten über die Jahre hin gewachsen sind, der will nicht mehr auf Skihallen und wenige Meter lange Hügel zurückgreifen. Der wirtschaftliche Aufschwung in Russland und die sich immer weiter herausbildende Mittelschicht wird auch im Skisport immer besser, und beflügelt von den Olympischen Spielen in Sotchi will eine immer breitere Masse ordentlich carven!
Doch der Glanz der letzten Jahre scheint dieses Jahr zu fehlen! Einerseits vermiest die politische Landschaft vielen Urlaubern die Lust, im Ausland ihr Geld auszugeben, andererseits sind 2015 die Möglichkeiten aufgrund der Abwertung des Rubels für viele eingeschränkt. Zudem machen einheimische, russische Projekte den Skizentren Europas Konkurrenz. Doch wohin man letztlich auch will, es geht immer nur mit einer Anreise aus Moskau per Luftfahrzeug. Und wer den Flugplan Transaeros studiert, wird feststellen, dass die Airline neben der B737 auch eine Menge an B767, B777 und B747 an die russische Schwarzmeerküste nach Sotchi bringt, und das mehrmals täglich. Und dass die Reisenden dort zu der Jahreszeit nicht schwimmen wollen, ist auch klar. Direkt vom Flughafen in Sotchi erreicht man per Bahn gemütlich die Skigebiete!
Tickets für die Boeing B747-400
Glücklicherweise entscheiden sich immer noch sehr viele Russen für einen Urlaub im Salzburger Land. Dabei gibt es mehrere Möglichkeiten, wie man auf die Boeing B747 der Transaero kommt. Einerseits platzieren Reiseveranstalter ihre Kunden auf der Maschine. Vermutlich kamen so bis vor kurzem noch die meisten Urlauber an Bord. Oder aber man bucht individuell. Hier geht der Trend klar in Richtung Individualreise. Auch der Flug UN327/328 war und ist über die Homepage der Airline problemlos buchbar. Und darauf wird immer mehr zurückgegriffen. Die Kinder vieler Russen sprechen bereits perfektes Englisch, und Internet ist auch im größten Land der Welt kein Fremdwort mehr, im Gegenteil. WIFI findet man fast überall, ob in den Restaurants, der U- Bahn oder am Flughafen, und gratis ist es oben drein. Oh, und gleich vorweg, wer internetsüchtig ist, der kann gerne auch an Bord vieler Transaero Maschinen surfen, von der B737 bis hin zum Flaggschiff! Und was die „andere Seite“ angeht: vielleicht kommt ja auch einmal der eine oder andere Salzburger in Verlegenheit, einmal in Russland Urlaub zu machen. Eine Direktverbindung sollte man nicht ungenutzt lassen, und Tickets sind wie bereits erwähnt, problemlos buchbar.
Wer Moskau allerdings kennt, der weiß eines: Wie auch immer man den Urlaub bucht, es ist nicht die größte Herausforderung. Das wahrscheinlich schwierigste Unterfangen ist, vom jeweiligen Wohnort an den Flughafen seiner Wahl zu gelangen. Bis vor ein paar Jahren noch gab es keine Aeroexpress Züge, und in Moskau sind auch 12- spurige Autobahnen in der Regel aufgrund der Staus eher Begegnungszone. Nerven und Geduld waren gefragt. Heute muss man nur mehr einigermaßen unbeschadet bis zu einem der drei Bahnhöfe an der Moskauer Ring- U- Bahnlinie kommen, um mit einem Expresszug günstig und schnell ans Ziel zu kommen. Doch wer Moskaus Metro kennt, der kann sich kaum etwas schlimmeres vorstellen, als eine Fahrt zur Rush Hour mit Koffer und Skiern! Wer es aber bis zum Flughafen schafft, der trifft heute auf modernste Infrastruktur, die sogar dem architekturverwöhnten Auge genüge tun wird.
Transaero, eine russische Institution
Die 1991 gegründete erste private Airline Russlands begann ihr Geschäft mit Flügen zwischen Moskau und Tel Aviv, mit anfangs gemieteten Flugzeugen. Schrittweise entwickelte sich die Flotte zu heute einer der Größten in Russland, mit einem entsprechend vielfältigen Streckennetz! Das Airline-Rufzeichen „Trans Soviet“ ist auch schon das einzige, was an die Anfangsjahre des privaten Luftfahrtunternehmens erinnert. Transaeros Geschäftsmodell basiert einerseits auf Ferienflügen (also Charter), andererseits auf Linienflügen. Und hier muss man bereits mit einem fälschlich verwendeten Begriff aufräumen: Die Flüge nach Salzburg sind eigentlich alle samt als Linienflüge geführt, somit sind diese rein technisch gesprochen „Ski- (Linien)- Flüge“. Aber Skicharter klingt einfach vertrauter und ist so eng mit Salzburgs Airport verbunden, dass man diesen der Tradition wegen weiter führen sollte!
Ebenso sei hier an dieser Stelle die „Imperial“ B737 der Transaero erwähnt, eine Maschine der Serie -500 welche für VIP Flüge ausgelegt ist, und über eine entsprechende Kabine verfügt. Das breite Spektrum des Angebots der Airline wird einem bewusst, wenn man sich die vielen Buchungsklassen ansieht. Nicht selten werden auf Europa- Flügen, auch nach Wien, drei Klassen angeboten. Neben unterschiedlichen Service-Ebenen in der Economy (Diskont, Turistitcheski, Ekonom) findet man auch in der Business unterschiedliche Angebote (breiter Sitz, Lie-Flat-Sitz, etc.). Die Krönung aber ist Transaeros „Imperial“ Klasse, das Spitzenprodukt der Airline, und das wohl beeindruckendste in Russland überhaupt.
Transaero war in Russland Vorreiter bei der Einführung westlicher Flugzeugtypen. Zwar finden sich in so manchen Archiven noch Aufnahmen der formschönen IL-86 im Farbkleid der Airline, und auch absolute Raritäten wie die Tu-154S Frachter, bekannt sind aber die DC-10, B757 und B737, die alle samt beim Carrier flogen. Überhaupt ist die Fluglinie ein sehr guter Boeing Kunde, von der B737 trugen mit Ausnahme der Serie -100, -600 und -900 alle Subtypen irgendwann einmal das Farbkleid Transaeros. Heute betreibt die Airline B737-300/400/500/700/800, B747-400, B767-200ER/300ER, B777-200ER/300, sowie TU-204 Frachter und TU-214. Für die Zukunft sind Sukhoi Superjet und A380 ebenso geplant, wie die letzte Version der legendären B747, nämlich die -8I als Passagier- Version. Mehr dazu aber später.
Geflogen wurde von allen drei Moskauer Flughäfen, also Domodedovo im Süden, Vnukovo im Südwesten und Sheremetyevo im Norden der Hauptstadt. In letzter Zeit versucht die Airline immer mehr den Premium Verkehr nach Vnukovo zu lenken, und Domodedovo mit dem Diskont- Modell anzufliegen. Aus Sicht des Passagiers macht dies Sinn, denn platzt Domodedovo aus allen Nähten kann man sich in Vnukovo auch zur morgendlichen Stoßzeit wunderbar durchs Gebäude bewegen. Das verwundert nicht weiter, ist dort doch erst kürzlich der unter modernen Gesichtspunkten gestaltete Terminal in Betrieb gegangen! Nach Salzburg wurde und wird in der Saison 2014/2015 einerseits von Domodedovo, andererseits von Vnukovo aus geflogen.
Die jeweiligen Flugzeugtypen Transaeros sind mit sehr unterschiedlichen Kabinenkonfigurationen ausgestattet. Das geht soweit dass zum Beispiel B737 mit reiner Diskont-Kabine, oder aber mit vier Serviceklassen ausgestattet sind. Teilweise hängen sogar unterschiedliche Triebwerkstypen wie beim Jumbo Jet (Rolls- Royce, GE und Pratt & Whitney) an den Flächen. In der B747 reicht die Bestuhlung von 375 Plätzen und entsprechendem Premium- Anteil bis zu 522 Sitzen, wobei es sich hier um eine High Density Varianten handelt, welche mit lediglich 12 Business Sitzen im vorderen Oderdeck eher für klassische Touristenstrecken ausgelegt ist. Wer somit gerne einmal oben oder vorne im Jumbo fliegen will, der hat beim russischen Carrier die Möglichkeit, das für wenig Geld in der Economy Klasse zu tun. Die unterschiedlichen Kabinenversionen quer durch die Flotte machen für eine Airline wie Transaero durchaus Sinn, kann man nicht zuletzt so ideal auf die Buchungslagen reagieren. Je nach Bedarf donnert so einmal eine B747 mit Premium-Cabin nach Salzburg, das andere Mal nach Bangkok.
Die Boeing B747 bei Transaero
Noch bis vor nicht allzu langer Zeit fanden sich neben dem Flaggschiff B747-400 auch noch die Subtypen -200 und -300 in der Flotte. Viele nutzten damals die Gelegenheit, um auf den klassischen Jumbo Jet Modellen noch zu einem günstigen Flug zu kommen. Heute scheint es so, als würde sich die Flotte bei Transaero nach und nach harmonisieren. So sind per März 2015 12 B747-400 im Einsatz, acht weitere sind derzeit abgestellt, drei der vier mit Rolls-Royce-Triebwerken inklusive. Die -200 und -300 sind ebenfalls schon Teil der Vergangenheit und stehen auf den Friedhöfen der Moskauer Flughäfen herum. Was die Geschichte der einstigen Betreiber angeht, so kamen die mit Rolls-Royce angetriebenen Jumbos von South African, die mit Pratts von Singapore, und die mit den GE von JAL Japan Airlines. Dazwischen fanden sich keine anderen Betreiber. Die Maschinen der Version -200 stießen 2005/06 zu Transaero, wodurch die Airline der erste Betreiber des Musters B747 in Russland war, und zu einem der größten in Europa werden sollte. Die -300 stießen 2007 dazu, und die -400 begannen die Jumboflotte ebenso ab 2008 zu komplettieren, wobei die ersten Maschinen von South African Airways (früher auch als Suid Afrikaanse Lugdiens bekannt) übernommen wurden.
Eingesetzt werden die Maschinen je nach Bedarf nach Südost Asien sowie auf frequentierten Touristenrouten, Ägypten oder Zypern fallen einem hierzu ein. Auch innerrussisch kommt es hin und wieder vor, dass man auf das Großgerät zurückgreifen muss, so wie dieses Jahr in der Wintersaison nach Sotchi. Im Sommer fliegen die Typen hin und wieder zwischen Moskau und Sankt Petersburg, was ebenfalls eine tolle Gelegenheit ist, günstig auf einer B747-400 zu fliegen. Was die Zukunft angeht, so wird man wohl auf Simferopol wetten können. Denn durch die fehlende Landverbindung zwischen Russland und der Halbinsel wird die Nachfrage wohl überbordend werden, vor allem im Sommer.
Check-In in Vnukovo
Vnukovo ist mittlerweile der angenehmste aller Moskauer Flughäfen, gefolgt von Sheremetyevo. Nicht nur dass man ihn schnell und unkompliziert erreichen kann, auch die Kapazitätsgrenze scheint noch lange nicht ausgeschöpft, und als Passagier merkt man das. So auch an diesem Tag, an dem die B747-400 mit Baujahr 2001 für den Flug nach Salzburg vorgesehen war. Nachdem Transaero alle Annehmlichkeiten bietet, die man sich als Flugzeugenthusiast wünscht, konnte man bereits 30 Stunden vor Abflug seinen Platz am Flugzeug via Online-Registraziya (Online-Check-In) reservieren. Oder aber man erledigte das an den dafür vorgesehenen Self- Check-In-Computern in der Abflugshalle.
Die meisten Reisenden halfen sich auch an diesem Tag lieber selbst. Dennoch konnte man sich auch auf normalem Wege beim Schalter einchecken lassen. Beim Betreten des Flughafens war bereits klar dass eine Airline hier den Ton angibt, und das was Transaero. Dies manifestierte sich auch im wirklich tollen aufblasbaren Jumbo-Modell, welches von der Decke hing. Auch der klassische Transaero Schalter mit dem Aquarium durfte in Vnukovo nicht fehlen.
Den einen oder anderen Reisenden konnte man an diesem Tage auch mit Schiern sehen. Hier klappte die Annahme des Gepäcks offensichtlich mehr als reibungslos, Staus oder gar längere Wartezeiten gab es nirgends. Nachdem man die Bordkarte bekommen hatte, ging es an das passieren weiterer Sicherheitsschleusen. Die erste musste man bereits vor dem betreten des Gebäudes hinter sich bringen. Irgendwo dazwischen durfte man sich um seine Ausreise bemühen, und ehe man es sich versah wurde die Bordkarte auch noch mehrere male abgestempelt. Dies ist in Russland üblich, und jeder Mitarbeiter einer Kontrolle/ Schleuse/ etc. welche man passiert stempelt die Bordkarte zwei Mal. Aus jetziger Sicht stellt sich dem auf Papier vertrauenden Reisenden die Frage, wie dies bei mobilen Bordkarten gehandhabt wird... naja, das Leben ist noch lange, einfach ausprobieren. All diese Prozesse sind in Russland mittlerweile keine Schwierigkeit mehr. Und so hatte man auch an diesem Tag erstaunlich schnell alle Kontrollen passiert. Im Gegenteil, der Umgang mit dem Reisenden hat sich diametral gewandelt und ist um Welten angenehmer als in so manchem andern Land der Welt.
Das neue Terminal in Vnukovo teilt sich der Länge nach auf der rechten Seite in internationale Abflüge, auf der linken in nationale. Leider war das Wetter an diesem Tag mit leichtem Regen und kompletter Wolkendecke am Himmel zum Fotografieren ungeeignet. Begleitet von den verschmutzten Terminal Fenstern waren die Resultate dieses Tages entsprechend. In Summe also gab es viel, worüber man aus fotografischer Sicht einfach hinweg sehen musste, aber auch ein schlechtes Foto kann eine tolle Erinnerung sein.
Ein Blick auf die Flugsteige und aus dem Fenster genügte, um zu begreifen, dass in Vnukovo Transaero das Sagen hat. Wo immer man hin sah "erspottete" man den Pfeil in Russlands Landesfarben am Heck der Flugzeuge. Auch zeigte sich die Flotte der Airline in all ihrer Vielfalt, neben den Jumbos waren auch alle anderen Typen zu sehen, mit Ausnahme der in Domodedovo stationierten Tupolevs. Auffallend war, dass an diesem Tag vor allem Linienflüge mit Passagierbrücken angedockt abgefertigt wurden, Feriendestinationen eher mit dem Autobus geboardet wurden. Und Salzburg war ein solcher Flug!
Bis auf die in der Maschine installierte „Imperial“ Klasse waren alle anderen Klassen an diesem Tag bis auf wenige Sitze voll ausgelastet, was somit bedeutete, dass man gute 430 Passagiere irgendwie vom Terminal zum Flugzeug bringen musste. Russen sind bekannt dafür, sehr früh einzuchecken, und so macht man sich dieses Verhalten zu Nutze. Das Boarding begann zirka 50 Minuten vor Abflug, war ein Bus voll, fuhr dieser zur B747 und der nächste wurde am Gate befüllt. Diese Vorgehensweise zeigte einen entscheidenden Vorteil: die Besatzung konnte während den immer wieder ankommenden Bussen die Passagiere versorgen und dabei noch einige Arbeiten und Vorbereitungen erledigen, was bei einem konstanten Strom an Passagieren aus dem Terminal über die Passagierbrücke nicht möglich gewesen wäre. Und so ganz nebenbei gelang auch das eine oder andere Bild der Maschine am Vorfeld, inklusive kurzem Gespräch mit dem Sicherheitspersonal. Fotografieren am Flughafen ist in Russland scheint es immer noch unerwünscht, was in einer Zeit in der jedes Mobiltelefon eine HD Kamera verbaut hat, immer schwieriger durchzusetzen ist. Und noch ein Detail am Rande: in Vnukovo gibt es weiter Ansagen für Passagiere, also wann Boarding beginnt, welche Passagiere noch fehlen, und wann Ende ist. Der Unmensch, welcher in Europa den sogenannten „Silent Airport“ (Flughäfen wie zum Beispiel Wien Schwechat rufen keine Passagiere mehr auf) erfunden hat, dem sei es zu wünschen, selbst noch viele Flüge in seinem Leben wegen dieser Erfindung zu verpassen. Wer beides kennt wird die Vorteile einer gewissen zielgerichteten Kommunikation zu schätzen wissen. Ein Flughafen ist ein Platz an dem sich Menschen bewegen und bewegt werden, kein Spa!
Innerhalb weniger Minuten fanden die ersten Passagiere Platz an Bord der Boeing B747-400. Wie so oft war den meisten Menschen nicht bewusst, um welches Flugzeug es sich handelte, aber dass es Groß war, das stellten viele fest. Auch fand der eine oder andere Gefallen daran, einen Blick in die „Imperial“ Klasse zu werfen, denn diese ist ein echter Blickfang. Zwar sind russische Passagiere sowie Urlauber gleichermaßen in Europa bekannt dafür, nicht die einfachsten Kunden zu sein, aber die Crew hatte an diesem Tag alles mehr als hervorragend unter Kontrolle. Auch wurden Gesetze in Russland dahingehend geädert, dass sichere Flugdurchführungen nun auch für Besatzungen leichter durchzusetzen sind, so ist zum Beispiel der Konsum von selbst mitgebrachtem Alkohol auf Flugzeugen verboten.
Die Crew heißt ihre Passagiere willkommen
Das wichtigste an einem erfolgreichen Flug ist zweifelsohne seine Besatzung. Diese transportiert nicht nur das Image und die Werte der Airline, sie bringen auch das Produkt an sich zum Kunden. Russland ist trotz der schwierigen letzten Jahrzehnte immer noch eine aeronautische Supermacht, welche ihre Anfänge in den Airlines DeRuLuft und Dobrolyot hatte. Und die nationale Airline der Sowjetunion war die größte der Welt. Die Ausbildung der Crew gehörte seit jeher zum Wichtigsten in Russlands Zivilluftfahrt, und unter diesem Aspekt kann man auch die Curricula der Besatzungen verstehen.
Die B747 wird in unterschiedlichen Crew-Versionen geflogen, in der Regel werden diese den Anforderungen entsprechend angepasst. Für kurze Flüge wird die B747 mit der Minimalcrew geflogen. Der Jumbo welcher an jenem Tag nach Salzburg flog war in den Händen zweier Kapitäne. Der als Erster Offizier fliegende Fluglehrer Kapitän Igor Leonidovich Stepanov war so freundlich, einige Fragen zu beantworten. Es ist immer eine unglaubliche Freude, wenn Aviatiker ihren Enthusiasmus teilen!
Austrian Wings: Welche Flugzeuge haben sie in ihrem aviatischen Leben bereits geflogen?
Kapitän Igor Leonidovich Stepanov: Ich hatte das Glück auf der Antonov AN-24/26, der Ilyushin IL-18, den Boeing B737-200/300/400/700/800, der Boeing B757 und den Boeing B747-200/300/400 fliegen zu dürfen.
Austrian Wings: Was mögen sie im Speziellen an der B747?
Kapitän Igor Leonidovich Stepanov: Ich mag einfach alles! Ich habe eine Gegenfrage: was liebt ein Mann an seiner Frau? Was kann ein Mann mehr lieben als seinen Traum zu leben? Oder im Detail, vielleicht ist es die Größe die zählt? Naja, nicht ganz, denn die An-225 Mriya ist größer. Aber ich mag die Antonov nicht. Vielleicht ist es die Reichweite? Aber man kann mit Business Jets viel weiter fliegen. Ist es die moderne Technologie im Jumbo? Naja, es gibt viel modernere Technologien. Die einzig würdige Antwort ist die, dass es einen Traum gibt und ich diesen realisiert habe.
Austrian Wings: Was ist für Sie das „beste“ Flugzeug?
Kapitän Igor Leonidovich Stepanov: Aus welchem Blickwinkel? Aus Sicht der Passagiere? Aus Sicht der Testpiloten? Aus Sicht des Betreibers? Für einen Verkehrspiloten ist immer der Flieger der beste den er momentan fliegt. Ich kann Flugzeuge welche ich nie geflogen bin einfach nicht bewerten. Man sagt es gibt sogar bessere Flugzeuge als all jene die ich geflogen habe. Aber ich liebe alle meine Flugzeuge, ohne auch nur eine Ausnahme: die AN-24 weil ich auf ihr Kapitän wurde, die IL-18 für ihre Einfachheit und Zuverlässigkeit, die Boeing B737-200 weil sie meine erste Boeing war, die B757 weil sie fliegt wie eine Schwalbe und die B737-700/800 dafür, dass ich auf ihr die Chance hatte, junge Piloten auszubilden. Aber ich möchte auf die Frage nach meinem Lieblingsflugzeug und der Liebe zum Jumbo zurückkommen. Fragen Sie einen Bergsteiger der am Elbrus steht, welcher Berg der beste ist. Er wird mit den Worten des Sängers Vysotskij antworten: „Die besten Berge sind die auf denen ich bis jetzt noch nicht war!“. Und nun fragen sie den Bergsteiger die selbe Frage während er am Mount Everest steht.
Austrian Wings: Welche Destinationen sind für Sie schwierig anzufliegen?
Kapitän Igor Leonidovich Stepanov: In meinem Job gibt es keine schwierigen Destinationen, es kann aber unzureichende Vorbereitung geben, und das macht Flüge dann etwas umständlicher. Nichts desto trotz benötigen Innsbruck sowie Salzburg oder aber zum Beispiel Norilsk eine besondere Aufmerksamkeit der Piloten.
Austrian Wings: Welche Zahlen können Sie zum Flug nach Salzburg nennen?
Kapitän Igor Leonidovich Stepanov: Wir werden mit einer Standardgeschwindigkeit von zirka 480 Knoten auf einer Höhe von 34 bis 36 tausend Fuß fliegen. Dabei werden wir ein Abflugsgewicht zwischen 290 und 300 Tonnen haben, und mit etwa 30 Tonnen weniger in Salzburg landen. All diese Daten kann man auch im bordeigenen Videosystem sehen, oder aber mit Programmen wie „Flightradar“ herausfinden. Der Flug führt uns über die Städte Minsk, Brest, Krakau und Wien.
An Bord der EI-XLN als UN327 nach Salzburg
Das Einsteigen in die Maschine klappte hervorragend, und zur Abflugszeit wurden die Türen des Airliners geschlossen. Da der Winterflugplan wie bei jeder europäischen Airline nicht ganz so dicht ist, kommt es schon mal vor, dass Flugzeuge die Nacht hindurch geparkt sind, und erst am Vormittag den ersten Flug unternehmen. Die B747 nach Salzburg war eine solche Maschine, und musste daher enteist werden. Dies geschah in Vnukovo gleich auf der Abstellfläche. Erstaunlich war, auf wie wenig Platz die Flugzeuge abgefertigt wurden, so verwunderte es nicht, dass die Maschine zum Anlassen der Triebwerke etwas aus der Parkposition herausgezogen wurde.
Die meiste Zeit an diesem Tag nahmen eigentlich das Enteisen und der Rollvorgang in Anspruch. Während des Rollens erhielten die Passagiere ihre Sicherheitseinweisung und wurden von der Besatzung über Flugdetails aufgeklärt. Und das obligatorische „Karamel“ (ein Zuckerl) durfte nicht fehlen, denn das ist Tradition, die niemals in Russland gebrochen werden darf!!! Überhaupt hatte man das Gefühl, dass der Airline Kommunikation mit den Passagieren wichtig sei, was von den Passagieren sehr positiv aufgenommen wurde. Es ging vorbei an einigen anderen Airlines, hin zum Haltepunkt der Piste 24. Vor der B747 flogen noch einige B737 ab, und dann war endlich der mächtige Jumbo an der Reihe.
Das Erlebnis des Take-Offs ist an Bord des gleichen Airliners, je nach Sitzplatz unterschiedlich. Sitzt man hinter den Flächen, so vernimmt man den Klang der Triebwerke eher wie ein Donnern und Grollen, und egal welches Triebwerk es ist, beinahe alle klingen gleich. Vorne aber, ja, vorne entfaltet sich die Musik der einzelnen Fabrikate in ihrer Vollkommenheit, vom Knattern eines CFM und Rolls-Royce, über das dumpfe Fauchen des GEs und Pratts, bis hin zum grellen Schreien der Motore aus den guten alten Tagen.
Nachdem der Kapitän die Leistung der Triebwerke erhöht hatte ging es, eines Jumbos würdig, los. Eher langsam beschleunigte die Maschine die Piste entlang, typisch für die B747 erhob sich der Airliner dann sehr gemächlich in die Lüfte. Nichts deutete darauf hin, dass der Spaß schon nach knapp über 2 Stunden vorbei sein würde, im Gegenteil. Es war als flöge die B747 einem 12 Stunden Flug entgegen. Trotz der Wolken war der Abflug nicht turbulent, und das Durchstoßen der Wolkendecke war wohl einer der willkommensten Momente eines Fluges, vor allem wenn die Sonne auf der gegenüberliegenden Seite mit ca. 45° und von hinten links auf die Maschine strahlt. Dann nämlich, dann sieht man seinen eigenen Schatten, mit entsprechender Möglichkeit tolle Bildern zu bekommen!
Der Abflug aus Moskau.
Einige Impressionen aus der Kabine während des Fluges
Schon wenige Minuten nach dem Start wurden die für den Jumbojet typischen Krüger- Klappen entlang der Vorderkante der Flächen eingefahren, die Maschine befand sich nun in Reiseflugkonfiguration. Seinen Sitzplatz durfte man aber, wie auf russischen Airlines üblich, erst mit erreichen der Reiseflughöhe verlassen. Seitens der Crew wurde darauf penibelst geachtet. Das sind die Minuten, in denen man als Aeronaut den Moment genießen, und einfach alle Kameras, Fotoapparate, Mitreisende und sonstiges links liegen lassen sollte. Denn eines war in dieser Sekunde gewiss: die B747-400 wird nicht mehr lange als Passagierflugzeug zugegen sein. Folgt sie dem Trend der letzten Jahre, so werden viele der noch eingesetzten Maschinen vorzeitig durch modernere ersetzt.
Auf der Reiseflughöhe angekommen wurden die Anschnallzeichen abgeschaltet und die ersten sprangen bereits auf um eine Toilette aufzusuchen. Staus gab es allerdings keine an Bord. Die Massen verteilten sich sehr gut in einer gut durchkonzeptionierten Kabine. Sie verfügt auf EI-XLN über 4 sehr große Küchen, drei zentral über das Hauptdeck verteilt, eine am Ende des Oberdecks. Die 10 WC in der Hauptkabine, und die 2 im Oberdeck tragen zum Komfort bei, da es wie bereits erwähnt, fast nie staute.
Die bereits erwähnten Küchen sind vor allem bei Langstreckenflügen von Bedeutung, doch auch auf so kurzen Strecken wie von Moskau nach Salzburg erhält man auf Transaero in allen buchbaren Klassen eine Bordverpflegung. Diese sind nicht etwa irgendein 25g Knabbergebäcksackerl oder Waffeln, sondern zumindest ein Tablett mit etwas Abwechslung. Kulinarisch lehnte man sich bei diesem Flug mehr an die russische als die europäische Küche an. Das bedeutete frische Piroshkis
110 In der Ekonomy Klasse werden „Piroshkis“ gereicht, was wohl gefüllte Brötchen wären. Bei der Füllung greift man auf so ziemlich alles zurück, was die Russische Küche so bietet: Kartoffeln, Kraut, Faschiertes, Fisch und in den islamischen Republiken Russland auch Hammel. Aber egal womit sie gefüllt sind, sie schmecken immer köstlich!
Wirklich interessant ist aber das, was die Airline in der Business Klasse bietet. Vergleicht man das Angebot gestandener europäischer Mainline Carrier, so spielt die russische Airline in einer ganz anderen Liga. Zwar kam hier sicher auch der Auswahl des Luftfahrzeuges eine gewisse Rolle zu, aber auch auf anderen Flugzeugtypen, so wurde von der Crew versichert, gibt es ein ähnlich reiches Angebot. Und auch in der Business Klasse tauchten die Reisenden in die Welt der russischen Kulinarik ein, mit in Europa relativ unbekannten Speisen, aber gleichwohl russischen Klassikern!
Die „Imperial“ Klasse war auf diesem Flug nicht besetzt, da üblicherweise Jumbos mit 522 Sitzen Salzburg anfliegen, diese haben von Vornherein keine First Class installiert. Oft aber werden wie bereits erwähnt die Maschinen den Anforderungen des Streckennetzes kurzfristig getauscht, so dass eben an diesem Tage ein in Drei-Klassen-Bestuhlung nach Salzburg flog. Das brachte natürlich den Vorteil mit sich, auch einen Blick hinter die Kulissen eines Luxusproduktes werfen zu können, welches der normale Reisende sein Leben lang nicht zu Gesicht bekommen wird.
Business Sitze werden auch nach Salzburg vergeben, üblicherweise sind 12 buchbar. Diese waren größtenteils auch vergeben. Hat ein Jumbo mit 522 Sitzen im Oberdeck auch noch einige Reihen Economy untergebracht, so hat EI-XLN eine reine Business Klasse im Oberdeck. Sollte diese überbucht sein, so werden Passagiere je nach Status in die „Imperial“ gesetzt.
Alle Sitze an Bord des Airliners verfügen über ein bordeigenes Entertainment System, mit kleinen Bildschirmen in der Economy und jeweils entsprechend größeren in den höheren Klassen. Auch hat der Jumbo noch klassische Projektoren verbaut, und der eine oder andere Röhrenbildschirm hängt ebenfalls von der Decke.
Der Flug an sich verlief mehr als Ruhig, kaum Turbulenzen. Man merkte aber durchaus, was eine gute und vor allem hingebungsvolle Crew für den Flugverlauf bedeutet: die kleinsten Anliegen der Passagiere wurden, wenn nicht von vornherein schon erkannt, dann zumindest auf Nachfrage sofort erledigt. So gewährleistet man als Airline, dass der Passagier das Flugzeug als zufriedener Kunde verlässt.
Und bereits wenige Minuten vor dem Sinkflug hieß es wieder „hinsetzen und anschnallen“. Diese Aufforderung wurde wieder vom obligatorischen Zuckerl begleiten und, erstaunlicherweise, von allen Passagieren sofort umgesetzt. Verflogen scheinen die Tage, in denen man auf russischen Airlines noch bis kurz vor der Landung in der Kabine herumspazieren konnte. Die Disziplin ist offensichtlich auch unter den Reisenden sehr gestiegen. Andererseits musste man sich mit dem beginnenden Sinkflug auf das Ende dieses einmaligen Erlebnisses einstellen. Bei den meisten an Bord die Urlaubsstimmung trotz schlechten Wetters im Salzburger Land immer besser, als Aviatiker aber wäre man sicher gerne noch länger geblieben.
Doch noch stand die Landung an, und die ist in Salzburg immer spektakulär. Den ganzen Flug hindurch war die komplette rechte Seite der B747 im Schatten, was eine hervorragende Sicht auf die Triebwerke, Klappen und Flügel der Maschine ermöglichte. Bei der Landung musste man aber mit etwas Sonne von vorne rechts rechnen. Sitzt man im vorderen Drittel des Flugzeuges und legt Wert auf eine gute Sicht auf die Triebwerke, so kann man seine Kameras etc. so anbringen, dass sich selbst bei etwas Licht von vorne noch sehr gute Ergebnisse bringt. Hinten sieht die anders aus, da geht der Blick dann direkt in die Sonne, und die verstärkt jedes Staubkorn auf dem Fenster ums Hundertfache. Von „gecrazden“ (also leicht spröden) Fenstern will man gar nicht erst reden.
Die komplett geschlossene Wolkendecke, von Moskau bis über Linz hinweg eröffnete sich erst im Anflug auf Salzburg, was einerseits einen sonnigen Anflug bedeutete, andererseits aber leider die Chance auf Aufnahmen des Schattens des Airliners auf der Wolkendecke darunter nahm. Da sich bekanntlich die Wahlmöglichkeiten für diverse andere Sitze in einer voll ausgebuchten Maschine wenige Minuten vor dem Aufsetzen in Grenzen halten, nahm man alles so wie es kam.
Die B747-400 zeigte sich sehr träge und zugleich behände im Landeanflug, kleinere Turbulenzen machen dieser dicken Lady kaum etwas aus. Hin und wieder konnte man ein leichtes Fauchen der Pratts vernehmen, eine Begleitmusik die man nicht missen will. Die schrittweise in Landekonfiguration gebrachte Boeing baute immer mehr Geschwindigkeit ab, damit einhergehend stiegen die Vibrationen in der Kabine. Es ist einfach herrlich wenn man spürt, dass man in mehreren hundert Tonnen Aluminium entspannt sitzend durch die Luft pflügt.
Die Spektakuläre Landung in Salzburg
Salzburg Airport war nur noch wenige Höhenmeter entfernt, da konnte man am Flughafenzaun schon eine halbe Armee an Spottern sehen, die mit dem Wetter und der Ankunft der Maschine wohl Glück hatten, zuvor hatte es geregnet. Als Aviatiker lernt man, dass die aeronautischen Wege zum Glück vielfältig sind, aber cooler ist es schon, wenn man im Riesenvogel selber drinnen sitzt, während dessen Hauptfahrwerk begleitet von den verstummten Pratts sanft in Salzburg aufsetzt. Nach dem Ausfahren der Störklappen sackten die Flächen sofort nach unten, dann setzte das klassische Scheppern der Kabine ein, nur um dann von der noch lauteren Schubumkehr übertönt zu werden. Bei all diesen Flügen auf so vielen zweistrahligen Airlinern hat man wohl schon vergessen, dass der Bremsaufwand dieses Vierstrahlers etwas umfangreicher ist. Aber letztlich kam die B747 begleitet von einer leichten Gischt durch das von der Piste aufgewirbelte Wasser der Schubumkehr zum Stillstand. Üblicherweise denkt man sich jetzt, dass der Spaß vorbei wäre. Aber in Salzburg war die Vorfreude darauf, wie der kleine Airport mit dem großen Jumbo fertig wird, zu verlockend!
Vorbei an einigen anderen Skicharter- Flügen rollte die B747 zu ihrer Parkposition. Die Triebwerke wurden abgestellt, die Maschine vom Bodenpersonal gesichert und die Stiege in Position gebracht. Obwohl man ja eigentlich noch angeschnallt hätte bleiben sollen, hielt es jetzt nur mehr noch die wenigsten. „Auf zur Tür“ war die Devise. Entgegen der Praxis in Domodedovo verwendete man auch in Salzburg zwei Stiegen. Und siehe da, in Salzburg nutzt man die engen Verhältnisse geschickt, in dem man die Passagiere vom Flieger direkt in den Ankunftsbereich gehen lässt, ohne nervige Busse aufzufüllen. So arbeitet man mit einem Jumbo, und es war eine Freude zu sehen, wie in wenigen Minuten die Kabine komplett leer war. Mehr noch, es wirkte förmlich als Aufforderung an Transaero, eventuell in Zukunft doch einmal einen vollen A380 nach Salzburg zu bringen – für den Airport wäre es eine Kleinigkeit!
Doch damit nicht genug, auch die Einreiseformalitäten wurden unglaublich rasch und effizient von der Grenzpolizei erledigt. Lediglich in der Ankunftshalle staute es ein wenig. Aber dafür konnte das Team des Salzburg Airports relativ wenig. Auch die Ausgabe des Gepäck klappte wunderbar, hin und wieder musste man dem einen oder anderen verlorenen Russen noch über die Runden helfen, aber das macht die Sache ja nur noch interessanter. Wer allerdings ein zweites Mal nach Salzburg fliegt, der wird mit Sicherheit vor der Landung das WC an Bord der B747 aufsuchen, oder baut sich während er auf sein Gepäck wartet sein eigenes, denn alles ist schneller als in der Schlange in der Gepäckausgabehalle zu warten. Die B747 zeigte die Kapazitätsgrenzen der Ankunftshalle schamlos auf.
Und irgendwie wollte dieses Erlebnis einfach nicht enden, denn selbst nach dem Verlassen des Terminals bewegten sich immer noch Massen an hilfesuchenden Russen durch die Gegend, die sich alle nur schrittweise in die jeweils gewünschte Enddestination, via Taxi, Bus oder Limousine, bewegten. Der Blick hinter die Kulissen des größten Skicharter- Fluges der Österreich ansteuert endete wohl hier an diesem Punkt!
Und neben vielen Legenden und Mythen kristallisierte sich vor allem ein Eindruck heraus: bei all diesen Flüge handelt es sich nichts anderes als den Transport skihungriger russischer Touristen nach Österreich. Die Flüge sind aufgrund der Größe der B747-400 eine komplexere Herausforderung an das Personal an den Flughäfen und an Bord des Airliners aufgrund der kurzen Blockzeiten (sowohl am Boden als auch in der Luft), und bedürfen eines besonderen Einsatzes der beteiligten Personen. Die Leistung welche die fliegende Crew erbrachte, und das im kapitalistischen Neusprech ausgedrückte „Produkt“ übertreffen alle Erwartungen an einen 2- Stunden- Flug um Meilen! Was Transaero seinen Reisenden bietet ist eben genau das was Russen suchen, die tagtäglich im Moloch Moskau leben: eine möglichst entspannende, günstige und dennoch qualitativ hochwertige Anreise in das als Paradies geltende Österreich. Warum aber so viele Menschen am Zaun in Salzburg stehen und mit Leitern darüber hinwegfotografieren, das konnten die wenigsten an Bord nachvollziehen.
Und wer als Aviatiker, vom sündigen CO2 Gewissen geplagt, auf die Bahn als weiteres Reisemittel zurückgriff, der konnte er auch noch am Bahnhof Unmengen an russischen Urlaubern ausmachen, welche sich alle irgendwie, nach und nach in alle Windrichtungen verteilten. Alle samt haben sie Lächeln im Gesicht und ein Glänzen in den Augen, das man bekommt, wenn man weiß, wie wahnsinnig schön, erlebnisreich und aufregen es ist, mit Skiern und Snowboards auf Österreichs Bergen zu carven! Und wenn der eine oder andere statt glänzende schon glasige Augerln hat, na dann freut er sich eben auf das Apres Ski!
Transaeros zukünftige Flotte und Expansion
Luftfahrenthusiasten wollen nichts mehr als Abwechslung und Diversität am Himmel über uns. Man stelle sich eine Welt vor, in der man zwischen Airbus oder Boeing wählen kann, und dann och die Wahl hat zwischen Airline A oder B. Transaero war immer bekannt für seine abwechslungsreiche Flotte und ist immer wieder im Zentrum diverser Spekulationen. So ist im allgemeinen bekannt dass die Airline sowohl den A380 als auch den A321 geordert hat. Der CEO der Airline und eine wahre russische Luftfahrtlegende, Olga Aleksandrovna Pleshakova hat sich Zeit genommen, um den Status- Quo und die Zukunft Transaeros näher zu beleuchten.
Austrian Wings: Wie wird die zukünftige Flotte von Transaero aussehen?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Zurzeit besteht die Flotte von Transaero aus 103 Flugzeugen, hauptsächlich sind dies Boeings. Zusätzlich sind Flugzeuge anderer Produzenten bestellt, so zum Beispiel der A380 oder der A321 von Airbus. Aufgrund einiger makroökonomischen Veränderungen, und aufgrund des Optimierungsprogramms zur Steigerung der Effizient des Unternehmens sind wir gerade dabei, die Auslieferungstermine einiger Flugzeuge zu verändern. Aber natürlich wird das Flottenerneuerungsprogramm weitergeführt, es wird aber an die makroökonomischen Erfordernisse und an die Marktsituation angepasst.
Austrian Wings: Welche Zukunft erwarten die TU-214. Ist Transaero zufrieden mit der TU-214?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Unser Unternehmen betreibt die TU-214 seit 2007. Wir haben drei Passagierversionen und zwei Frachter vom Typ Tu-204-100C in unserer Flotte. Wir planen das Netzwerk für diesen Typ sehr durchdacht, um die maximale Effizienz aus diesem Typ herauszuholen. Zurzeit fliegen wir mit diesem Airliner zwischen Moskau und Yakutsk, Barcelona, Teneriffa, Sharm- El- Sheik, Sotchi und Ovda. In der nahen Zukunft planen wir Flüge nach Komsomolsk- Am- Amur zu starten. Die TU-214 ist ein höchst zuverlässiges Flugzeug welches alle Erfordernisse erfüllt, um international operieren zu können. Für unsere Passagiere tun wir alles um den maximal möglichen Komfort zu bieten. Die Kabinenausstattung dieser Flugzeuge zum Beispiel kommt aus Deutschland. Das hat zur Folge, dass Passagiere keinen Unterschied zwischen der Tupolev TU-214 und einer Boeing feststellen.
Austrian Wings: Wird es jemals eine „reine“ Flotte aus nur Boeing oder Airbus geben?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Unsere Bestellungen inkludieren Typen diverser Hersteller, somit hegen wir solche Pläne für die Zukunft nicht.
Austiran Wings: Hat die jetzige Krise Auswirkungen auf das Unternehmen? Welche Destinationen sind die profitabelsten für Transaero?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Erstens, Krisen sind zyklische Erscheinungen in der Wirtschaft. In unserem 23-jährigen Bestehen haben wir bereits unterschiedliche Krisen durchlebt. Daher sprechen wir gerne darüber, dass wir es als positive Erfahrung werten, diese Krisenzeiten überlebt zu haben. Unser Unternehmen hat beginnend im November 2014 mit einer Optimierung der Geschäftsprozesse begonnen und die Effizienz der Produktion gesteigert. Transaero ist die größte Touristen Airline am russischen Markt. Daher haben wir in unserer Verkaufsstruktur viele internationale Flüge, welche für die Airline sehr profitabel sind. Wir sind sehr flexibel und reagieren sehr schnell auf wechselnde Nachfrage durch Kunden, und wir planen unsere Flüge nach den zurzeit eben nachgefragtesten Destinationen. Während der Sommersaison eröffnet unser Unternehmen neue Flüge von Sankt Petersburg nach Peking und Shanghai. Auch wollen wir die Aufmerksamkeit auf unsere neue Route von Moskau nach Delhi lenken, welche im Februar 2015 begonnen hat, ab April 2015 werden reguläre Flüge nach Prag aufgenommen. Für Paris zum Beispiel sehen wir eine konstante Nachfrage. Die Route Moskau- Paris ist eine unserer nachgefragtesten. Flüge nach Wien wurden auf zwei tägliche Verbindungen ausgebaut, ebenso nach Berlin. So wurden Flüge zu bestimmten Zielen reduziert, weil zugleich das Angebot in andere Länder ausgebaut wurde (zum Beispiel wurden Flüge in die Ukraine reduziert). Wenn wir von der GUS sprechen, so haben wir die Zahl der Flüge nach Kasachstan und Usbekistan erhöht. Ein weiteres Beispiel für Expansion sind touristische Ziele, die Karibik wurde zum Beispiel für viele Russen aufgrund des Rubel- Kurses sehr teuer. Aber wir sehen eine steigende Nachfrage nach Reisen in die Türkei und nach Ägypten. Wir schichten unser Flugportfolio nach den Wünschen potentieller Kunden um und stützen dies mit Währungskäufen. Auf der anderen Seite bauen wir unser innerrussisches Netzwerk um, und erhöhen dabei die Flüge in russische Tourismusgebiete wie Sotchi oder das Krasnodarer Gebiet. In Russland haben wir auch viele Skigebiete wie den Altai, Kemerowo und Krasnojarsk. Auch erhöhen wir die Verbindungen aus regionalen Städten in diese Zentren.
Austrian Wings: Warum fliegt Transaero von den beiden Moskauer Flughäfen Domodedovo und Vnukovo aus?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Historisch betrachtet war immer Domodedov unser Hauptflughafen. Wir betrachteten ihn als unseren Hub, und flogen von dort reguläre Inlands-, GUS-, und internationale Flüge. Von 2007 bis 2014 haben wir auch Ferienflüge zu sehr populären Destinationen aus Sheremetyevo durchgeführt. Im Herbst 2014 haben wir uns dazu entschlossen, die Flüge während des Umbaus des nördlichen Terminals von Sheremetyevo aus einzustellen. 2012 haben wir unsere Flüge aus Vnukovo begonnen. Teile unseres Flugbetriebs nach Vnukovo zu verlagern war eine sehr schwierige Entscheidung, aber wir haben die Wünsche unserer Kunden berücksichtigt und auch die Verkehrsströme der Hauptstadt Moskau analysiert, ebenso wie die Perspektiven aller drei Airports. Zurzeit fliegen wir hauptsächlich Flüge in der „Diskont“ Klasse aus Domodedovo. Parallel dazu bieten wir Full- Service Flüge aus Vnukovo an. In Vnukovo bieten wir unseren Passagieren komfortable Anschlussflüge, zum Beispiel zwischen Europa und China, oder zwischen Israel, Indien (Delhi) und Nordamerika.
Austrian Wings: Wie wichtig und profitabel sind für Transaero Transitpassagiere aus Europa?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Wir sehen eine wachsende Nachfrage nach Flügen von Europa nach Südost Asien. Und natürlich erfreut sich dieses Angebot größter Beliebtheit.
Austrian Wings: Welche Pläne hat Transaero für die Zukunft?
Olga Aleksandrovna Pleshakova: Wir sehen der Zukunft optimistisch entgegen. Transaero wird weiter am Programm zur Effizienzsteigerung arbeiten und gleichzeitig flexibel in jedem Marktsegment bleiben. Wir steigern unseren Verkauf. Dieser fokussiert auf Qualität. Und das erlaubt uns, optimistische Prognosen für die Zukunft zu erstellen Im Rahmen der Flottenerneuerung erwarten wir neue Flugzeuge noch dieses Jahr. Ebenso werden wir weitere Details zu unserem Sommerflugplan bekannt geben.
Austrian Wings: Wir danken für das Gespräch!
Danksagung
Zu guter Letzt sei hier noch ein Dank an alle beteiligten ausgesprochen, die diesen Blick in einen „Skicharter- Flug“ ermöglicht haben. Besonderer Dank gilt der Transaero Pressestelle, welche in mühevoller Arbeit eine organisatorische Meisterleistung vollbrachte! Die Freundlichkeit, die Leistung und der Einsatz der Crew sind ebenso unvergesslich und suchen ihres Gleichen, danke für die tolle Unterstützung!!! Transaero kann stolz auf solche Mitarbeiter sein! Und ebenso ein herzliches Vergelt’s Gott an die Mannschaft des Salzburg Airports (speziell an Herrn Klaus und Frau Macek) sowie der Transaero Station VIE! Danke an Sie alle!
Text: Roman Maierhofer
Videos: Roman Maierhofer
Fotos, sofern nicht anders angegeben: Maierhofer / Huber / Reiner